Kapitel 10 || Madelyn

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Tucker hat nicht zu viel versprochen. Das Haus ist atemberaubend geschmückt. Außen hängen Lampions, die die Stimmung angenehm und friedlich machen. Jede Menge Autos stehen auf dem riesigen Platz davor. Es sind nur große und teure Autos, aber so etwas bin ich sowieso schon gewöhnt.

Doch plötzlich muss ich an Rivers Wagen denken, der trotz seines schlimmen Zustandes angenehm gefahren ist.

Schnell vertreibe ich die Gedanken an ihn. Ich habe ihn nicht mehr gesehen seit der Aktion am letzten Freitag. Dazwischen liegt jetzt eine ganze Woche und ich habe bis gerade eben kaum an ihn gedacht.

Mittlerweile habe ich eingesehen, dass er vermutlich recht hatte. Alles, was ich wollte, war eine Abwechslung zu meinem gewöhnlichen Leben. Und jetzt, da ich diese ein paar Mal dank ihm bekommen habe, kann ich normal mit meinem Leben weiter machen. Denn mein Leben ist schön, so wie es ist. Ich brauche keine abenteuerlichen Ausflüge oder blauäugige, rätselhafte Typen.

Ich habe einen Freund, den ich liebe und wunderbare Freundinnen.

Genau in diesem Moment kommt Tucker aus dem Haus und erblickt mich. Ich bin nicht die einzige, die hier draußen steht, aber trotzdem kommt er nur auf mich zu und legt den Arm um mich. Als wäre ich die einzige, die er sieht. Und das gefällt mir irgendwie.

»Hey, Baby«, begrüßt er mich und wir laufen zusammen auf die Türe zu. »Immer herein spaziert!«, ruft er über die Schulter und auch die anderen Menschen nähern sich nun dem breiten Eingang.

Das Foyer ist ebenfalls hell beleuchtet und alle Jacken der Gäste hängen an einer improvisatorisch angebrachten Garderobe.

Die Stimmen der Feierenden dringen aus der großen Halle herüber, die Tuckers Eltern Wohnzimmer nennen, obwohl es eher einer Wohnhalle gleicht, von denen sie noch mindestens fünf weitere in diesem Haus haben.

Tucker führt mich auf dessen offene Tür zu und schiebt mich hinein. Wie er angekündigt hat, ist das Zimmer ganz leer, außer einem breiten Tisch in der Mitte und zwei Sofas an der Wand, auf dem ich sogleich bekannte Gesichter erspähe.

Gabriella, Cassandra und John sitzen darauf und winken uns sofort zu sich. Tucker greift nach meiner Hand und wir gehen zu ihnen. Er lässt sich neben John fallen und zieht mich auf seinen Schoß. Ich lehne mich an seine Brust und schließe für einen Moment die Augen. Im Hintergrund läuft laute Popmusik und es fühlt sich alles so unfassbar vertraut an. Das hier ist mein Leben. Zwischen überfüllten Geldbeuteln, betrunkene Teenagern und riesigen Häusern ist mein Platz. Und das war schon immer so. 

Tucker reicht mir eine Flasche, die mit durchsichtiger Flüssigkeit gefüllt ist und ich schraube sofort den Deckel auf, ohne nachzufragen, um was es sich handelt, wie ich es sonst immer tue. Aber heute ist es mir irgendwie egal.

Die Flüssigkeit brennt in meiner Kehle und ich verziehe das Gesicht. Tucker lacht daraufhin nur und nimmt ebenfalls einen großen Schluck, allerdings, ohne seine Miene zu verändern. Ich frage mich, wie er das bitte hinbekommt, denn das Zeug ist einfach widerwärtig.

»Wie wäre es mit einer Runde Bier-Pong?«, fragt Cassandra aufgeregt und ich sehe nur begeistert nickendende Köpfe.

Also zucke ich mit den Schultern und stehe auf. Wir gehen hinüber zu dem großen Tisch und John und Gabriella fangen an, das Spiel aufzubauen.

Es treten immer mehr Gäste zu uns, die vor wenigen Minuten noch am Tanzen oder Trinken waren. Aber jetzt stehen sie genau wie wir um den Tisch herum und warten gespannt auf die erste Teamaufteilung.

Natürlich muss ich als Erstes spielen. Seufzend stelle ich mich neben Tucker und lächle ihn an, damit er denkt, dass es mir Spaß macht. Aber eigentlich mag ich dieses Spiel nicht. Es ist eklig den Inhalt des Bechers zu trinken, wo gerade noch ein Ball drinnen lag, der davor auf dem Fußboden war, auf dem alle mit ihren dreckigen Schuhen herum trampeln. Aber okay – jedem das seine.

Zwischen uns zwei WeltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt