Kapitel 17 || Madelyn

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Eigentlich klappt es wirklich gut, mit River befreundet zu sein. Im Unterricht bringt er mich mit seinen Grimassen zum Lachen, er befreit mich von dem gemeinsamen Essen mit Gabriella und meinem Ex in der Cafeteria und muntert mich mit seinen Sprüchen auf.

Aber obwohl mir das Ganze noch so gut gefällt, kann ich das Gefühl in mir nicht verdrängen, wann immer er mich ansieht. Ein Gefühl, das definitiv nichts mit Freundschaft zu tun hat. Und wenn ich seine Blicke richtig deute, geht es ihm genauso. Doch wir beide sagen nichts dazu. Denn wenn ich es ihm einmal anvertraue, gibt es kein Zurück mehr. Es würde nur alles zwischen und zerstören, nachdem wir uns gegenseitig darin bestätigt haben, dass eine Beziehung oder Ähnliches zwischen uns nicht funktionieren kann.

Meine Eltern würden mich hassen. Sie würden es überhaupt nicht akzeptieren und das respektiere ich. Auch wenn sie nicht gerade warmherzig zu mir sind, liebe ich sie und werde nichts tun, was sie enttäuscht. Vor allem nicht für eine blöde Schwärmerei. Denn mehr ist das nicht, was zwischen uns ist.

Außerdem würde er mein Leben hassen. Nach nicht mal einem Monat würde er es nicht mehr aushalten und ich könnte es ihm nicht verübeln.

Es klingelt.

Ich bin alleine zuhause, also rolle ich mich vom Bett hinunter und trotte die Treppen hinab. Als ich die Haustüre aufreiße, klappt mir die Kinnlade runter.

Gabriella steht dort und verzieht nun die Lippen zu einem leichten Lächeln. »Kann ich rein kommen?«

Ich bleibe kurz reglos stehen, aber dann nicke ich und öffne die Tür soweit, dass sie eintreten kann. »Hey«, sage ich leise.

»Hey«, erwidert sie genauso leise.

Ich sehe ihr zu, wie sie ihre Schuhe abstreift, sie ordentlich neben die anderen stellt und ihre Jacke an die Garderobe hängt.

Ihr blondes Haar ist zu einem ordentlichen Zopf gebunden und sie trägt blaue Designerjeans, einen milchweißen Pulli und eine feine, silberne Kette. Wie immer sieht sie aus, wie aus dem Ei gepellt – einfach perfekt.

Neben ihr komme ich mir in meiner grauen Jogginghose und dem überdimensionalen schwarzen Kapuzenpulli total dämlich vor. Noch dazu, dass mir meine Haare wirr und ungekämmt auf die Schultern fallen. Aber es ist nun mal Samstag. Wofür sollte ich mich zurechtmachen?

Als ich Gabriellas Blick auffange, zieht sich mein Magen zusammen. Sie kommt mir so vertraut und gleichzeitig so unfassbar fremd vor.

»Willst du etwas zu trinken?« Ich räuspere mich unbehaglich und sie nickt.

Also laufen wir zusammen in die Küche und ich fülle ihr ein Glas mit Wasser auf. Ich weiß, dass sie kein Saft trinkt, wegen des Zuckers. Sie achtet sehr auf ihre Ernährung. Und das schon immer.

Eigentlich erwarten das meine Eltern auch von mir, aber ich kann einfach nicht auf Schokolade verzichten. Das ist einer der vielen Gründe, warum sie Gabriella so viel perfekter finden als mich. Früher habe ich mir gewünscht, ich wäre mehr so wie sie. Vielleicht wären meine Eltern dann liebevoller zu mir. Immer war ich der festen Überzeugung, dass sie Gabriella lieber als Kind haben wollen, statt mich.

Aber mittlerweile bin ich der Überzeugung, dass es ziemlich schwer für sie sein muss, immer perfekt zu sein.

Andererseits – vielleicht muss sie sich nicht einmal anstrengen. Vielleicht ist sie einfach so.

Ich seufze und verdränge meine Gedanken. »Was tust du hier?«, frage ich und mustere sie, wie sie das Glas in einem Zug leert.

Etwas unbeholfen zuckt sie mit den Schultern. »Ich wollte mit dir reden.«

Zwischen uns zwei WeltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt