Die letzten Tage waren die schlimmsten seit langer Zeit. Ich stehe nicht auf, ich esse und trinke kaum etwas und nicht mal mein Handy kann mich ablenken. Ich liege nur da, starre an die Wand, und wünsche mir, das Alles wäre niemals passiert.
Ich wünschte, River wäre nicht so ängstlich.
Ich wünschte, meine Eltern hätten mich nicht vor so ein Ultimatum gestellt.
Ich wünschte, es würde nicht so verdammt wehtun.
Ja, das wünsche ich mir am meisten.
Aber ich wünsche mir auch, dass ich nie gesagt hätte, dass ich ihn liebe. Denn jetzt gibt es kein Zurück mehr. Jetzt kann ich mich nicht mehr selbst belügen. Jetzt weiß ich, dass es stimmt.
Ich liebe River.
Und dass diese Worte immer und immer wieder durch meinen Kopf kreisen, macht es noch schwerer. Es tut so weh. Als hätte jemand einen spitzen Gegenstand in mein Herz gerammt und jetzt blutet es aus allen Nähten. Ich weiß, dass hört sich total bescheuert an. Aber anders kann ich dieses Gefühl nicht beschreiben.
Ich wünschte, River würde zu mir kommen und sich entschuldigen. Nein, nicht mal entschuldigen müsste er sich. Er müsste sich einfach nur endlich sicher sein, dass er auch mich liebt. Oder zumindest, dass er das will, was zwischen uns herrscht.
Es wird schwierig werden, meine Prinzipien durch zu ziehen. In der Schule habe ich niemanden mehr, wenn ich mich daran halte. Und theoretisch habe ich auch kein Zuhause mehr.
Aber meine Eltern sind so gut im Überzeugen und Manipulieren, dass ich Angst habe, dass sie mich wieder davon überzeugen, mein altes, beschissenes Leben weiterzuführen.
Wahrscheinlich hocken sie in diesem Moment ein Stockwerk unter mir und schreiben mich in der Yale Universität ein.
Verdammt.
Ein leises Klopfen an der Tür lässt mich zusammen zucken und ich richte mich auf. Meine Haare hängen mir wie ein Vorhang vor dem Gesicht und sind fettiger, als sie jemals waren. Seufzend streiche ich sie mir hinter die Ohren.
Zu meiner Verwunderung kommt meine Mutter ins Zimmer gelaufen. Ihre Schritte sind zögerlich und in den Händen hält sie ein Tablett, auf dem ein dampfender Tee und ein Teller mit Pfannenkuchen steht. Pfannenkuchen ist mein Lieblingsessen, aber meine Eltern finden es normalerweise viel zu ungesund. Wenn sie welche backen, dann nur mit Dinkelmehl und kein bisschen Zucker. Dazu dann Gemüsesoße statt Schokocreme.
Deswegen bin ich noch verwundeter, da die Pfannkuchen hell aussehen und mit Sirup übergossen sind. Stirnrunzelnd sehe ich meiner Mutter an.
Sie räuspert sich und bleibt unmittelbar vor meinem Bett stehen. »Ich weiß, dass du denkst, dass dein Vater und ich dich nur kontrollieren würden. Aber wir wollen einfach das Beste für dich, Madelyn.«
Ich verdrehe die Augen. Nicht schon wieder. »Bist du deswegen gekommen?«
Schnell schüttelt sie den Kopf. »Nein. Ich bin gekommen, um dir das hier zu bringen.« Sie stellt das Tablett auf dem Bett ab und schweigt unbeholfen. »Du musst etwas essen«, fügt sie nach einer Weile hastig hinzu und zuckt mit den Schultern.
So kenne ich meine Mutter gar nicht. Sie ist immer nur die Frau mit dem kontrollierten Gesichtsausdruck, der festen Stimme und der beeindruckenden Autorität.
Aber so, wie sie jetzt vor mir steht, lässt sie beinahe ... zerbrechlich wirken.
Zögernd greife ich nach dem Teller und dem Besteck. Aber gleich, als mir der Duft in die Nase steigt, vergeht mir der Appetit. Es ist, als hätte sich eine Blockade über meinen Magen gelegt.
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Zwischen uns zwei Welten
RomansaMadelyns Leben ist strukturiert, berechenbar und durchgeplant. Ihre beste Freundin ist die Tochter der wichtigsten Geschäftspartner ihrer Eltern, ihr Freund ist ein reicher Vorzeigeschwiegersohn, ihre Noten immer perfekt und später soll sie die ber...