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Ich war froh das ich noch rechtzeitig in die Hütte schleichen konnte, eher meine Mutter aufkreuzte. 
Ich setzte mich zurück auf meine Hängematte und dachte nach.
Dieser Krieg wird immer schlimmer... wenn uns schon ein Blutmond so außer Fassung bringen konnte, wie würde es dann erst bei der Verheerung sein?
Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als ich lautes Getrampel vernahm, und Laaly hinein gerannt kam.
"Du bist ja wach! Kashiwa sie ist wach!"
Sie drehte sich plötzlich um. Ich folgte ihren Blick, und entdeckte Kashiwa der am Türrahmen gelehnt stand.
"Da bist du ja. Du hast mir einiges zu erzählen meine Liebe..."
Fing er an. Ich ließ die Schultern hängen. eigentlich hatte ich wenig lust gerade jetzt noch einmal alles zu erzählen was in den letzten Wochen passiert war. Aber ich konnte ihn verstehen. Ich habe ihn in den letzten Wochen ganz schön ignoriert...
"Okay, komm her..."
Ich winkte ihn zu mir heran. Ohne mich aus den Augen zu lassen, setzte er sich auf dem Hocker der vor dem Nachtisch stand.
"Na schön, ich glaube ich fange von vorne an. Ich bin ein Yiga."
Sagte ich ohne große Umschweife.
"Bitte was?"
Ich hätte gelacht, wäre ich nicht in so einer heiklen Situation. Also begann ich nach und nach zu erzählen was passiert war, bis zu dem gestrigen Tag hin.
Kashiwa unterbrach mich nicht, sondern nickte gelegentlich nur ein paar mal. Ich wusste nicht wie er jetzt über mich dachte, und hatte Angst seine Antwort zu hören. Ich befürchtete schone er würde einfach aufstehen und gehen- doch er blieb.
"...das... also- warum hast du nicht schon früher mit mir geredet?"
Fragte er jetzt.
"Wie denn? Jeden Tag kam etwas neues hinzu, Dinge die ich nicht verstehe, dinge mit denen ich nicht klar komme... ich wollte dich nicht zusätzlich damit belästigen. Ich weiß das du mir zugehört hättest, aber du hast deine eigenen Sorgen. Außerdem musste ich mit all den erst einmal selbst klar kommen."
Fing ich jetzt an, und spielte mit einer Franze der Decke, die halb aus der Hängematte ragte.
Ich wusste doch selbst nicht einmal was all das zu bedeuten hatte. So viele neue Erkenntnisse die ich in der letzten Zeit erfahren hatte... ich konnte es bis jetzt nicht ganz glauben.
Kashiwa sah mich lange an, und schwieg. Gerade als ich etwas sagen wollte, brach er die Stille.
"Es tut mir wirklich leid... das alles was du durchgemacht hast."
Sagte er dann.
"Ich habe nicht gewusst das solch eine Last auf deinen Schultern sitzt. Aber ich hätte mir dennoch gewünscht das du zu mir gekommen wärst. Wie oft kam ich damals zu dir und habe dir die Ohren voll gejault mit all diesen simplen Sorgen? Und du hast mir immer zugehört, selbst als du andere Sorgen hattest. Ich hätte dir gerne zugehört weißt du? Dir vielleicht geholfen, oder wäre einfach nur an deiner Seite geblieben..."

Seine Worte versetzten mir einen Stich ins Herz. Ich hatte nicht gewusst das er genauso darunter litt, dass ich nicht zu ihn kam. Plötzlich tat es mir unfassbar leid, meinen besten Freund einfach so in Vergessenheit geraten lassen zu haben.
"Weißt du was ich dachte? Ich dachte schon du hättest dich so gut mit den Recken verstanden, dass du mich gar nicht mehr bräuchtest..."
Geschockt sah ich ihn an.
"Was? Kashiwa was zur Hölle redest du denn da?"
Empört stand ich auf.
"Niemand kann dich ersetzten. Hör auf so etwas zu denken...."
Er lächelte.
"Ich hatte gehofft dass du das sagen würdest."
Er stand ebenfalls auf und kam zu mir.
"Es tut mir leid. Wirklich. Ich hätte dich nicht einfach so ignorieren sollen..."
"Ach lass schon gut sein. Lass uns die letzten Wochen einfach vergessen ja?"
Winkte er ab.
Ich lächelte.
"In Ordnung."
Er streckte die Flügel aus, und ich umarmte ihn.
Erst jetzt merkte ich wie sehr ich ihn vermisst hatte in der letzten Zeit.
"Gibt es denn noch etwas das du mir beichten möchtest?"
Fragte er jetzt.
Ich biss mir auf die Lippen. Da wäre tatsächlich noch etwas.
"Ja. Aber ich glaube du wirst mich Ohrfeigen wenn ich dir das sage."
Ich zog zurück, und verschränkte die Arme hinter den Rücken.
"Ach komm schon, so schlimm kann es nicht sein!"
"Nein? Und wenn ich dir sage das ich mich in meinen Hänsel verliebt habe?"
Kashiwa starrte mich an, und öffnete den Schnabel um etwas zu sagen, doch es kam nichts.
"Jetzt willst du mich aber auf den Arm nehmen..."
"Ich wünschte es wäre so..."
Gestand ich.
"Wieso?"
Fragte er mich jetzt.
"Ich weiß es nicht! Frag mich etwas leichteres..."
Ich schüttelte nur den Kopf.
"Ist es, weil er nett zu dir ist?"
Als ich nicht antwortete, setzte er an doch dann kam meine Mutter plötzlich in den Raum.
"Vetchka, du bist wach! Oh zum Glück ich dachte schon du stehst gar nicht mehr auf!"
Sagte sie erleichtert.
Ich blickte zu Kashiwa, dieser nur zu mir und meiner Mutter hin und her wechselte.
"Ähm, ja ich wollte mich bloß über Vetchka's Zustand informieren... ich bin dann auch wieder weg."
Sagte er und ging lächelnd an meiner Mutter vorbei. Jedoch nicht ohne mir noch einen Blick zu zu werfen der mir so viel sagen sollte wie: Wir sind noch nicht fertig!
Als er ging, musste ich die unendlichen Fragen meiner Mutter anhören, ob es mir auch wirklich gut ging, erst dann durfte ich in die Waschecke.
Ich war froh nicht noch erst Wasser holen zu müssen, denn in einen Krug befand sich bereits Wasser. Ich ging also zu dem großen Bottich und nahm mir die Zeit meine Wunden unter den Verbänden zu betrachten. Ich hatte wirklich einige tiefe Schnitte abbekommen, und bestimmt würden die hälfte davon Narben werden. Aber solange ich noch Lebe soll mir das recht sein.
Nur das Wasser linderte meinen Schmerz nicht, sondern brannte wie Feuer auf meiner Haut. Erst dann wusste ich wo ich mich noch überall verletzt hatte. 
Froh als ich mich wieder abtrocknen konnte, ging ich aus dem Raum, dass Wasser tropfte mir von den Haaren auf dem Boden, und hinterließ Spuren auf dem Holzboden.
Ich fühlte mich schon deutlich besser als zuvor, und suchte nach neuen Verbänden, bei denen mir meine Mutter half die Wunden zu versorgen. 
Ich verzog das Gesicht, als sie mir eine seltsam bräunlichen Substanz in die Wunden tropfte, aber ließ es über mich ergehen.
Erst als sie fertig war, und ich mich wieder angezogen hatte fühlte ich mich bereit noch einmal die Hütte zu verlassen.
"Ich will nur frische Luft schnuppern, versprochen!"
Schwor ich an der Tür.
"Na schön das will ich hoffen!"
Hörte ich sie rufen.

ℌ𝔢𝔞𝔯𝔱 𝔣𝔬𝔯 𝔞𝔫 ℌ𝔢𝔞𝔯𝔱Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt