Kapitel 3 || Madelyn

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Wolken haben sich vor die Sonne geschoben. Der Himmel ist grau, Nebel legt sich um die Häuser und hüllt sie ein. Nur spärliches Licht fällt auf die Straßen, die Luft ist kalt und beim Atmen bilden sich Dampfwölkchen vor meinem Mund.

Mit einer schnellen Handbewegung schließe ich die Tür hinter mir und stecke meine kalten Hände in die Manteltaschen. Die Limousine steht bereit, wartet darauf, dass ich mich in die Ledersitze kuschle und ganz gemütlich zur Schule gefahren werde.

Aber ich drehe dem Wagen den Rücken zu, stecke mir meine Airpods in die Ohren, mache meinen Lieblingssong an und setze mich in Bewegung. Zu Fuß.

Ich bin zwar erschöpft von meinem morgendlichen Schwimmtraining, das ich heute von fünf bis sechs Uhr morgens in dem Pool in unserem Keller absorbiert habe, aber ich ignoriere meine schlappen Beine und treibe sie weiter voran.

Nach ein paar Metern vibriert mein Handy und die Musik wird unterbrochen.

»Hallo?«, melde ich mich.

»Maddy, wo bist du?« Tuckers Stimme lässt mich zusammenzucken. Nach dem Streit am Samstag versucht er andauernd mich zu erreichen, aber jedes Mal habe ich abgelehnt. Meinen Eltern habe ich auch nichts erzählt. Sie hätten mich gezwungen, mit ihm zu reden.

»Auf dem Weg zur Schule«, sage ich knapp und halte an einer roten Ampel.

»Du warst nicht in der Limousine. Bist du zu Fuß?« Aus seiner Stimme höre ich die Skepsis heraus und ich verdrehe die Augen.

»Woher weißt du das?«

Stille. Sein Schweigen dauert eine ganze Weile, dann seufz er. »Ich hocke im Auto und warte auf dich.«

Die Ampel schaltet auf grün und ich überquere schnell die Straße. »Du tust was? Spionierst du mir etwa nach, oder was?«

»Was? Nein! Ich will nur mit dir reden und dich zur Schule begleiten.«

»Vielleicht will ich gar nicht mit dir reden!« Meine Stimme wird laut und einige Passanten drehen sich zu mir. Etwas beschämt eile ich weiter.

»Maddy, bitte –«

Ich lege auf.

Die Musik ertönt wieder und ich atme tief durch, versuche abzuschalten. Aber schon nach ein paar Metern vibriert mein Handy erneut. Diesmal lehne ich gleich ab. Das geht ganze drei Mal so, bis ich beim vierten Vibrieren wieder daran gehe. Wut macht sich in mir breit.

»Welchen Teil von ich will nicht mit dir reden, verstehst du eigentlich nicht?«

»Maddy?« Gabriellas verwunderte Stimme ertönt und ich bleibe kurz erschrocken stehen. Ein Mann rennt fast in mich rein, aber im letzten Moment wende ich mich zur Seite und laufe weiter.

»Oh. Hey, Gabriella«, gebe ich etwas kläglich von mir. Meine Finger krallen sich krampfhaft in den weichen Mantelstoff, während ich auf ihre Reaktion warte.

»Wen hast du denn erwartet?« Sie lacht, aber es hört sich gezwungen und künstlich an. Dann schweigt sie kurz und ich höre ein Rascheln, dann ein leises Lachen im Hintergrund. »Du dachtest ich wäre Tucker, stimmt's?«, fährt sie schließlich fort und das Lachen verstummt.

Ich atme langsam aus. »Ja. Wer ist bei dir?«

»Nur Cassandra.« Hupen ertönt und wieder das Lachen, diesmal kichert Gabriella auch, sie ist etwas weiter vom Hörer entfernt, als hätte sie das Handy weggelegt. Doch dann ist sie wieder ganz nah, ich höre ihren Atmen so laut, als stände sie genau neben mir. »Ihr müsst euch vertragen, Maddy. Ihr seid doch so ein perfektes Paar. Er ist gut für dich.«

Zwischen uns zwei WeltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt