Kapitel 4 || Madelyn

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Meine Schritte sind seltsam laut in dem leeren Schulgebäude. Mein frisch geholter Kaffee, diesmal habe ich ihn mir selbst gekauft, dampft in meinen Händen und wärmt sie. Ich seufze, wenn ich daran denke, dass ich jetzt eigentlich nachhause fahren könnte. In meinem Bett liegen. Musik hören. Allein sein.

Stattdessen muss ich diesem neuen Typen eine Schulrundtour geben. River. Der Name ist schön, aber irgendwie außergewöhnlich. Ich mag sowas, doch ich kann mir vorstellen, dass viele den Namen auch zu besonders finden. Ich frage mich ja eher, was seine Eltern beim Aussuchen des Namen gedacht haben. Ich bin wirklich zu neugierig.

So gerne ich jetzt zwar in meinem Bett wäre, bin ich auch gespannt auf mein weiteres Zusammentreffen mit diesem sonderbaren Jungen, der mich so in seinem Bann gefangen hält, ohne es zu bemerken.

Ich seufze abermals tief und nehme einen Schluck aus meinem Becher. Als ich meine Blick wieder hebe, sehe ich ihn an den Spinten lehnen. In schnellen Schritten gehe ich auf ihn zu. Er zieht die Brauen hoch und drückt sich von der Wand ab.

Ohne es kontrollieren zu können, wandert mein Blick an seinem Körper hinauf und hinunter. Ich mustere die Muskelspiele unter seinem Pullover, lasse meinen Blick über seine welligen, braunen Haare gleiten und stoppe wieder bei seinen blauen Augen, die schon wieder drohen, meinen Blick gefangen zu nehmen, aber bevor das geschieht, lasse ich meine Augen weiter wandern, über seine markante Gesichtszüge zu seinem Mund.

»Und, hast du genug gestarrt?«

Erschrocken lasse ich beinahe meinen Kaffeebecher fallen, bei den leisen Worten die seinen Mund verlassen, den ich bis eben noch angestarrt habe. Jetzt wende ich den Blick beschämt ab und schüttle nur den Kopf. Dann nicke ich schnell, weil das Schütteln genau die falsche Antwort ist. Wie doof bin ich eigentlich?

Er lacht nur. Dann wandert sein Blick ebenfalls über mich. Genauso intensiv, genauso langsam. Mein ganzer Körper kribbelt und ich spüre ein seltsames Flattern in meinem Bauch. Ich räuspere mich, um irgendetwas zu tun.

Wieder lacht er und ich klemme mir etwas unbeholfen lose Haarsträhnen hinter meine Ohren.

»Also, ...« Er verstummt und sieht mich fragend an. Erst verstehe ich nicht, was er meint, aber dann macht es in meinem Hirn Klick und ich setze zum Sprechen an.

»Madelyn«, sage ich und beobachte seine Reaktion.

»Madelyn«, wiederholt er leise und legt den Kopf schief. Kurz wirkt er abgelenkt, dann räuspert er sich und richtet den Kopf wieder auf. »Du gibst mir also diese Tour?«, will er wissen und ich schaue ihn noch immer etwas zu intensiv an.

»So sieht es aus.« Unsicher lächle ich, auch wenn mir das eher verkrampft vorkommt. Er bemerkt wohl meine Unsicherheit, denn er lächelt nun beruhigend und kommt einen Schritt auf mich zu. Etwas perplex stolpere ich einen Schritt rückwärts, einfach nur, weil ich Angst davor habe, was mit mir geschieht, wenn er zu nahe bei mir steht, wenn jetzt schon alles angenehm kribbelt.

»Beruhig dich, Guapa«, sagt er leise und ich hebe verwundert eine Augenbraue. Auch er scheint überrascht zu sein über seine eigenen Worte und runzelt die Stirn.

»Was heißt das?«, will ich wissen und gehe ganz bewusst wieder einen Schritt auf ihn zu. Ich sehe wie er hart schluckt, dann richtet er seine Augen wieder genau auf meine.

»Das ist spanisch und bedeutet ...«, er hält inne und sucht meinen direkten Augenkontakt. Als ich es zulasse, mich wieder in seinem Blau zu verlieren, fährt er fort. »... meine Hübsche.«

Ich spüre, wie mir die Röte ins Gesicht schießt und ich muss mich doch von seinen Augen losreißen. »Was?«, gebe ich verwirrt von mir.

Er lacht, ein sehr melodischer Klang, wie ich feststellen muss. »Du hast mich schon verstanden.«

Zwischen uns zwei WeltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt