»Irgendetwas hatte sich geändert.«

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»Auch wenn ich dir schon tausend Mal Glück gewünscht habe, tu ich es noch mal: Glück, Glück, Glück! Ich hab 3:0 getippt... enttäusch mich nicht!«, hatte ich um kurz vor zwölf als WhatsApp-Nachricht in mein Handy getippt. Ich wusste, dass Basti die Nachricht noch lesen würde, da sie um die Uhrzeit erst planmäßig im Stadion ankommen sollten. 
»Druck aus ganz Deutschland lastet auf meinen Schultern... und jetzt auch noch deiner! Ich werde mich anstrengen. Ich danke dir!«, hatte ich seine Antwort um kurz nach zwölf lächelnd gelesen. Und nun war es mittlerweile 15 Uhr, Deutschland hatte 4:0 gegen Portugal gewonnen und Papa und ich saßen mit dem dicksten Grinsen vor einem Fernseher im Camp. Papa war mit einem Trikot eingekleidet, hatte eine Deutschlandbrille auf der Nase und ich saß wedelnd mit meinem Hawaii-Kettchen aus den Deutschlandfarben auf meinem Stuhl.
»Du hast dir den Basti aber grade ganz genau angeschaut!«, lachte Papa, als wir Interviews der Spieler nach dem ersten Gruppenspiel sahen und unser Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht bekamen. Die Spieler wollten sich nach dem Spiel sofort auf den Weg machen und sollten gegen sieben Uhr zurück im Camp sein. Der Weg nach Salvador betrug mit dem Flugzeug lediglich eine Stunde, doch der Weg zum Camp und in Salvador vom Stadion zum Flughafen wurde wegen Fans oder Autogrammwünschen etwas länger geschätzt und geplant. 
»Ich hab mir jeden Spieler genau angeguckt, Papa. Man schaut sich die jetzt ganz anders an, als wenn man sie nicht kennen würde.«, gab ich zurück und merkte, wie sich meine Wangen leicht rot färbten. 
»Aber du hast bei Basti ganz anders geschaut, Livia!«, Papa stand auf und nahm sich ein Bier aus einer Kiste. »Hier, trink eins, dann rückst du vielleicht mit der Sprache raus.«
»Mit welcher Sprache denn, Papa?«, lachte ich und versuchte die Ahnungslose zu mimen. 
»Du verbringst viel Zeit mit Basti – eigentlich jede freie Minute –, schreibst ihm kurz vor dem Spiel Nachrichten, grinst breit wenn eine von ihm kommt, von Felix erzählst du gar nichts mehr und jetzt guckst du Basti mit solch strahlenden Augen an, dass man ja schon fast Angst bekommen muss.«, erklärte mein Vater sich und mir stockte fast der Atem. 
»Erstens: Felix ist Deutschland und Deutschland ist weit weg. Zweitens: Man Papa, stimmt doch gar nicht!«
»Ach Livi!«, ich wusste, dass mein Vater mich durchschaut hatte, seine Stimme verriet es mir, und als er seinen Stuhl näher zu mir rückte und seinen Arm freundschaftlich um meine Schulter legte, wusste ich, dass ein Vater-Tochter-Gespräch vor mir liegen würde. »Du magst Basti gern, oder?«
»Klar, sonst würde ich ja nicht so viel Zeit mit ihm verbringen.«, gab ich fast nebenbei von mir und sah weiter auf den großen Fernseher vor uns. Irgendwie brachte mich die Situation in Verlegenheit, auch wenn es mein eigener Vater war und ich mir selbst im Bezug auf Basti nichts vorzuschreiben hatte – außer, dass wir uns gut verstanden. 
»Ich kenne dich mittlerweile seit 22 Jahren, mein Schatz, und du weißt, dass du mir nichts vormachen musst.«, ließ mein Vater noch immer nicht locker und sah mich von der Seite her an. 
»Ich mag ihn halt gern und wir haben tolle Gespräche. Und ich habe das Gefühl, dass ich so richtig ich bin in seiner Nähe. Nicht so wie bei Felix damals, sondern irgendwie... anders.«, rückte ich mit der Sprache raus. Ich erwischte mich dabei, wie ich mich über die Worte wunderte, die Felix und Basti verglichen. 
»Also hilft er dir dabei, deine Ziele für Brasilien zu erreichen?«
»Wahrscheinlich nicht direkt und bewusst, aber indirekt womöglich schon. Aber ich kenne ihn noch nicht lange.«, seufzte ich und merkte, dass ein Hauch von Wehmut in meiner Stimme mit floss.
»Das hat nichts zu bedeuten. Manchmal hat man mit den Menschen, mit denen man nur eine kurze Begegnung hat, die bedeutungsvollsten.«, versicherte mein Vater mir mit seinen weisen Worten und drückte mich für einen Moment gegen seine Schulter. Ich sog den Duft nach seinem gewohnten Aftershave, das mich immer an ihn erinnern würde, ein, und genoss den Moment der Zweisamkeit, die wir in den letzten Tagen viel zu wenig hatten. »Die Zeit ist außerdem noch nicht vorbei. Mach dir keinen Stress, genieße die Zeit hier einfach und hab mit den Menschen Spaß, die dir gut tun.«
»Mach ich, Paps.«, lächelte ich und drückte ihm für seine heilenden Worte einen Kuss auf seine Wange. Ich war ihm dankbar für so viel Verständnis und Liebe, die er mir in den letzten Minuten entgegen gebracht hatte. Es tat gut, mit ihm zu reden, diese väterliche Nähe und die helfenden Arme zu spüren. 
»Auch wenn ich viel in der Küche zu tun habe, weißt du, dass du immer zu mir kommen kannst, okay?«, hauchte er mir irgendwann gegen meine Schläfe und drückte mir einen kurzen Kuss auf. 
»Ich weiß.«, lächelte ich und schloss einen kurzen Moment die Augen. »Danke, dass du mich überredet hast mitzukommen.«
»Doch nicht so blöd hier, ja?«, lachte er und hatte womöglich all die langen Diskussionen im Kopf, die wir wochenlang in Deutschland geführt hatten. 
»Ich kann jeden Tag surfen und habe Sonne pur!«, ich streckte lachend meine Arme von mir. »Manchmal muss man mich halt zu meinem Glück zwingen.«
»Ich glaube es auch langsam!«, lachte mein Vater und stieß mit seiner Flasche Bier an meine. »Auf das Team und den unglaublichen ersten Sieg!«
»Auf die dicke Party später!«, grinste ich und hoffte insgeheim, dass der Sieg gegen Portugal am Abend gefeiert werden würde. 
»Du darfst später sicher gern mit einem Vitamindrink mit den Jungs anstoßen.«, mein Vater hob mahnend den Zeigefinger. »Die Kiste Bier müssen wir auf dem Weg in die Küche auch wieder in mein kleines Häuschen bringen, damit sich keiner dran vergreift.«
»Also doch Schmuggelware aus der Küche!«, lachte ich auf. 
»Aber nicht für die Spieler, nur für die Bediensteten!«, stimmte er mit ein und warf Jugendhaft seinen Kopf in den Nacken. Mein Vater strahlte, ich strahlte, die Jungs würde in wenigen Stunden strahlend über den Platz laufen, die Sonne stand tief am Himmel und die Wellen schienen auch in Ordnung zu sein. Ich wusste, dass ich den Sieg vorerst draußen auf den Wellen feiern würde. 

»Gib mir ein H!«
»H!«
»Gib mir ein U!«
»U!«
»Gib mir ein M!«
»M!«
»Gib mir ein B!«
»B!«
»Gib mir ein A!«
»A!«
»Und wir singen... Humba, humba, humba, tätärä!«
Ich zuckte in meinem Zimmer zusammen, als ich meine Haare zu einem lockeren Zopf gebunden hatte, die Kordel meines weißen Strandkleides unter meinen Brüsten zu einer Schleife band und Thomas lauthals seine Kameraden zu seinem Freudengesang anstimmte. Die Jungs waren eine halbe Stunde zu früh und auch wenn ich mich noch schminken wollte, durchfloss die große Freude mich so sehr, dass ich sofort alles stehen und liegen ließ und fast schon aus dem Zimmer stürmte. Die Mannschaft tanzte mit seinem Team über den Platz vor dem Essenssaal und wedelte mit Fähnchen und Trikots. Obwohl ich dachte, mit ihnen wäre nach einem solchen Spiel nichts mehr anzufangen, überzeugten sie mich in diesem Moment unglaublich vom Gegenteil. 
Spaßig sah ich mir das Freudentaumel von der Terrasse aus an, als sich alle abwechselnd noch einmal in den Armen lagen und heiß über das Spiel diskutierten. Auch Basti und Lukas hatten einen Arm um die Schulter des jeweils anderen gelegt und wedelten lachend und singend mit einem Fähnchen im Wind herum. Ich musste lachen und sofort ging mein Herz auf. Ich konnte Fußball nie etwas Großes abgewinnen, doch während der letzten Tage und gerade in diesem Moment, wusste ich, dass es Menschen gab, denen es eine solch große Freude bereiten konnte, dass ich mich schon fast davon anstecken ließ.
»Glückwunsch, Basti!«, hörte ich meinen Vater sagen, als sich die Traube langsam auflöste, die Gesänge verstummten und der Großteil der Mannschaft nach und nach in das Essenshaus ging. Ich horchte auf und ging langsam und fast schon schüchtern auf die Verbliebenen – Lukas, Basti, Thomas, Christoph, Julian und Jogi – zu. 
»Thomas, großartig. Wirklich!«, steuerte er auf den nächsten Spieler zu. Ich musste grinsen, als ich sah, wie mein Vater sich jeden einzelnen vorknöpfte und ihn stolz in die Arme schloss. Thomas, Lukas, Basti und auch Jogi kannte er schon von den letzten Jahren, doch dass er auch Julian und Christoph so liebevoll und stolz gratulierte, berührte mich irgendwie. 
»Hey Liv!«, rief Basti irgendwann und winkte mir zu. Der Weg zum Essenshaus war zwar nicht weit, doch ich ging so langsam, dass sich alle beglückwünschen konnten, dass ich meine Zeit brauchte. Ich lächelte breit zurück und hob ebenso meine Hand. Ich sah, dass Basti auf mich zukommen wollte, wurde aber von dem Manager der Mannschaft und meinem Retter am ersten Tag, Oli Bierhoff, ins Haus gerufen wurde. Sofort blieb er stehen und drehte sich zum Gehen um und verschwand im Inneren des Hauses.
»So seng Siega aus!«, fing Thomas wieder an zu singen, als er mich entdeckte und hüpfte wie eine unbeholfene Jungfer in der Disco auf der Stelle herum und wedelte nebenbei mit seinem Fähnchen. Wieder kam sein breites Grinsen zum Vorschein und mir blieb nichts anderes übrig, als lauthals loszulachen. 
»Supa gespuit Toaschütze.«, lachte ich und gab mir extra Mühe, das Hochdeutsche ins Bayrische zu übersetzen. 
»Wow! Dofür kriegst du a Umarmung.«, setzte er an und hob mich für einen Augenblick vom Boden hoch. »Danke Liv!«
»Hab ich extra für dich einstudiert.«, grinste ich stolz und schlug mit den anderen Spielern ein. 
»Da hattest du den ganzen Nachmittag zu tun, ja?«, lachte Jogi, als ich ihm als letztes ein High-Five entgegenstreckte. 
»Den ganzen nicht, für das Spiel hab ich eine Pause gemacht.«, erwiderte ich stolz und holte mir einen Schulterklopfer von Lukas ab. 
»Wer das verpasst hat, ist selbst Schuld!«, rief Thomas auf und hüpfte noch einmal in die Luft.
»Jetzt freut euch nicht zu früh, wir sind gerade beim ersten Spiel!«, versuchte Jogi die Jungs wieder runter zubringen. Schweigend schielte ich zu Thomas, der für einen kurzen Moment seinen Mund hielt.
»Ach Jogi.«, Thomas klopfte seinem Trainer auf die Schulter und zog ihn vor zum Essenshaus. Auch Paps und die anderen Spieler waren auf dem Weg ins Innere des Hauses, als Basti in der Tür erschien. 
»Jetzt aber!«, lachte er und war dabei, die Treppen runter und in meine Richtung zu kommen.
»Jetzt lass mich halt auch mal die Nummer sieben in den Arm nehmen und beglückwünschen.«, grinste ich als er die letzte Stufe runter stolperte und fast verlegen grinste. 
»Du hast dir meine Nummer gemerkt, obwohl du Fußball nicht abkannst!«, sagte er stolz. 
»Ich hasse Fußball und steh mitten im Camp der deutschen Nationalmannschaft.«, besänftigte ich seine Worte. Er war kurz davor, mich in die Arme zu nehmen, als uns ein Klingeln wieder auseinander riss. 
»Sorry.«, sagte er schnell und kramte sein Handy aus der Hosentasche seiner kurzen Trainingshose. »Ja?«
Seufzend ging ich zwei Schritte zurück, um ihm irgendwie die Privatsphäre, die man bei einem Telefonat haben wollte, zu schaffen. 
»Sarah!«, sein Lächeln wurde breiter und meins verblasste augenblicklich. Ich wusste nicht, was es war, aber urplötzlich fühlte ich mich leer. Müsste ich dieses Gefühl beschreiben, würde ich kaum Worte dafür finden. Ich würde versuchen zu sagen, dass irgendetwas aus meinem Herz, aus meinem gesamten Körper auf den Boden gesackt wäre und ich als leere Hülle einfach da stand und ihn ansah. 
Nervös öffnete ich meinen Dutt, band die Haare wieder zusammen und sah auf meine nackten Füße, für die ich zuvor nicht einmal Zeit hatte, um ihnen Schuhe anzuziehen. Zuvor war die Freude, die Jungs und auch Basti wiederzusehen einfach zu groß. Und jetzt wäre ich am liebsten zurück in mein Zimmer gegangen. 
»Danke, Süße.«, lächelte er breit und drehte sich, ohne mich noch einmal anzusehen, um. Die anderen Jungs waren längst drinnen, man konnte lautes Stimmenwirrwarr vernehmen und ich stand hier draußen und hatte mich in Bastis Nähe kaum so unwohl gefühlt wie in diesen wenigen Sekunden. Ich wollte nicht sagen, dass es Sarah war, die mit ihrem Anruf dazu beitrug, aber ich war... eifersüchtig? Irgendetwas passierte in mir, das mir schlechte Laune machte. Ich wollte mir nicht anhören, wie er sich mit ihr freute, wie er ihr diesen bescheuerten und langweiligen Kosenamen »Süße« gab, während ich dämlich daneben stand. Ich stand nicht einmal zwei Minuten mit Basti zusammen und nachdem er sich noch von mir weggedreht hatte und ich mich wie das dritte Rad am Wagen fühlte, war ich jede Sekunde drauf und dran einfach abzuhauen. Ich hasste mich dafür, dass ich eine Frau und solch absurden Gefühle hatte. 
»Ich vermiss dich auch, Sarah. Ja... ich hoffe, dass es klappt.«, konnte ich ein paar seiner Worte aufschnappen. Ich hatte keine Lust hier zu stehen und die Lust zum Feiern wurde mir in den letzten Sekunden genommen. So sehr ich mich auch dagegen sträubte, trugen mich meine Beine fast schon von selbst in die Richtung meines Zimmers. Dieses Mal viel schneller und nervöser. Viel zitternder und mehr Traurigkeit in den Gliedern. Mit mehr Eifersucht. Eifersucht? Ich wusste nicht, ob ich es direkt Eifersucht nennen konnte. Ich fühlte mich einfach wie das dritte Rad am Wagen und somit einfach völlig unwohl in meiner Haut und in seiner Nähe während er mit Sarah telefonierte. 
Ich erreichte die Terrasse und wollte gerade meine Tür aufziehen, als ich eine Hand an meinem Handgelenk spürte. Ich musste mich nicht umdrehen, um zu wissen wer es war.
»Was?«, fragte ich leise und drehte den Knauf meiner Tür um, um sie aufzustoßen. 
»Warte.«, sagte Basti, zog mich am Arm zurück und in seinen Arm und ging rückwärts mit mir durch die Tür. Es ging alles so schnell, all seine Bewegungen, all das, was um uns herum passierte. Ich bemerkte lediglich, wie er mit seinem Fuß die Tür zu kickte als würde er Fußball spielen und mich im nächsten Moment gegen die Wand drückte. Ich konnte kaum Luft holen, weil ich nicht realisierte, was um mich herum geschah. Ich realisierte es so lange nicht, bis ich etwas Weiches auf meinen Lippen spürte. Seine Lippen drückten sich erst für einen kurzen Moment auf meine, als er schon wieder von mir abließ und mir tief in die Augen sah. Sein Körper hatte sich gegen meinen gepresst und ich spürte, dass er heftiger atmete als sonst. Sein Blick sprühte nur so vor Verlangen und Sehnsucht und seine Hände lagen zitternd auf meinen Wangen, als er meinen Kopf nach einigen Sekunden wieder zu sich zog und seine Lippen sanft aber bestimmend auf die meine legte. Ich konnte nichts dagegen tun, war nicht bei klarem Verstand, der mir sagen konnte, dass es falsch war, was wir hier taten und genoss es einfach nur, als seine Hände sich auf meinen Po legten und ich mit einem Ruck meine Beine um seine Hüfte klammerte. Ich klammerte mich so fest an seinen Körper, dass wir uns so intim berührten wie noch nie zuvor. Seine Hand lag noch immer auf meinem Po und die andere massierte gierig meinen Nacken, während er mit mir rückwärts auf das Bett zu taumelte, sich drehte und mich auf die Matratze warf. Sofort kniete er sich mit einem Bein zwischen meine Schenkel, stützte sich mit seinem rechten Ellbogen auf der Matratze neben meinem Kopf ab und legte seine linke Hand zurück auf meine Wange, um den nächsten Kuss zu vollführen und mir lasziv über die Lippen zu lecken. 
»Hallo?«
Basti sprang schon fast von mir runter und ich setzte mich so schnell auf und richtete mein Kleid, dass mir für einen Moment schwindelig wurde und mein Herz stehen blieb.
»Ja?«, versuchte ich das Zittern, ausgelöst durch Adrenalin und Verlangen, zu unterdrücken und sah verlegen zu Basti. Seine Miene war konzentriert, fast versteinert, als er sich auf einen Sessel neben der Tür setzte.
»Servus!«, streckte Thomas seinen Kopf zur Tür herein und grinste wie er es immer tat. »Na, du wirst ja nicht mit welchen vom Team schlafen, Herr Schweinsteiger!«, lachte er komisch, als er rein kam und die Tür hinter sich zuschlug. Die Bemerkung galt wahrscheinlich dem Fakt, dass er sich alleine auf meinem Zimmer befand und auch wenn sie in diesem Moment mehr als unpassend war, war sie einfach typisch für Thomas. Seine Hände hatte er umständlich vor seinem Bauch positioniert und sein T-Shirt zeigte eine große Beule vor. 
»Was hast du da?«, überging Basti die Aussage seines Freundes, die – wenn er nicht fast so verdammt recht gehabt hätte – wirklich lustig gewesen wäre, und hob lachend sein T-Shirt.
»Ich hab Bier mitgebracht. Die hab ich vom Marc geklaut. Für jeden eine, aber nur wenn wir stillschweigen bewahren!«, ermahnte er uns und rückte erst mit dem Bier raus, als Basti und ich unser Indianer-Ehrenwort gaben. 
»Dann lasst uns mal anstoßen!«, grinste Thomas und bekam kaum mit, dass die Stimmung zwischen Basti und mir mehr als drückend war. Woher er wusste, dass wir hier waren, fragte keiner von uns. Warum er nur mit uns einen trinken wollte, ebenso nicht. Wir beließen es einfach dabei und gaben uns Mühe, so zu wirken, als hätten wir fünf Minuten vorher nicht küssend an der Wand gestanden.
»Auf euch.«, sagte ich lächelnd und stieß mit beiden an. Als Bastis Blick mich traf, sah er so verändert aus. So unsicher und nicht mehr überzeugt wie vor Minuten. Er sah verwirrt und nicht geordnet aus. Er sah verletzlich aus und nicht wie der starke Mann, der mich mit einer Hand unter dem Hintern zum Bett getragen hatte. Irgendetwas hatte sich geändert. Irgendetwas war nach den letzten Minuten anders gewesen und ich hatte keine Ahnung, was es war, das ihn bedrückte. Ich wusste nur, dass ich es genossen hatte.

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