»Olivia? Olivia Ziegler?«, verdutzt blieb ich stehen als ich mit nackten Füßen, der Sonnenbrille auf der Nase und meinen Sandalen in der Hand über den Strand lief. Ich nahm meine Brille automatisch von der Nase und schirmte mir mit der Hand einen Schutz gegen die Sonne, die mir unaufhaltsam in die Augen strahlte, als eine zierliche, etwas kleinere Dame als ich und circa Mitte dreißig mit einem weiteren jungen Mann auf mich zugelaufen kam.
»Hallo, Anne Berten.«, sie streckte mir ihre Hand aus und deutete auf ihre Begleitung. »Mein Kollege Thomas Marx.«
Ich nickte und drückte nebenbei die Hände der beiden, die vor mir standen. Das Wort Kollege ließ mich aufhorchen und nichts Gutes vermuten. Sofort ging ich unauffällig einen Schritt zurück und bewahrte somit die Distanz, die mich ein wenig mehr beruhigte.
»Was kann ich für Sie tun?«, fragte ich nach und hatte eine Ahnung, die mir die Kehle zuschnürte. Am liebsten wäre ich umgedreht und weggelaufen, doch wahrscheinlich hätte ich damit all dem nur zugestimmt, was hier zwischen uns in der Luft lag.
»Wir sind vom Team von RTL aus Deutschland.«, fing sie an zu erklären und mir war klar, dass die nächsten Minuten höchstwahrscheinlich nicht die besten für mich werden würden. Ich konnte aus dem Augenwinkel erkennen, wie der Kollege ein Diktiergerät aus der Hosentasche zog und den Apparat mit einem Klicken durch einen Knopfdruck in Gang brachte. Ich fühlte mich im falschen Film und hatte das Gefühl, er würde in den nächsten Sekunden noch eine Kamera und ein Mikrofon aus den weiten seiner Jeans zaubern, um die ersten exklusiven Aufnahmen von mir am Strand von Campo Bahia zu machen. Ich war so fassungslos, dass ich mich nicht bewegen konnte.
»Wie Sie vielleicht mitbekommen haben, sind in den letzten Tagen einige Gerüchte und Fotos um Sie und Bastian Schweinsteiger im Netz aufgetaucht.«, sie stoppte wieder kurz und sah mich erwartungsvoll an. Als ich nicht antwortete, da ich weder in der Lage dazu war, noch darauf beharrte auch eine anständige Frage von ihr zu bekommen, fuhr sie mit ihrer aufgesetzten Miene und mit verschränkten Armen vor der Brust fort. »Würden Sie sich vielleicht mit uns ein wenig setzen wollen?«, sie deutete auf den weißen Sand, der so einladend wirkte und der mich in diesem Moment trotzdem so abschreckte, als wäre es einzig und allein kalter Matsch.
»Nein.«, sagte ich tonlos und setzte meine Brille wieder zurück auf die Nase. Ich wollte nicht, dass sie aus meinen Augen lesen konnte.
»Okay.«, sie sah kurz zu ihrem Kollegen, der ihr zunickte und somit den nächsten Schritt ihres wahrscheinlich verfluchten Plans freigab. »Könnten Sie uns vielleicht erzählen, was es mit all den Fotos auf sich hat? Sie und Herr Schweinsteiger wurden in einer absolut offensichtlichen Position beim Schlafen am Strand fotografiert. Auch nach dem Interview mit unseren Kollegen, in welchem er Stellung genommen hat, schienen sie sehr vertraut.«
Verdutzt stand ich da und hatte augenblicklich das Bedürfnis, mich zu erklären, die Sache abzustreiten und ihr ins Gesicht zu schreien, dass ich Gefühle für diesen Mann hegte. Doch ich konnte nichts sagen. Ich erwiderte nur ihren Blick und hörte das Rauschen der Wellen im Hintergrund. Hier und da konnte man die Stimmen einiger Spiele wahrnehmen, die mit einem Volleyball über den Sand liefen und sich eine Partie lieferten. Es war Nachmittag, die Jungs hatten trainingsfrei und so schön die Runde mit den Jungs vor wenigen Minuten noch war, desto mehr wurde mir all das in diesen Momenten zerstört.
»Sie müssen doch was dazu zu sagen haben? Haben sie Gefühle für Herrn Schweinsteiger? Oder sind sie wirklich nur die Cousine wie er dementiert hat?«, hakte sie weiter nach. Meine Beine setzten sich wie von alleine einen Schritt rückwärts, doch dafür, dass ich mich umdrehte und einfach weglief, waren sie zu schwach.
»Ich.. ich möchte dazu aber nichts sagen.«, schluckte ich schwer und räusperte mich, als ich den Frosch in meinem Hals spürte. »Basti hat alles gesagt.«
»Also stimmt es, dass Bastian Schweinsteiger nach wie vor glücklich mit seiner Sarah Brandner zusammen ist? Die beiden sind also nach wie vor das Vorzeige-Paar im Fußball?«, mischte sich nun ihr Kollege ein und kam mir mit seinem Diktiergerät immer näher. Es jagte mir Angst ein, dass sie mir so sehr auf die Pelle rückten und bedrängten mich so sehr, dass ich mir die Hand in mein Dekolletee legte und den anderen Arm um meinen Bauch schlang, um mich irgendwie zu schützen.
Ich nickte nur und starrte weiter in die blauen Augen der Frau. Sie waren stechend blau und strahlten so viel Kälte aus, dass ich das Gefühl hatte, sie würde mich augenblicklich vergessen lassen, dass um mich herum mindestens 30° herrschten.
»Was hat Frau Brandner denn zu den Fotos am Strand gesagt? Und können Sie uns sagen, warum sie überhaupt nicht hier ist? Es ist zu beobachten, dass nur wenige Freundinnen fehlen und für jedes Fernbleiben gibt es eine öffentliche Erklärung – nur für Sarahs nicht. Wissen Sie dazu mehr?«, übernahm der Mann weiter das Reden und nahm der Frau ihren Job. Das Diktiergerät hatte er immer noch zwischen uns in der Luft gelagert und sah mich fordernd an.
»Wenn ich die Herrschaften unterbrechen darf!«, es war die Stimme, die mir so unglaublich recht kam und die mich unweigerlich aus der Starre holte. »Frau Ziegler hat absolut nichts zu sagen. Wenn Sie Auskunft haben wollen, wenden Sie sich bitte direkt an diejenigen, die dafür zuständig sind. Wer das ist, müssten Sie eigentlich wissen.«, Olis Stimme war harsch und als er sich nach seiner Erklärung zu mir drehte, hatte ich fast Angst, dass der böse Blick in seinen Augen mir gelten könnte.
»Sorry, these two people have no business here, anymore! Please, escort them from the area. And I don't want to see them here again – neither in the camp, nor at the beach!«, wandte er sich an einen Einheimischen, der das Gelände bewachte. Er nickte nur und deutete den beiden, voraus zu gehen.
»Aber Herr Bierhoff-«, fing die Moderatorin an, eine Erklärung oder Entschuldigung zu suchen.
»Nein, ich habe keine Zeit mich jetzt mit Ihnen zu unterhalten. Wenn sie ein Interview haben wollen, können Sie das gerne anfragen. Guten Tag.«, Oli legte mir die Hand auf den Rücken und führt mich Richtung Camp-Eingang. »Wir gehen ins Trainerhaus.«
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Another love
Fanfiction»Ich habe keine Lust darüber nachzudenken, Liv. Ich weiß nicht, ob ich sie sofort anrufen oder drauf warten soll, bis sie Wind davon bekommt. Eigentlich wäre ich ihr eine Erklärung schuldig, aber ich habe einfach keine Lust, mich zu erklären. Eigent...