Es ist verrückt. Es gibt noch sage und schreibe 6 Kapitel und dann ist der erste Teil rund um Liv und Basti beendet. Die Zeit vergeht.
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Das Halbfinale stand kurz bevor und die Aufregung, Nervosität und Disziplin hing in der Luft wie dicker Nebel. Die Spieler waren unglaublich in sich gekehrt, die Mahlzeiten am Tag liefen fast nur noch ruhig ab und manchmal hatte ich das Gefühl, dass ein lautes Atem meinerseits zu einem Überstrapazieren der Nerven führen könnte. Ich hatte Respekt vor den Jungs, ließ sie vollkommen zufrieden und hatte mich zurückgezogen. Wo ich sonst immer mit am Tisch saß und mit ihnen gegessen hatte, saß ich nun mit meinem Salatteller und meinem Dad hinten in der Küche. Ich wollte ihre Gespräche und ihre Ruhe nicht stören und hatte außerdem Angst, irgendwie fehl am Platz zu sein.
»Wie geht's dir, mein Kind?«, mein Vater ließ sich mit einem Seufzen auf den Stuhl gegenüber von mir fallen und erhaschte sofort meine volle Aufmerksamkeit. Sein Gesicht war braun gebrannt und sah frisch aus, doch trotzdem sah man ihm an, dass er harte Wochen im Campo Bahia hinter sich hatte. Viel Arbeit, viel Stress, aber doch auch viel Freude. Ich hatte ihn selten so ausgelassen gesehen und empfand es als unendlich beruhigend, ihn bei seiner Arbeit zu beobachten oder ihm zu helfen.
»Super und dir?«, ich grinste ihn breit an und zauberte ihm ein Lächeln auf die Lippen. Das Lächeln eines Kindes war wohl etwas, das den Vater einfach nur glücklich machen konnte.
»Ich bin unglaublich gespannt, wie das Halbfinale morgen läuft und bin froh, dass ich morgen mal nichts kochen muss, weil die Jungs dort etwas bekommen. Es schlaucht schon irgendwie.«, gestand er mir und drehte den Stuhl auf der Terrasse so weit, dass er mit dem Gesicht vollkommen zur Sonne gewendet saß. Der Nachmittag im Camp war so ruhig, dass man das Gefühl hatte, es wäre die Ruhe vor dem Sturm – obwohl man wusste, dass die Spieler lediglich beim Training waren und deswegen so eine Stille herrschte.
»Bald hast du es geschafft, Daddy. Und dann hast du erstmal Urlaub.«, ich strich ihm über seinen braun gebrannten Arm und schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln.
»Danke, Livi.«, lächelte er zurück, zog meinen Kopf zu sich und hauchte mir einen kurzen Kuss auf die Wange. »Wie geht es dir mittlerweile wegen den ganzen Pressemitteilungen?«, sofort wanderte dieser sorgenvolle Hauch in das Gesicht meines Vaters und ich bekam ein schlechtes Gewissen. Er sollte sich doch keine Sorgen um mich machen. War ich nicht auf dem besten Weg dorthin, dass er sich mit ruhigem Gewissen zurücklehnen und ich ihm bald zeigen konnte, wie unendlich gut es mir ging?
»Basti und ich haben gestern einen schönen Abend miteinander verbracht, nachdem Jogi und Oli uns das aufgetragen haben. Wir haben nochmal geredet und er hat mir seine Unterstützung versichert. Es ist halt beschissen, wenn man sich so in der Presse sieht, vor allem damit zusammenhängend, dass man als Frau hingestellt wird, die irgendwo dafür verantwortlich sein soll, dass Sarah und Basti auseinander sind. Es ist zwar Wahres dran, aber ich möchte nicht, dass das in die Welt geschrien wird.«, seufzte ich und wusste, dass Papa sich genau jetzt wieder Sorgen machte – auch wenn er es niemals sagen würde.
