ℌ𝔢𝔞𝔯𝔱 𝔣𝔬𝔯 𝔞𝔫 ℌ𝔢𝔞𝔯𝔱

010

Der nächste Tag brach an. 
Ich stand erneut vom meiner Hängematte auf, und streckte mich lang aus. Heute stand viel auf dem Plan, denn als erstes musste ich wieder mit Revali den Tanz üben, und danach sofort zum Schützenverein. Heute würden wir etwas schwierigeres ausprobieren, und ich war gespannt was es war. Baal hatte so die Angewohnheit uns nie zu sagen was er mit uns vor hatte.
Ich zog mich in Windeseile an, und band mir die Haare zu. Ich befürchtete schon das die gute Laune von Revali bis heute schon verklungen sein würde, sobald ich dort ankam.
"Ich bin dann wieder weg, bis später!"
Ich lief zu meiner Mutter und gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange. 
"Ach warte, kannst du Laaly noch schnell in die Kindergruppe bringen?"
Rief sie mir zu.
Ich drehte um und lächelte Laaly zu.
"Na komm, Kücken wir haben nicht viel Zeit!"
Sagte ich, als mir das kleine Orni Mädchen folgte.
Zusammen liefen wir aus der Hütte, während ich ein schnelleres Tempo zulegte. Ich hatte noch etwas Zeit, wollte aber nicht wieder so spät dort aufkreuzen.
"Na komm, benutz deine Flügel!"
Sagte ich spielerisch und klatschte in die Hände.
"Du weißt das ich das nicht kann!"
Maulte sie und watschelte mir hinterher.
"Doch das kannst du, ganz sicher!"
Sagte ich.
"Woher willst du das wissen?!"
Rief sie.
"Weil du meine Schwester bist. Wir geben nicht auf, schon vergessen? Außerdem, woher willst du wissen das du es nicht kannst, wenn du es nicht einmal versuchst?"
Fragte ich und lächelte. Ich hob meine Arme auf und ab, um sie zu ermutigen.
"Na komm, heb ein bisschen vom Boden ab..."
Sie flatterte wild mit ihren Armen umher, und versuchte sogar noch zu springen.
"Na komm, du kriegst es gleich hin- nur noch ein bisschen!"
Ich hockte mich hin. Wir waren bereits vor der Kindergruppe angekommen. Laaly flatterte so sehr, das sie es tatsächlich schaffte etwas vom Holzboden anzuheben.
Ich klatschte in die Hände und grinste breit.
"Wooho siehst du ich habe doch gesagt das du es kannst!"
Ich lachte und fing sie in der Luft auf, nur um sie dann herum zu wirbeln.
Ich streckte meine Arme in die Lüfte, sodass sie zumindest das Gefühl bekam wie es ist ganz oben zu sein.
"Jaaa!"
Rief sie kichernd.
"Irgendwann wirst du richtig fliegen. Und weißt du was? Dann bringe ich dir bei wie man mit dem Bogen schießt, hm? Das willst du doch die ganze Zeit."
Ich ließ sie wieder sinken, sodass ich auf Augenhöhe mit ihr war.
"Oh ja! Kann ich dann immer mit dir zusammen üben?!"
Fragte sie.
"Natürlich, wir zeigen den Jungs wie das die Mädels machen!"
Sie lachte , und ich stimmte mit ein. 
Ich ließ sie wieder zurück auf dem Boden, und ließ sie gehen. Sie winkte mir noch hinterher.
Ich hob die Hand und beobachtete wie sie hinein lief in die Schaar von bunten Orni Kindern, als mir im Augenwinkel etwas auffiel.

Es war Revali der dort stand, die Flügel wie üblich hinter dem Rücken verschränkt, und sah mich an.
Was machte jemand wie er denn bitte bei einer Kindergruppe?
"Ähm, Hallo.... ich bin noch nicht zu spät."
Sagte ich als Begrüßung und kam zu ihn.
"Ich weiß. Ich wollte nur rumgehen und mich ein wenig umsehen..."
Er schwenkte mit dem Flügel aus.
"Ah..."
Ich nickte.
"Eins muss ich dir ja lassen, du weißt wie man Kinder motiviert."
Fing er jetzt an, dabei war seine Miene so undurchschaubar das ich nicht wusste ob es nun nett gemeint war, oder sarkastisch.
"Schau, sie probiert es wieder. Ich bin mir sicher sie wird eine ausgezeichnete Fliegerin..."
Er sah zu Laaly, als ich seinen Blick folgte.
Er hatte recht, sie versuchte es wieder. Neben ihr stand ihre beste Freundin, ein Orni Mädchen mit leuchtend gelben Federn. Sie beobachtete sie und feuerte sie an.
Ich musste lachen. So war sie eben. Sie konnte nichts auf sich sitzen lassen.
"...der Kampfgeist muss wohl in der Familie stecken, hm?"
Er sah mich jetzt an, und ehrlich gesagt wusste ich nicht was ich darauf antworten sollte.
Ich sah ihn nur an, die Hände um den Zaum geklammert. 
Das Gefühl von gestern, kam wieder. Dieses Gefühl was mich nicht locker ließ. Es zog mich zu seinen Augen hin, und plötzlich fand ich ihn nur noch halb so schlimm, jetzt wo ich seine andere Seite kannte.
Aber ich schüttelte diese Benommenheit ab. Nein, was dachte ich mir nur dabei? Er wird immer so arrogant bleiben wie er ist, und das wird sich auch nicht ändern.
"Wahrscheinlich, ja."
Ich ließ die Hände vom Zaun, nur um zu bemerken wie sehr ich mich daran geklammert hatte.
Ich verschränkte sie wie er hinter dem Rücken.
"Also, wollenw wir dann?"
Fragte ich, und hätte am liebsten mit den Füßen hin und her gewippt- unterließ es aber.
"Von mir aus."
Er hob den Flügel, sodass ich voran gehen sollte.
Nach kurzen zögern ging ich dann ein Stück vor, und atmete durch. Ich konnte das klirren seiner Waffe, und dem Brustschutz hören, und konnte somit erahnen wie nahe er mir auf dem Versen war.
Meine Güte, da war ein verdammter Mistkerl einmal nett zu mir, und dann bringt mich das gleich so aus der Fassung!