Die Welt sieht ziemlich bescheuert aus, wenn man sie kopfüber betrachtet. Eigentlich ist sie immer bescheuert. Aber davon mal abgesehen, ist sie kopfüber einfach nur noch lächerlich.Die Decke wird zum Boden, der Boden zur Decke.
Die Menschen schauen mich auf einmal mit ihren Füßen an, anstatt mit dem Kopf. Es ist richtig gruselig.
Und man kann dabei ganz genau ihre Schuhe anschauen. Ob sie teuer aussehen, welche Marke sie sind, welcher Zustand. Daran kann man manchmal sogar erkennen, was für ein Mensch vor einem steht. Ob er reich, arm oder nichts von beiden ist. Oder was er für ein Typ ist. Ein sportlicher, oder gemütlicher. Schick oder schlicht.
Die schwarzen High Heels die nun vor mir zum Stehen kommen, kann ich sofort zuordnen, ich könnte es im Schlaf.
»Madelyn?«, ertönt es gedämpft.
Ich reagiere nicht.
»Madelyn mach sofort die Musik aus, wenn ich mit dir rede!«
Seufzend schiebe ich die Kopfhörer von meinen Ohren und drehe mich auf meinem Bett auf den Bauch, sodass ich meine Mutter wieder richtig herum sehen kann.
»Wie sieht es denn hier aus, Madelyn? Räum dein Zimmer auf, zieh dir was schönes an und komm runter.« Ihr Blick streift meinen Bademantel, in dem ich eingekuschelt bin.
»Ja, Mom«, sage ich ohne zu zögern und meine es auch so.
Sie nickt nur und verlässt den Raum mit einem letzten, mahnenden Blick.
Ich seufze tief und richte mich auf meinem Bett auf. Dabei zerknittert das Papier unter mir. Ich fische es hervor und besehe es mir.
Es ist die Englischhausaufgabe, die ich ordentlich bearbeitet habe.
Schnell fege ich noch die anderen Arbeitsblätter von meiner Decke und verstaue sie in ihrem jeweiligen Ordner, kontrolliere meinen Stundenplan für morgen und richte dementsprechend meine Tasche.
Mit ein paar letzten Handgriffen beseitige ich das wenige Chaos, das in meinem Zimmer herrscht, und schlüpfe schließlich in ein dunkelblaues, schlichtes Kleid, binde meine braunen Haare zu einem tiefen Zopf und schlüpfe in schwarze Schuhe.
Kurz lächle ich mir selbst aufmunternd im Spiegel zu und betrete dann den Gang unseres Hauses. Es ist still, nur gedämpft kann ich Stimmen von unten wahrnehmen. Der Boden ist so sauber, dass ich mich darin spiegeln kann.
Meine Schritte verhallen in dem leeren Flur und ich husche schnell die zwei Treppen hinunter, bis ich im Eingangsbereich stehe. Ich folge den nun lauteren Stimmen in die ›Versammlungshalle‹, wie mein Vater sie nennt.
Kaum öffne ich die Tür, drehen sich viele Menschen zu mir um und begrüßen mich. Ich lächle sie alle an und werfe ihnen einzelne »Hallos« zu, gehe weiter nach vorne, wo ich meinen Dad erblicke, der sich mit einer Gruppe Menschen in teuren Kleidern unterhält.
Ich steuere ein blondes Mädchen an, das ganz vorne an der Bar steht und mit meiner Mutter redet.
»Maddy«, begrüßt sie mich erfreut und drückt mich kurz an sich.
»Hey, Gabriella.«
Meine Mutter reicht mir ein Glas Sekt und geht dann in eine andere Richtung.
Ich nippe daran und schaue zu meiner blonden besten Freundin herüber, die schon das zweite Sektglas nimmt.
»Und, alles gut?«, will sie wissen.
Gabriella und ich kennen uns schon seit wir klein sind. Unsere Eltern sind Geschäftspartner und Freunde und es war von Anfang an klar, dass wir beste Freundinnen werden. Etwas anderes wurde nicht erwartet.
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Zwischen uns zwei Welten
RomanceMadelyns Leben ist strukturiert, berechenbar und durchgeplant. Ihre beste Freundin ist die Tochter der wichtigsten Geschäftspartner ihrer Eltern, ihr Freund ist ein reicher Vorzeigeschwiegersohn, ihre Noten immer perfekt und später soll sie die ber...