Madelyn war tatsächlich nicht sauer, genau wie ich es Kenzie schon angekündigt habe. Stattdessen ist sie schon den ganzen Tag über seltsam nachdenklich und immer wenn sich unsere Blicke streifen, sieht sie mich so intensiv an, dass ich mir wünsche, ich wüsste, was in ihrem Kopf herumgeistert.
Es ist Samstag und wir liegen auf meinem Bett herum. Sie ist am Handy und ich beobachte sie dabei. Einfach, weil es sowieso spannender ist, sie an zu gucken, als irgendwelche Nachrichten oder Memes zu lesen.
Sie schreibt mit irgendjemandem und ihre Finger tippen in rasender Geschwindigkeit irgendeine Nachricht. Mich würde es wirklich brennend interessieren, mit wem sie da unbedingt texten muss.
Nach einer Weile seufzt sie und legt ihr Handy auf den Nachttisch. Sie dreht sich zu mir und sieht mich an. »Was machst du gerade?«
Ich lege mein Handy ebenfalls weg. »Eigentlich beobachte ich dich heimlich.« Grinsend stütze ich meinen Kopf auf eine Hand und sehe sie an.
Ohne etwas zu erwidern, zieht sie meinen Kopf zu sich heran und küsst mich.
Jedes Mal, wenn sie das tut, fühlt es sich an, als würde sich ein heißes, angenehmes Feuer in mir entfachen. Ein unbeschreibliches Gefühl.
Ich umschlinge ihren Oberkörpern mit meinen Händen und sie wälzt sich auf mich, ohne den Kuss zu unterbrechen. Ihre Haare fallen wie ein schützender Vorhang links und rechts neben unseren Gesichtern hinab und hüllen uns in Dunkelheit.
Gerade, als ich dabei bin, meine Hände weiter über sie streichen zu lassen, vibriert ihr Handy mehrmals hintereinander. Sie stöhnt frustriert auf und löst sich von mir.
»Ignorier es doch einfach«, jammere ich und will sie wieder küssen, aber sie weicht mir aus, richtet sich ein Stück auf mir auf, und nimmt ihr Handy in die Hand.
Seufzend streiche ich ihre Haare hinter ihre Ohren und fahre mit meinen Händen dann ihren Rücken hinauf und hinunter.
»Scheiße«, murmelt sie nach einer Weile und ich hebe die Brauen.
»Was ist los, Guapa?« Ich schaue sie erwartungsvoll an.
Sie schluckt und rollt sich zu meiner Enttäuschung von mir herunter.. »Es geht um meine Eltern, sie ...«
In diesem Moment hämmert irgendjemand an unsere Wohnungstür.
Erschrocken weicht sie zurück und packt mich am Arm. »River, versprich mir, dass du mich nicht alleine lässt.« Verzweifelt klammert sie sich an meinem T-Shirt fest.
Mein Herz wird schwer, als ich die Verzweiflung in ihrem Blick sehe, und ich weiß sofort, dass ich alles tun werde, um sie zu beschützen. »Natürlich. Ich bin immer da, okay? Du wirst mich nicht mehr los.« Ich streiche ihr behutsam über die Hand.
Dann stehen wir beide auf und folgen dem lauten Klopfen.
»Madelyn, mach sofort auf, ich weiß, dass du da drinnen bist!«, erklingt eine gedämpfte, weibliche Stimme durch das Holz.
Madelyns Hände zittern, als sie die Hand zur Türklinke ausstreckt, und ihre Stirn ist gerunzelt.
»Hey«, flüstere ich sanft und greife nach ihrer freien Hand. »Ich bin da, ich bin da ...«
Sie lächelt mich an und drückt dann entschlossen die Klinke nach unten.
Sofort drückt jemand von außen die Türe ganz auf und wir stolpern ein paar Schritte zurück, um das massive Holz nicht gegen die Stirn gehauen zu bekommen.
Keine zwei Sekunden später steht ein hochgewachsenes Pärchen im Flur uns starrt uns wütend entgegen.
Madelyns Mutter ist eine schlanke Frau mit blondgefärbten Haaren. Sie trägt Designerjeans und eine feine Bluse. Ihre Augen sind dunkel und alles an ihr strahlt eine Härte aus, die ich an Madelyn noch nie gesehen habe. Generell haben die beiden keinerlei Ähnlichkeiten. Nicht mal Nase und Lippen, die bei ihrer Mutter ziemlich operiert aussehen. Wie kann diese Frau Madelyns Mutter sein?
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Zwischen uns zwei Welten
Storie d'amoreMadelyns Leben ist strukturiert, berechenbar und durchgeplant. Ihre beste Freundin ist die Tochter der wichtigsten Geschäftspartner ihrer Eltern, ihr Freund ist ein reicher Vorzeigeschwiegersohn, ihre Noten immer perfekt und später soll sie die ber...