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Kummer lag über das Land, als sich die Sonne einen Weg durch die Wolken bahnte, und einen kleinen goldenen Schimmer über das Schlachtfeld legte.
Die Verwüstung wurde erst jetzt richtig deutlich, jetzt wo die Schlacht beendet war und Zeit zum Atmen hatte.
Kummer lag in der Luft, für all die Soldaten die es nicht geschafft hatten diesen Kampf zu überleben... und diejenigen die so schwere Verletzungen erlitten hatten, dass ihnen nur die bleibenden Schäden davon übrig blieben.
Und so ging es voran: die Soldaten wurden zurück in ihre Dörfer gebracht, wo man sie versorgte. Die Prinzessin war erschöpft und ziemlich mitgenommen, aber sie stand noch auf beiden Beinen und konnte ihren Wachen helfen. Auch Link war so angeschlagen das er nur noch humpelnd voran kam. Auch er wurde sofort ins Dorf geschleppt. Die Recken waren allesamt von ihrer Art umgeben, wurden gefeiert und bemitleidet. Nur mir war die Freude genommen wurden. Ich starrte in das friedliche Gesicht von Vetchka, wie sie dort in meinen Armen lag als wenn sie bloß schlief. Dabei wusste ich das es wahrscheinlich das letzte mal sein würde das ich sie so halten konnte. Das ich ihr Gesicht sah, ihre Stimme. Ihre leuchtenden Augen... sie war- weg. Für immer.
Tränen drängten sich in meine Augen, und mein Herz war plötzlich so schwer das es schien als hätte ich Blei in der Brust. Der Seelische Schmerz war so groß das er von meinen restlichen Wunden überstumpft wurde. Ich konnte und wollte es nicht akzeptieren das sie fort war.
Ich ließ den Kopf sinken, und drückte sie fester an mich heran. Sie war noch warm, und ich konnte meinen eigenen Herzschlag dumpf in meinem Kopf vernehmen.
Erst nach einigen Sekunden fiel mir auf das mein Herz deutlich schneller schlagen müsste als das was ich fühlte.
Ich hob den Kopf ein Stück und traute mich beinahe nicht es zu überprüfen. Aber schlussendlich tat ich es doch, und tastete ihren Hals ab. Dumpf und schwach konnte ich einen Puls spüren, was dazu führte das in meinen inneren ein Funken Hoffnung übersprang. Sie war noch nicht ganz verloren...
Ich hob den Kopf, und sah mich um. Die Recken lösten sich von ihrer Gruppe und kamen auf uns zu.
Ich konnte entsetzten in ihren Gesichtern sehen, vor allem bei Daruk.
"Sag mir nicht das sie..."
Er stoppte und kniete sich neben uns. Traurig strich er mit dem Finger über ihren Kopf, als wenn er einen kleinen Welpen streicheln würde.
"Sie...sie hat noch Puls. Ganz schwach..."
Sagte ich mit zittriger Stimme.
"Mipha, kannst du ihr helfen? Bitte! Du musst es versuchen..."
Sagte ich voller Verzweiflung. Ich setzte meine ganze Hoffnung in ihr.

"Natürlich kann ich es versuchen...aber ich kann dir nichts versprechen."
Sagte sie jetzt ruhig.
"Egal, ich kann sie nicht aufgeben..."
Ich blickte zu ihr.
"...ich kann nicht."
Sie rückte näher heran, und ich überließ ihr schweren Herzens Vetchka.
Sie ließ ihre Hand über ihrer Brust schweben und hatte die Augen dabei geschlossen.
Voller Ungeduld starrte ich sie an, und betete zu irgendwem der gerade zuhörte, dass sie es schaffte.
Die Prozedur dauerte eine Ewigkeit, so kam es mir vor. Erst als Mipha ihre Hand sinken ließ wurde ich hellhörig.
"Und?"
"Ihr Herz schlägt wieder regelmäßig, aber es ist immer noch sehr schwach. Sie muss jetzt sofort versorgt werden, und das so schnell wie möglich..."
Sagte sie und stand auf.
Meine Hoffnung stieg weiter an und ich hob sie vorsichtig hoch.
"Dann lasst uns keine Zeit verschwenden..."
Sagte ich gefasst.
"Ruhig Revali, lass die anderen auch ihre Wunden versorgen lassen..."
Ich drehte mich um, und entdeckte Zelda.
"Ich weiß das für dich jetzt bloß Vetchka zählt, aber du musst auch versorgt werden."
Ich wich ihren Blick aus und drückte sie an mich heran.
"Mir geht es gut... aber ihr nicht."
Sagte ich strenger als gewollt.
"Überlass sie uns Revali, du kannst auch bei ihr bleiben..."
Sagte sie jetzt und streckte die Arme aus.
"Ja, sei vernünftig... wir werden sie schon wieder zusammen geflickt bekommen. Und dich auch."
Daruk kam dazu und streckte die Hand aus.
Ich wollte schon protestieren, doch plötzlich wurde mir so schwindelig das ich beinahe umkippte.
"Siehst du es jetzt ein?"
Fragte die Prinzessin. Ich hätte am liebsten die Augen verdreht, doch drückte stattdessen lieber Daruk, Vetchka in die Hand.
Er trug sie also dorthin wo auch die anderen versorgt wurden.
Ich saß auf dem Boden und wurde von einer Hylianerin versorgt, dabei achtete ich nicht einmal darauf wie sie meine Wunden versorgte. Mein Blick war permanent in Richtung Vetchka gerichtet. Mipha war inzwischen schon versorgt und stand mit ihren weiß leuchtenden Verbänden  daneben und fragte die Hylianer etwas.
Meine Ungeduld wuchs mit jeder Sekunde.

Und als ob es nicht schon schlimm genug wäre, wurde ihr Zustand immer kritischer.
Mipha sagte sie müsse sie mit in ihr Dorf nehmen, da sie mit Medizinischer Hilfe allein, keine Chance hätte. Ihr Herz drohte ständig zu versagen, und sie wolle sie nicht alleine lassen.
Das hieß ich musste sie gehen lassen und durfte nicht mit kommen. Mipha verbot es mir, und sagte das wenn ich auch nur einen Fuß in das Dorf treten würde, ich direkt wieder raus geschleppt werden würde.
Ich solle mich schonen, hieß es.
Doch wie sollte das gehen wenn die Sorge mir fast den Atem raubte, und sich ein dicker Kloß in meinem Hals bildete, als ich zurück in meinem Dorf ankam und ihre Mutter und Schwester vorfand.
Wie sollte ich ihrer Mutter erklären das ihre Tochter im Sterben lag?
Ich hatte versprochen sie zu beschützen, und war kläglich daran gescheitert.
Elend langsam schlich ich zu der roten Orni Dame, die ihr kleines Kind im Arm hielt. Als sie mich sah, sprang sie sofort auf.
"Revali! Wo... wo ist Vetchka?"
Fragte sie nervös, in ihrer Stimme schwang ein Klang der Angst mit.
"Sie ist... sehr schwer verletzt wurden..."
Fing ich an, doch sie unterbrach mich indem sie Laaly runter ließ und mich an den Armen packte.
"Bitte sag mir nicht das sie...ist sie-"
Tränen bildeten sich in ihren Augen.
"Nein sie lebt, aber sie musste ins Zora Dorf gebracht werden. Mipha wird sie überwachen..."
Dabei fiel mir ein das sie wahrscheinlich gar nicht wusste wer Mipha war.
"...Mipah hat Heilende Kräfte, sie kontrolliert Vetchka's Herz damit es gleichmäßiger Schlägt. Bitte machen Sie sich keine Sorgen..."
Versuchte ich sie aufzumuntern, doch wie sollte ich das anstellen, wenn ich selbst am Boden zerstört war?
Ich konnte in ihren Augen sehen das sie keiner meiner Worte glauben schenkte. Ich versuchte meine gewohnte neutrale Miene aufzusetzen, und meine Stimme gefasst klingen zu lassen.
"Sie wird wieder in Ordnung kommen, dass weiß ich. Sie ist nur stark Verwundet, ähnlich wie bei den anderen Soldaten. Es ist nur eine Frage der Zeit bis es ihr wieder besser gehen wird..."
"Halte mich nicht zum Narren, Revali. Du weißt so gut wie ich das sie jederzeit sterben kann..."
Sie ließ die Schultern hängen und drehte sich zu Laaly um. Diese sah traurig zu ihrer Mutter hoch, die an ihr vorbei schlich. Erst dann wanderten ihre großen Augen zu mir.
"Großer Revali, Vetchka wird doch wieder zurück kommen, oder?"
Sie tapste zu mir und sah zu mir empor.
Es zerbrach mir das Herz sie so zu sehen. Ich konnte doch einen Kind nicht sagen das ihre Schwester vielleicht nicht mehr zu ihr zurück kehren würde.
Ich kniete mich hin, und sah ihr in die Augen.
"Deine Schwester ist die Stärkste Person die ich kenne... sie muss sich nur ein wenig länger ausruhen als die andern Soldaten, weil sie viel gekämpft hat... mach dir da keine Sorgen..."
Sagte ich jetzt ruhig, und hielt die Luft an.
Laaly lächelte ein kleines bisschen, eher sie auf gluckste.
"Hat meine Schwester Ganon ins Bein getreten?"
Diese Aussage brachte mich so aus dem Konzept, dass ich kurz auflachen musste.
"Ins Bein getreten?"
"Vetchka hat immer gesagt das sie den bösen ans Bein tritt damit sie nicht mehr böse bleiben..."
Ich lächelte. Das sah ihr ähnlich. Sie wusste wie man einen Kind die Grausamkeit des Kriegs so schonend wie möglich beibrachte.

"Ja, das hat sie- und das hat Ganon solche Angst gemacht das er nie mehr wieder kommt."
Sagte ich jetzt lächelnd. Eines der Versprechen die ich halten konnte. Ganon würde so schnell nicht wieder zurück kehren. Und hoffentlich blieb das auch so.
"Wow..."
hauchte sie begeistert.
"Wenn ich groß bin will ich so werden wie sie! Dann helfe ich allen in Not!"
Ich stand auf, und sofort verschlug es mir das Lächeln.
Sie wollte so werden wie sie... als ich an Vetchka dachte, schnürte es meinen Hals zu. Ob sie ihre Schwester je beim aufwachsen zuschauen könnte...?
"Ja... du bist auf einen guten Weg..."
Ich strich ihr über den Kopf, eher ich die Arme hinter meinem Rücken verschränkte, und ihr zusah wie sie zurück zu ihrer Mutter lief.
Ich selber humpelte zurück in meiner Hütte. Ich wollte niemanden sehen, mit niemanden sprechen. Das einzige was ich wollte war zu Vetchka. Aber ich konnte ja nicht einmal richtig fliegen, geschweige denn laufen.
Also hieß es wohl zu warten... und zu hoffen.









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Bis zum Nächsten Kapitel ♡♡♡



ℌ𝔢𝔞𝔯𝔱 𝔣𝔬𝔯 𝔞𝔫 ℌ𝔢𝔞𝔯𝔱Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt