063 (SPECIAL)

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"Vetchka! Schau mal was ich kann!"
Ich drehte den Kopf nach links, nur um meine kleine Schwester zu entdecken. Naja, so klein war sie gar nicht mehr. Sie ist jetzt 8 und ein ganzes Stück gewachsen. Sie trug einen Holzbogen auf dem Rücken, und zückte diesen jetzt. Sie gab sich Anschwung und flog hoch in die Luft, nur um dann von weit oben einen Pfeil auf das Ziel was weiter weg an einem Holzpfahl hing, zu schießen.
Der Pfeil traf direkt in der Mitte.
Ich grinste breit und klatschte.
"Hey, wenn du so weiter machst- bist du bald eine ernste Konkurrenz für mich!"
Lachte ich und strich ihr über den Kopf. Schon seit einiger Zeit versuchte sie sich an das Bogenschießen. Dabei fanden die anderen aus ihrer Klasse es für albern mit dem Bogen umgehen zu wollen, wenn sie sich doch eigentlich lieber auf ihren Gesang konzentrieren solle. Aber sie war ähnlich wie ich, sie wollte sich nicht unterbuttern lassen, und pfiff auf die Meinung der anderen. Sie wollte gerne so werden wie ich- um irgendwann mit den Kriegern mit kämpfen zu können. Und ich war sicher das sie dies auch erreichen würde. Natürlich würde ich ihr auf diesen Weg helfen. 
Sie grinste jetzt breit, und hielt den Bogen stolz mit beiden Flügeln fest. 
"Was sehe ich denn da? Bald haben wir zwei von deiner Sorte im Dorf! Ich schaffe es ja kaum eine zu ertragen!"
Hörte ich eine Stimme hinter mir, und musste grinsen.
"Na zum Glück haben wir nur einen von dir hier im Dorf, sonst müsste ich auswandern!"
Ich stemmte die Hände in die Hüften und sah Revali mit einen Siegreichen Blick an.
"Immer diese Vorwitzigen Personen!"
"Idiot!"
Gab ich zurück und umarmte ihn herzhaft.
"Ähhh...okay ich geh dann mal weiter üben, Tschüssi!"
Laaly lief so schnell sie konnte an uns vorbei und flog dann davon. Sie war gerade in den Alter wo sie alles was mit Liebe zu tun hatte, eklig fand. Dabei fand sie damals die Liebesgeschichten aus ihren Märchenbuch immer am besten...seltsam.
Ich sah wieder zu Revali und zuckte mit den Schultern, als ich mich schon umdrehen wollte um mich wieder das zu widmen was ich eigentlich vorhatte: meinen Bogen reparieren!
Doch Revali hielt mich am Arm fest.
"Ah, ah, ah warte mal kurz..."
In seiner Stimme schwang der Hauch von Nervosität mit.
"Ja...?"
Ich sah ihn an, um hinter seine Gedanken zu kommen. 
"Hast du Lust dich heute Abend auf dem Flugplatz mir mir zu treffen? Ich...ich habe da eine Überraschung für dich..."
Er wich meinen Blick immer wieder aus, was mich stutzig machte. Sonst war er doch auch nicht so nervös mich zu fragen...
"Klar aber... warum so nervös?"
Fragte ich ihn jetzt grinsend.
"...äh bin ich gar nicht..."
Sagte er jetzt.
"Hmm schon klar. Hast du Angst das mir die Überraschung nicht gefallen könnte? Keine Sorge liebster, du kannst mich nie enttäuschen!"
Ich legte meine Hände um seine Wangen und gab ihn einen Kuss auf die Stirn.
Er lächelte bloß und umschloss meine Handgelenke.
"Dann bis später!"
Damit widmete ich mich wieder meiner Arbeit.


"Ich gehe dann mal, in Ordnung?"
Fragte ich und stellte die sauberen Schüsseln in das Regal zurück.
"Wo soll es denn noch so spät hin?"
Fragte meine Mutter jetzt.
"Hm, Revali hat mich gefragt ob ich mich am Flugplatz mit ihn treffen wolle. Er hat eine Überraschung für mich."
Sagte ich, und rückte die Gläser zurecht.
"Uh na dann geh nur. Wir lesen unsere Geschichte weiter, stimmt's Laaly?"
"Ja! Ich freue mich schon den ganzen Tag wie es weiter geht!"
Sagte sie freudig, und hätte dabei beinahe die Teller aus den Flügeln fallen lassen.
Ich lächelte nur und zog ging in Richtung Ausgang.
"Bis später!"
"Bis später!"
Rief Laaly zurück.
Ich lief durch das ruhige Dorf, wo niemand mehr zu sein schien. Ich konnte Lichter in den Hütten entdecken, und auch die kleinen Läden waren dabei zu schließen.
Kleine Flocken fielen vom Himmel, und waren dabei sich auf dem dunklen Holzboden abzusetzen.
Der Himmel war nur leicht bewölkt, und ließ den Mond und vereinzelte Sterne durscheinen.
Ich fing nach einer Weile an zum Flugplatz zu joggen. Die kühle Luft machte Laune, und plötzlich hatte ich Lust durch das ganze Dorf zu laufen.
Ich stoppte kurz vor dem Flugplatz, um nicht völlig abgehetzt zu wirken.
Von weitem konnte ich ihn schon sehen. Revali stand dort mit den Armen hinter dem Rücken verschränkt. Eigentlich wie immer, doch heute wirkte er anders. Nachdenklich, und nervös- wie den ganzen Tag schon.
Er hatte seinen Bogen und den Köcher wohl Zuhause gelassen, und sah in den Himmel. Seine Zöpfe flatterten im Wind.
Obwohl wir schon drei Jahre zusammen waren, klopfte mein Herz immer noch wie verrückt wenn ich ihn sah, oder wenn ich ihn dabei beobachtete wie er ganz normale, kleine Dinge tat- wie in den Himmel schauen, mit dem Fuß wippen oder an seinem Bogen zu basteln.
Ich liebte ihn über alles, und hoffte das auch er noch lange so für mich empfinden würde...
Ich schlich mich an, und schlang die Arme um seinem Bauch.
"Guten Abend!"
Begrüßte ich ihn.
Er zuckte kurz zusammen, und drehte sich dann zu mir um.
"Erschreck mich doch nicht so! Ich hätte dich beinahe aus Reflex über die Klippe geworfen!"
Ich lachte nur.
"Ach du hättest mich doch bestimmt wieder aufgefangen..."
Sagte ich und wanderte herum.
"Sei dir da nicht so sicher..."
Er grinste nur.
Ich zog eine Grimasse, und lachte.
"Also..."
Fing ich nach einer Weile an.
"Erzähl mal, warum bestellst du mich hier her? Es muss ja etwas sein was wichtig ist, so nervös wie du den ganzen Tag warst..."
Sagte ich jetzt und blieb stehen.
Er sah mich plötzlich mit einem Blick an den ich sonst gar nicht so an ihn kannte. Er hatte die Augen weit offen, und ließ die Arme baumeln, als müsste er sich seelisch auf etwas vorbereiten.
"Ja okay du hast recht. Ich bin nervös, weil ich dir etwas sagen muss..."
Er kam mit wiegenden Gang zu mir, bis er dicht vor mir stand und meine Hände in seine nahm.
Mein Lächeln schwindete, und ich sah ihn ernst an.
"...okay, dann los ich bin ganz Ohr."
Sagte ich. Jetzt wurde ich auch nervös, na toll.

ℌ𝔢𝔞𝔯𝔱 𝔣𝔬𝔯 𝔞𝔫 ℌ𝔢𝔞𝔯𝔱Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt