Kapitel 15 || Madelyn

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Das Essen schmeckt genauso, wie ich es mir vorgestellt habe. Einfach himmlisch. Dazu die prickelnde Limonade auf meiner Zunge und der leichte Frühlingswind, der um meine Haare streift und sie leicht zerzaust. Aber das macht mir nichts aus. Ich genieße es. Genieße die angenehme Luft, die mir um die Nase weht, in meine Lungen strömt.

Während ich einen Schluck aus meinem Glas nehme, beobachte ich River über den Rand hinweg. Er scheint in seiner eigenen, kleinen Welt versunken zu sein. Gedankenverloren schaut er hinauf ins Blätterdach, lässt seinen Blick streifen. Er faltet die Hände zusammen und dann treffen sich unsere Blicke.

Seine blauen Augen leuchten im Sonnenlicht und erinnern mich an den Ozean an guten, hellen Tagen, wenn die Sonne auf ihn hinabscheint und ihn zum Strahlen bringt. Fast habe ich das Gefühl, wirklich das Meer in seinen Augen zu sehen.

Aber dann komme ich mir albern vor und wende den Blick ab. Meine Gedanken bestehen aus einem einzigen, beinahe kitschigen Knoten, den ich ganz schnell wieder lösen muss.

Rivers Lippen verziehen sich zu einem sanften Lächeln, aber er sagt nichts. Schon gar nicht erinnert er mich daran, dass ich noch eine Frage bei ihm frei habe. Wahrscheinlich denkt er, ich habe es schon vergessen und wiegt sich in Sicherheit. Aber da hat er sich geschnitten. Ich warte nur auf einen guten Augenblick.

Schweigend essen wir weiter und schon bald habe ich meinen Wrap mit Gemüsefüllung verdrückt. Auch die Limonade ist leer und ich schiele zu meinem Gegenüber.

Rivers Teller ist ebenfalls geleert, genau wie sein Glas. Er sieht mich abwartend an, als wüsste er nicht, was als nächstes passiert.

Aber ich weiß es genauso wenig. Und noch seltsamer ist, dass wir seit mindestens zwanzig Minuten nicht mehr geredet haben. Doch das stört mich irgendwie gar nicht. Ich mag die Stille. Die Stille, die mit dem Brausen des Windes, dem Zwitschern der Vögel und dem leisen Gemurmel der anderen Gäste gefüllt wird. Es fühlt sich nach einem richtig schönen Frühlingstag an, der am besten nie wieder enden sollte. Zumindest was das Wetter angeht. Und, ja, vielleicht auch, was die Person mit gegenüber angeht. Aber nur vielleicht.

River räuspert sich nun. »Sollen wir zahlen?«, will er wissen und sieht mich fragend an.

Ich nicke. Dann winke ich dem Typ im Wagen und er kommt sofort auf uns zu. Ich bestehe darauf, alles zu zahlen, auch wenn sich River lautstark und mit Tritten gegen meine Beine unter dem Tisch dagegen wehrt, aber ich ignoriere ihn, lächle den Mann kokett an und zahle das gesamte Menü.

River brummt unzufrieden, als der Verkäufer wieder verschwindet und sieht mich beinahe strafend an. »Was sollte das, Mads?«

Bei dem Spitznamen bekomme ich ein Kribbeln im Bauch, obwohl seine Stimme einen anklagenden Unterton hat.

Ich zucke mit den Schultern. »Ich wollte dich nur einladen, keine große Sache.«

Zu meinem Überraschen ist es für ihn doch eine große Sache. Er schnaubt. »Ach, ja? Oder denkst du, ich habe nicht genug Geld, um zu bezahlen? Denkst du, ich brauche deine Unterstützung?«

Mir gefriert das Blut in den Adern. So war das ganz und gar nicht gemeint. Ich habe mir eigentlich überhaupt nichts dabei gedacht, außer, dass ich ihn einfach gerne einladen würde. Genauso erzähle ich es ihm jetzt auch und einen Moment schaut er mich zweifelnd an.

Doch dann zuckt er mit den Schultern. »Okay.« Mehr sagt er dazu nicht und vielleicht ist es auch besser so. Mir ist klar, dass das ein heikles Thema ist.

Wir stehen auf und gehen schweigend zum Auto. Die Stimmung ist merklich gekippt, auch wenn ich das alles andere als gut finde. Am liebsten würde ich die restlichen Schulstunden schwänzen und die Zeit lieber noch mit ihm in der Frühlingsluft verbringen. Theoretisch könnte ich es mir sogar erlauben. Meine Noten sind hervorragend, da macht die eine oder andere Fehlstunde kaum etwas aus.

Zwischen uns zwei WeltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt