»Gut, dass ich mit Fußball nichts am Hut habe.«

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Die Sonne kitzelte meine Nase und ich hatte das Gefühl, niesen zu müssen. Eine warme Hand lag auf meinem Bauch, der mir sonst immer zu dick und heute so unglaublich perfekt mit der Männerhand darauf erschien. Meine Haare lagen wirr in meinem Gesicht, sie rochen von der nächtlichen Dusche nach Shampoo und die Wärme, die der große, nackte Männerkörper neben mir ausstrahlte, ließ mich stocksteif daliegen. Ich wollte mich nicht bewegen, diesen Moment des Aufwachsens nach dem ersten gemeinsamen Sex nicht zerstören. Sofort huschte mir ein Lächeln über die Lippen. Wir waren uns hier im Bett nah, wir standen ewig Arm in Arm unter der Dusche und es schien mir, als wuschen wir jegliche negativen Gedanken von uns. Wir waren zurück ins Bett gekrochen, wieder völlig entblößt, und hatten nackt Körper an Körper dagelegen und geredet. Darüber, was wir mochten, was wir hassten, welche Musik wir toll fanden und welche wir verabscheuten. Welche Träume in unseren Köpfen umher flogen und welche Albträume uns plagten. Wo wir uns in zehn Jahren sahen und was wir uns wünschten. Wir redeten über so viel und auch wenn wir uns wiederholten oder wir etwas sagten, das der andere schon wusste, war es uns egal. Uns war es egal, solange wir uns im Arm hatten und die Stimme hören und die Nähe des anderen spüren durften. Und das durften wir. Wir waren für eine Nacht zweifellos.
»Guten Morgen, Schöne.«, Basti hauchte mir einen Kuss in den Nacken, der mich grinsend zusammenzucken ließ. Sofort zogen sich meine Mundwinkel nach oben und ich drehte mich auf die andere Seite, um Basti ansehen zu können. Auch wenn er einfach nicht perfekt war, war seine Schönheit selbst jetzt am Morgen mit seinen noch viel kleineren Augen unglaublich. Verträumt sah ich ihn an und strich ihm über seine markante Stirn, seine Schläfe hinunter bis zu seinem Kinn und konnte kaum glauben, dass dieser Moment gerade wahr war. Ich konnte nicht fassen, dass wir eine Nacht miteinander verbracht hatten, in der jegliche Gedanken gestrichen waren und die nur uns gehörte.
»Seh ich so schlimm aus, dass ich dir die Sprache verschlage?«, grinste er mich an und drehte seinen Kopf leicht, um umständlich einen Kuss auf meine Handfläche zu hauchen, die zuvor noch auf seinem Kinn lag.
»Nein.«, gab ich völlig ernst zurück und schüttelte leicht den Kopf. »Ich kanns nur nicht glauben, dass du hier liegst. Neben mir.«
»Weißt du, was ich nicht glauben kann?«, er lächelte so sanft, wie er es die ganze Nacht und den ganzen Abend getan hatte, und zog mich ein Stück näher an seine Brust. Ich legte meine Beine zwischen seine und schmiegte meinen nackten Körper an seinen.
»Was denn?«, hauchte ich gegen seine Brust und küsste sie leicht. Es kam mir so vor, als wäre ich jeden Morgen vor diesem neben ihm aufgewacht. Es kam mir so vor, als wäre ich noch nie neben jemand anderem aufgewacht.
»Ich kann nicht glauben, dass wir uns null Gedanken gemacht haben. Ich kann nicht glauben, dass wir einfach auf unsere Herzen gehört haben.«, hauchte er gegen meinen Scheitel und drückte mich für einen kurzen Moment noch fester an sich. Sofort erwärmte sich mein Herz und all das, was ich dachte, sprach er in nur zwei kurzen Sätzen aus.
»Irgendwie seltsam.«, murmelte ich und befreite mich leicht aus seiner Umarmung und drehte mich zurück auf den Rücken.
»Was ist seltsam?«, Basti lehnte sich sofort über mich, ich spürte seinen nackten Körper augenblicklich an meiner nackten Haut und eine Gänsehaut überzog meinen Körper.
»Wie sehr unsere Stimmung umschlagen kann.«, lächelte ich, strich ihm über seine Wange und sah ihm in die Augen, die mir sagten, dass er nicht genau zuordnen konnte, was ich meinte. »Na, gestern habe ich diesen.. diesen Mist im Internet gefunden. Eigentlich waren wir stinksauer, aber im nächsten Moment, da.. «
» ..da waren wir so glücklich, dass wir kaum noch die Finger von einander lassen konnten.«, beendete er meinen angefangenen Satz als ich kurz stoppte und brachte mich dazu, verlegen zu kichern. Ich fühlte mich noch immer so unglaublich verknallt wie ein hoffnungsloser und naiver Teenager, der einem Jungen aus der Oberstufe seit Jahren verfallen war und endlich ihr erstes Date hatte.
»Im Ernst, Basti. Wir müssen uns wegen der Sache im Internet bei Jogi melden.«, ich seufzte tief und strich mit meinen Händen durch mein mittlerweile waches Gesicht. »Wenn er nicht schon längst Bescheid weiß und die Wände hochgeht.«
»Wenn er Bescheid wissen sollte, hätte mein Handy die ganze Nacht durch geklingelt.«, er stupste mit seinem Zeigefinger auf meine Nasenspitze und schenkte mir dieses beruhigende Lächeln, das meinen Herzschlag von den Ängsten und der Skepsis befreite und mit einem Gewand der Liebe umschlug. »Ich werde später mit ihm reden, okay?«
»Okay.«, nickte ich und schloss kurz die Augen.
»Ich muss jetzt los, sonst komm ich zu spät. Wir sehen uns später?«
»Ja. Ja, klar.«, grinsend erhaschte ich den letzten Kuss von Basti und sah ihm dabei zu, wie er seine Kleidung über seinen nackten Körper strich. Mit einer Leichtigkeit griff er nach seiner Trainingsjacke, öffnete die Tür, zwinkerte mir noch ein letztes Mal lächelnd zu und verschwand dann. Lachend drehte ich mich auf den Rücken und erstickte meinen Freudenschrei in den Tiefen meiner Kissen. Das konnte nur ein Traum sein. Das konnte nicht wahr sein, was hier gerade um mich herum passierte. Das war viel zu absurd als dass das jemals genau so passieren könnte. Wieso auch sollte das Schicksal es gut mir meinen? Wieso sollte man es so gut mit mir meinen, dass ich Gefühle für einen Menschen hatte, der wohl das gleiche für mich empfand wie ich für ihn? Es war so viel Chaos um Basti und mich herum, dass ich eigentlich hätte vergessen müssen, wie man atmet, doch einzig und allein die Schmetterlinge in meinem Bauch nahmen mir die Luft.

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