»Livi, ist es nicht egal, was irgendwelche Menschen dort draußen, die dich absolut nicht kennen, von dir denken? Es ist doch viel, viel wichtiger, was dein Herz sagt, was Bastis Herz sagt und was euch beide verbindet. Und wenn es eben Gefühle sind, dann bist du vielleicht die neue Frau an Bastis Seite, aber mein Gott.. das ist das Leben. Im Leben liebt man nicht nur eine Person. Trennungen und Abschiede sind doch was Natürliches.«, nahm mein Vater die Rolle des Mut-zusprechenden ein und ich wusste, dass er recht hatte und nickte.
»Ja, es ist auch so. Trotzdem ist es befremdlich.«
»Natürlich ist es das. Aber klick dich nicht durch sinnlose Klatsch und Tratsch Seiten, sondern leb hier. Mit Basti. Und mit mir.«, stolz grinste er als er sich selbst ansprach und deutete für einen Moment auf sich und streckte leicht seinen Rücken durch.
»Ach Paps, du bist doch verrückt und du hast so recht.«, ich seufzte lächelnd, stützte meinen Kopf auf meiner Hand ab und sah ihn kurz verträumt an. Ich war so stolz, dass ich ihn hatte, dass er mein Vater war, dass er mit mir jegliche Diskussionen aufnahm, Höhen lebte, Tiefen überwand und Ratschläge gab, die mein Herz in Nullkommanichts erwärmten und heilten. »Danke, wirklich.«
»Livi, ich bin dein Daddy, da gibt es nichts zu danken. Ich führe bald eine Kasse ein, in der jedes Mal bei einem Danke ein Euro reinkommt!«, warnte er und hob warnend den Finger.
»Okay, okay, entschuldige!«, ich hob beschwichtigend die Arme und lachte in die warme Sommerluft.
»Und bei einer Entschuldigung gleich zwei Euro!«, fuhr mein Vater fort und hatte mich völlig in der Hand.
»Ooookay!«, zog ich das Wort lang und biss mir auf die Zunge, damit nicht doch noch ein verbotenes Wort meinen Mund verließ. Es war unglaublich, welch gute Laune durch meinen Vater aufkam. Ich konnte lachen und war abgelenkt von dem, das mich plagte. Ich bekam Halt und Unterstützung und alles war gut, alles war schön, alles war heile.
»Hast du Lust noch mit zum Strand zu kommen? Ich wollte ein bisschen Surfen und du hast mir lange nicht mehr zugesehen.«
»Ich muss noch ein bisschen was vorbereiten. Wenn ich Luft habe, komme ich nach, aber gerade sieht es schlecht aus.«, mein Vater seufzte und der fleißige, fast immer beschäftigte Koch kam zum Vorschein. Mein Vater nahm seinen Job ernst und wenn er etwas zu erledigen hatte, tat er es mit vollem Einsatz und mit inbrünstiger Leidenschaft. Ich wollte nicht sagen, dass mein Vater mir in meinem Leben oft gefehlt hatte, er Situationen oder Momente nicht mitbekam, die von großer Gewichtigkeit für mich waren, doch manchmal hatte ich mir gewünscht, dass ich ihn öfter an meiner Seite hätte haben können.
»Na gut, hoffentlich schaffen wir es vor dem Abflug nochmal.«, ich grinste ihn hoffnungsvoll an und stand vom Stuhl auf.
»Tut mir leid, Livi.«, er drückte noch einmal meine Hand und ich schenkte ihm ein Lächeln, dass ihm sein schlechtes Gewissen nehmen sollte. Er brauchte keins haben und ich war ihm auch nicht böse. Dass er sich mit Gedanken um mich noch plagen würde, wäre das Letzte, was ich wollte.
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Another love
Fanfiction»Ich habe keine Lust darüber nachzudenken, Liv. Ich weiß nicht, ob ich sie sofort anrufen oder drauf warten soll, bis sie Wind davon bekommt. Eigentlich wäre ich ihr eine Erklärung schuldig, aber ich habe einfach keine Lust, mich zu erklären. Eigent...