»Aber ich wollte nicht an das Richtig oder Falsch denken.«

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»Du bist verrückt, dass du dich noch mitten in der Nacht mit mir an den Strand setzt.«, lachte ich auf und setzte mich auf die große Decke, die Basti und ich auf dem mittlerweile kalten Sand ausgebreitet hatten. Eine zweite hatte ich über meinen Schultern liegen, während Basti eine dicke Kerze in den Sand steckte und sie anzündete. Der Wind war nur mäßig, auch wenn das laute Rauschen der Wellen einen etwas anderes verraten würden, und trotzdem flackerte die Flamme unruhig hin und her. Ich war froh, dass ich mir eine lange Jogginghose angezogen hatte, weil ich sonst womöglich auf der Stelle erfroren wäre. Ich war einfach schon immer die Frostbeule – egal, wie warm es vielleicht wirklich war, ich fror definitiv.
»Ich habe morgen erst am Nachmittag Training, also können wir beruhigt bis morgen Früh hier sitzen, essen und uns unterhalten.«, grinste er mich an. Mir fiel auf, wie schön er war und wie seine Wangenknochen durch das leichte Licht, das durch die Kerze verursacht wurde, nur noch mehr herausstachen. Seine Augen glitzerten und für einen kurzen Moment musste ich mich zusammenreißen, dass ich nicht in ihnen versank. Ich musste mich allgemein zusammenreißen, dass ich ihm nicht zu nah kam. Am liebsten hätte ich mich sofort an seine Schulter geschmiegt, als er sich neben mich setzte und nach einem Stück Käse aus einer Tupperbox pickte. Ich hätte am liebsten seinen Arm um meine Schultern gespürt und vergessen, wo wir uns befanden. Vergessen, in welcher Situation er sich vor allen Dingen befand und wer Zuhause eigentlich auf ihn wartete. Aber unser Gespräch sollte um ernste Dinge gehen. Irgendwie musste ich mich also ablenken und daran denken, was ich ihm erzählen wollte.
»Ich bin gespannt, wie lange wir aushalten.«, lachte ich nur auf und nippte an meiner Wasserflasche. Wir hatten uns für antialkoholische Getränke entschieden, weil wir Angst hatten, dass es auffallen würde, wenn wir eine von den beiden letzten Sektflaschen aus dem Kühlschrank entführen würden. Basti war der Meinung, dass es reichte, wenn wir meinem Vater seine letzte Schokolade aus dem Kühlschrank fischten. Damit, dass ich kurze Zeit später auf dem Weg zum Strand eine Tüte Snikers und Zwiebelringe aus meinem Zimmer holte, hatte er nicht gerechnet.
»Erstmal bin ich neugierig.«, überging Basti meine Aussage fast schon extra und brachte mich urplötzlich in eine ausweglose Situation. Ich wusste, dass ich ihm versprochen hatte, dass ich ihm nach einem Sieg erzählen würde, was es mit Felix auf sich hatte, und trotzdem hatte ich Angst davor. Wenn ich es aussprechen würde, würde es noch einmal so real werden, weil ich es in dem Moment mit jemandem teilte und es noch einmal wiederbeleben würde, und ich hatte Angst, dass es mich noch einmal einholen würde. Wie an dem Tag, als er mich angerufen hatte. Zwar hatten wie uns E-Mails geschickt und ich war mir sicher, dass es für mich mit der Zeit immer einfacher und endgültiger wurde, doch trotzdem hatte ich mich in den letzten Tagen nicht mehr so intensiv mit diesem Jungen auseinander gesetzt, wie ich es in den nächsten Minuten tun würde.
»Du willst also wirklich was über mein chaotisches Leben wissen.«, lächelte ich ihn leicht an und zog die Decke an ihren Enden enger um meinen Körper. Fast so, als würde sie mir in den nächsten Minuten Halt, Kraft und vor allem Sicherheit geben. Wovor wusste ich nicht ganz genau. Wahrscheinlich vor der Vergangenheit.
»Wenn du denkst, dass du mir etwas darüber erzählen kannst, dann sehr gerne.«, lächelte er zurück. Es war mein Startsignal. Ich wusste, dass ich ihm vertrauen konnte und ich wusste, dass man mit mehr oder weniger fremden Menschen manchmal am besten über bestimmte Dinge reden konnte. Basti kannte Felix und mich nicht als Paar und sah eher neutral auf die ganze Sache. Vielleicht half es mir im Endeffekt ja sogar weiter.
»Also Felix. Felix ist mein Ex-Freund. Ich habe mich kurz vor Brasilien von ihm getrennt.«, ich seufzte tief aus und richtete meinen Blick in die flackernde Flamme der großen Kerze. Sie schien so stabil und stark und ich hoffte, dass ich genau das auch in den nächsten Minuten war. »Wir waren drei Jahre zusammen, kannten uns schon länger. Eigentlich hat das alles mit einer lockeren Affäre angefangen. Alles war total cool, man war frei, hatte trotzdem jemanden, von dem man die Nähe bekam, die man sich gewünscht hat und trotzdem dieses Ungebundene. Oh Gott, das hört sich deppert an.«, ich lachte auf, als ich realisierte, was ich da überhaupt sagte.
Basti fing an zu lachen und schüttelte den Kopf. »Nein, ich kann das schon irgendwie nachvollziehen.«
»Hm.«, ich fasste nach seiner Aussage neuen Mut und setzte wieder neu an. »Jedenfalls haben wir uns dann irgendwann verliebt. Auch das lief alles kompliziert ab. Wir kannten uns, wussten wie der andere tickt und die Beziehung war wirklich ein Traum. Wirklich, wirklich. Ich war echt glücklich, hatte immer noch meine Freiheiten und habe die letzten beiden Jahre Schule mit meiner großen Liebe erlebt. Ich meine – die letzten beiden Jahre Schule sind die wohl aufregendsten und die dann mit ihm zu teilen. Wahnsinn! Na ja, jedenfalls war ein Jahr alles super toll. Die letzten zwei Jahren waren eher... zwanghaft.«
»Zwanghaft?«, er sah mich fast schon geschockt an. »Wie meinst du das?«
»Ich weiß nicht, irgendwie hat sich alles geändert. Anfangs dachte ich, dass es daran liegt, dass die Abizeit beginnt, alle irgendwie gestresst sind und die Nerven blank liegen und halt keine Zeit haben, aber Felix wurde so... unberechenbar. Irgendwie hat sich über die Zeit sein ganzer Charakter verändert. Ich hab mich teilweise im einen Moment total hingehalten gefühlt, im anderen aber wieder unglaublich geliebt. In dem einen Moment hat er mich angeschrien, im anderen abgeknutscht. Im einen Moment wollte er unbedingt nur was mit seinen Kumpels machen, im anderen nur Zeit mit mir verbringen. Ich wusste nie richtig, wo ich bei seinen Stimmungsschwankungen hingehöre. Oder was ich überhaupt für eine Rolle in seinem Leben gespielt habe.«
»Wie hast du das ausgehalten? Das zerrt doch an deinen Nerven.«, stellte er fest und sah mich besorgt an.
»Ich war einfach bis über beide Ohren in diesen Vollidioten verliebt und hatte diese tolle rosarote Brille auf. Papa hat ihn mit der Zeit verflucht und so gern er ihn am Anfang noch hatte – er konnte ihn einfach gar nicht mehr ab. Na ja, jedenfalls habe ich an dieser Liebe festgehalten, die ich zwischendurch dann doch irgendwie zu spüren bekommen habe. Und wenn sie eben nicht da war, hab ich an das erste Jahr gedacht oder an der Hoffnung geklammert, dass es doch wieder alles gut wird.«, ich stoppte kurz und hörte auf mein Gefühl. Es tat gut über die Jahre zu sprechen und wenn ich ehrlich war, tat es nicht einmal so sehr weh. Klar, Felix bedeutete mir immer noch irgendwo etwas, aber ich wusste, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte. Wo ich vorher noch Angst hatte, von der Vergangenheit eingeholt zu werden, wurde mir beim Aussprechen der Geschichte nur bewusst, was er wirklich mit mir veranstaltet hatte. »Ich habe zwischen geliebt und ignoriert werden gelebt. Zwischen hingehalten und gebraucht werden. Habe dann irgendwie mein Abi gemacht, was dann auch nicht so der Brüller war und mit dem Beenden der Schule fing dann der nächste Teil unserer Beziehung an. Felix war gut in der Schule, hatte nie irgendwie Probleme mit dem Lernen und sein Studienplatz war sicher. Er wollte auf jeden Fall in Berlin bleiben und an der Humboldt oder der Freien Universität studieren. Ich konnte von meinem 2,9er Abi nicht viel erwarten. In Berlin bekam ich kein Studienplatz und die Diskussion lief, ob ich nicht aus Berlin weggehen würde. In dem Moment hätte ich so viel dafür getan, soziale Arbeit oder Erziehungswissenschaften zu studieren, aber Felix hat mich irgendwie so sehr um den Finger gewickelt, dass ich mich nicht einmal irgendwo beworben habe. Wer weiß – vielleicht würde ich heute schon in einer Stadt leben, hätte ein Jahr Studium hinter mir und wäre glücklich.«, seufzte ich tief. Mir wurde klar, dass ich mir meine Zukunft hatte verbauen lassen. Felix hatte sich mir in den Weg gestellt und ich war ihm nicht ausgewichen.
»Du hast deinen Traum für ihn aufgegeben?«, hakte Basti nach.
»Sozusagen schon, ja.«, ich lächelte ihn trübsinnig an und eine Melancholie packte mich augenblicklich und umarmte mich fest. »Ich weiß, dass mir mein Jahr FSJ nicht geschadet hat, aber ich habe Zeit verloren und wollte so schnell wie möglich mit meinem Studium beginnen. Ich wusste in der Zeit einfach nichts mit mir anzufangen. Ich hatte keine Lust mehr auf irgendetwas oder irgendwen und hab mich vollkommen in meinem eigenen Trott verloren. Die Beziehung zu Felix hielt ich irgendwie aufrecht, aber ich spürte, dass nicht nur er dabei war, sich von mir zu entfernen, sondern ich mich auch von ihm. Früher hatte er mir immer Narzissen mitgebracht wenn wir uns gestritten haben und hat mich mit der Geste um den Finger gewickelt. Ich habe den Strauß immer gepflegt, aber die letzten Sträuße sind vertrocknet, weil ich mir nicht mal die Mühe gemacht habe, sie auch nur ins Wasser zu stellen.«
»Du hattest keine Kraft mehr so weiterzumachen.«, schlussfolgerte Basti und seine warme Stimme mit dem Verständnis brachte mich zum Lächeln. So konnte er selbst eine unschöne Situation zu etwas Schönem machen.
»Richtig. Mein Krafttank war wohl leer und das hat auch Papa gemerkt. Er hat mir eine Ansage gemacht und mir vorgeschlagen ihn zu begleiten. Seine Worte, die er zu mir im Bezug auf Felix gesagt hat, haben gefruchtet und ich wusste, dass es an der Zeit war, nun endlich einen Schlussstrich unter die ganze Sache zu ziehen. Ich habe die Beziehung nicht auf mich geachtet, sondern habe fast nur dafür gelebt, uns am Leben zu erhalten. Jetzt war ich dran. Ich wusste selbst nicht mehr wer ich bin. Es wurde Zeit, dass ich das herausfinde und wo geht das besser als weit weg im fernen Brasilien?«, ich zuckte leicht mit den Schultern als wäre es etwas Normales, dass man zur Selbstfindung nach Brasilien reisen musste. Doch das war es nicht. Das war es ganz und gar nicht.
»Klappt es denn?«, Basti sah mich lächelnd an und strich sich leicht über seine nackten Unterarme. Ich sah, wie sich seine Haare auf den Armen aufstellten. Er schien zu frieren.
»Ist dir kalt?«, platzte es daraufhin fast schon reflexartig aus mir heraus und ich überging seine Frage.
»Ein bisschen.«, grinste er verlegen. Sofort rutschte ich ein Stück näher an ihn heran und breitete meinen linken Arm mit der Decke in der Hand aus. Ich wollte nicht egoistisch und warm neben ihm sitzen, während er fror und zeigte ihm, dass er sich das eine Ende der Decke um die Schulter legen sollte. Sofort schnappte er sich den Zipfel, stützte sich mit seiner rechten Hand hinter mir ab und war mir noch näher als zuvor. Wir teilten uns wieder die Decke, ich spürte fast schon seinen Atem an meiner Wange und die Wärme, die er ausstrahlte, obwohl er mich lediglich mit seiner Schulter leicht berührte, ließ mein Herz unaufhörlich schlagen und meine Gedanken wirr umher kreisen.
»Danke.«, sagte er dankbar. »Klappt es denn jetzt nun?«
Er kam auf seine vorige Frage zurück und ich zuckte aus meinen Gedanken hoch. Aus dem starr Dasitzen, weil seine Nähe mich so sehr aus der Fassung brachte und ich musste mich für einen Moment sammeln, bevor ich ihm antworten konnte.
»Ich merke, dass mir das Ganze hier gut tut. Nicht zuletzt wegen den Gesprächen, die wir Tag für Tag geführt haben. Irgendwie habe ich... habe ich dadurch gemerkt, wer ich eigentlich wirklich bin. Das klingt so bescheuert, aber ich brauchte nicht lange, um ansatzweise wieder zu verstehen, wie ich ticke. Es ist, als würde ich mich wieder neu kennenlernen, beziehungsweise mein altes Ich wiedertreffen. Ich bin wieder völlig ausgelassen, gehe gerne surfen, habe Spaß an allem, was ich tue und vergesse die Sorgen, die ich eigentlich habe.«, ich spielte verträumt an meiner Wasserflasche und spürte, wie Basti unter der Decke seinen Arm um meine Schulter legte und mich leicht an sich zog.
»Zukunftsangst?«, fragte er, als wüsste er genau, was ich meinte und wovon ich sprach.
Ich nickte schwach und die Melancholie beschlich mich erneut. »Ja. Ich weiß einfach nicht, wie das weitergehen soll. Ich würde für das Studium auch weggehen, aber irgendwie habe ich auch Angst davor. Eigentlich liebe ich Berlin über alles, will meine Eltern und meinen Kiez auf keinen Fall verlassen, und auf der anderen Seite spornt mich dieses Ungewisse nur so an, auszubrechen. Aber ich wüsste auch nicht wohin ich gehen soll.«
»Komm nach München.«, grinste Basti urplötzlich. Es war ein Spaß, es war nur daher gesagt und trotzdem erwärmten seine Worte mein Herz. Ich war augenblicklich so naiv wie ein verknallter Teenager und dachte für einen Moment, dass er es wirklich ernst meinte. Doch er konnte es gar nicht ernst meinen. Schließlich hatten wir uns geküsst, Sarah wohnte unten in München und es war fast unmöglich, dass wir uns weiterhin treffen könnten.
»Lustig.«, sagte ich deswegen nur beiläufig. »Ich denke, ich werde das Ganze auf mich zukommen lassen müssen und Glück brauchen.«
»Du siehst aber nicht gerade glücklich dabei aus, wenn du das sagst.«, Basti fing meine Laune ein und ich ließ automatisch meinen Kopf auf seine Schulter fallen. Sein Arm, der noch immer auf meiner Schulter ruhte und mich in eine halbe Umarmung zog, und die Stimmung, die sich durch das Thema in mir verbreitet hatte, luden einfach dazu ein, seine Nähe zu suchen. Ich brauchte das irgendwie und fühlte mich so unglaublich zu ihm hingezogen, dass ich nicht anders konnte.
»Ich bin es auch nicht.«, gab ich flüsternd zu und schloss meine Augen. Ich sog seinen Duft ein und drehte meinen Kopf ein wenig, sodass ich mit meiner Wange an seiner Brust lag. Am liebsten hätte ich mich zwischen seine Beine gesetzt, meine Arme um ihn gelegt und ihn einfach nur an mich gepresst. Ich war nicht glücklich, zumindest nicht so glücklich, dass ich sagen konnte, dass ich mit meinem ganzen Leben zufrieden war, doch der Fakt, dass ich hier mit ihm saß, ließ mich trotzdem lächeln.
»Ich schlag dir was vor.«, er strich mir kurz über meine Haare, ich hatte dieses Gefühl von Vertrautheit und Wohlwollen in mir und freute mich über alles, was aus seinem Mund kam. »Wir brauchen noch etwas, was wir nach dem Viertelfinale machen. Und ich bin dafür, dass wir uns nach dem Spiel in deinem Zimmer verkriechen und uns mal ein paar Unis und Fachhochschulen angucken. Überall, wo es dir gefällt. Und dann bewirbst du dich und ich helfe dir dabei. Was hältst du davon?«
Mein Herz setzte schon wieder aus und ich dachte nur daran, dass dieser Mann mich fast um den Verstand brachte.
»Meinst du?«, hauchte ich gegen das Rauschen der Wellen an. Eine Gänsehaut überzog meinen Körper und auch wenn Basti wahrscheinlich dachte, dass ich noch immer fror, weil er seine Umarmung augenblicklich verstärkte, waren seine Worte einzig und allein Schuld daran.
»Ja, das meine ich. Schließlich wissen wir jetzt fast alles von dem jeweils anderen und wir brauchen neue Beschäftigungen nach dem Spiel.«, grinste er mich an. Ich schielte leicht zu ihm hoch und sah die Flamme der Kerze in seinen Augen flackern. Gepaart mit dem Rauschen der Wellen und dem Wissen, dass wir Sand unter uns hatten, gestaltete die ganze Situation unheimlich romantisch und magisch. Es war Nacht, das Camp war ruhig, und man konnte nur hier und da ein Zirpen oder Rascheln hören. Ein Augenblick, den man festhalten wollte. In einem Marmeladenglas, um es sich Zuhause auf das Regal als Andenken zu stellen. »Vor allem will ich aber, dass du lächelst wenn du an deine Zukunft denkst.«
»Oh Basti.«, lächelte ich verlegen und senkte meinen Kopf. Wieder waren es seine Worte, die mich nicht beschreiben ließen, was ich fühlte. Wieder raubten sie mir den Atem und wieder fühlte ich mich so naiv. So wunderbar naiv.
»Meinst du denn, dass du das mit Felix halbwegs überstanden hast?«
»Du meinst wegen dem Morgen, als du mich im Wasser aufgegabelt hast?«
»Genau.«, er sah mich nachdenklich an und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht, die mir beim verlegenen Senken des Kopfes in die Augen gefallen sein musste.
»Es war einfach nur dieser Schock. Dass er mich so aus dem Schlaf gerissen hat. Wir haben danach viele Mails geschrieben und ich weiß, dass er mir irgendwo noch etwas bedeutet, ich ihm aber nicht mehr im Bezug auf die Liebe hinterher trauer.«, sagte ich. Seufzend zog ich meine Beine seitlich an meinen Körper, schob sie wieder von mir weg und wusste kaum wohin mit ihnen, weil mir mit der Zeit jegliche Knochen vom Sitzen weh taten.
»Komm zwischen meine Beine, dann kannst du dich anlehnen.«, schlug Basti vor als er mich einen Moment lang beobachtet hatte und zog im nächsten Moment schon die Decke von meinen Schultern und breitete seine Beine einladend aus. Mit einem gemischten Gefühl im Magen krabbelte ich zu ihm, lehnte mich gegen seine Brust und wunderte mich wieder einmal darüber, mit was für einer Leichtigkeit wir all das taten. Wir hatten uns schon geküsst, wären fast im Bett gelandet und trotzdem verhielten wir uns mit einer Leichtigkeit so, als wären wir ein Paar. Und das schon zum zweiten Mal am Strand nach einem Fußballspiel, obwohl ich nicht die Frau war, die hier in seine Arme gehörte. Aber ich wollte nicht an das Richtig oder Falsch denken. Ich wollte einfach nur daran denken, was mir in diesem Moment gut tat.
»Ich hoffe, dass irgendwann der Moment kommt, an dem du weißt, wer dich glücklich macht. An dem du deine Weichen für die Zukunft so stellen kannst, wie du es möchtest und wie es dir gut tut.«, flüsterte Basti. Seine Worte wurden bedeutungsvoller und seine Stimme leiser. Ich drehte mich leicht, damit ich ihn ansehen konnte und spürte, wie mir seine Hand immer näher kam. Zuerst strich er ganz leicht mit seinen Fingerspitzen über meine Wange, dann umfasste er meine komplette linke Gesichtshälfte mit seiner großen Handfläche. Wieder kribbelte mein Magen, mein Herz schlug schnell und ich freute mich so auf das, was im nächsten Moment kommen würde und hatte gleichzeitig unglaubliche Angst davor.
»Danke.«, brachte ich nur hauchend heraus, während wir uns in die Augen sahen. Es war dieses Intensive, was uns eingenommen hatte und dieses Magische, das uns umarmte und festhielt. Es war sein Kopf, der mir näher kam, seine Geste, die mich die Luft anhalten ließ, und seine Lippen auf meiner Wange, die mich daran erinnerten, wie sehr ich dieses Gefühl auf meiner Haut seit unserem ersten und letzten Kuss vermisst hatte. Und es waren die Gefühle, die das Richtig und Falsch ausblendeten und die mich einfach nur dazu trieben, diesen magischen Moment, in der Nacht am Strand, mit dem Rauschen der Wellen in den Ohren und dem gleichen Takt des Herzschlages wie Basti in der Brust, zu genießen.

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