Pancakes & Coffee

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-Harry's Sicht-

Die Wärme der Pfanne schlug mir leicht entgegen während ich den ersten Pancake wendete. Gesickt ließ ich ihn nun auf der anderen Seite in der Pfanne liegen, während ich kurz an meinem Kaffee nippte. Zu erst der Kaffee, dann der Rest. Anders durfte mein Morgen normalerweise nicht verlaufen, außer Louis war bei mir. Dann dachte ich beinahe nicht einmal mehr an den morgendlichen Kaffee. Ich vergaß alles um mich herum. Der Wuschelkopf grinste mich an. Mit beiden Händen um seinen großen Becher schaute er mich über den Rand an. Er saß bereits am großen Esstisch, den ich gedeckt hatte, als er noch im Badezimmer war. "Und ich soll dir wirklich nicht noch irgendwas helfen?": fragte er leicht verunsichert, doch ich konnte sehen wie seine Augen etwas kleiner wurden. Er grinste breiter. Ich mochte die Art wie er mich ansah, während ich das Frühstück zubereitete. Mir wurde warm um das Herz. "Entspann dich doch bitte. Du tust ja so, als wäre ich dabei dir ein fünf Sterne Menü zu kochen.": lachte ich unbeschwert auf und fischte den ersten Pancake aus der Pfanne, um ihn auf den Teller zu packen, der vorerst wieder in den Ofen kam. Sie sollten ja warm bleiben. "Aber du hast letztens schon das Frühstück gemacht, als ich so verkatert war. Da bin ich doch eigentlich mal an der Reihe.": stellte Louis sein Becher nun auf den Tisch und spielte stattdessen mit seinen Fingern. Fast so wie ein kleines Kind, kam mir in den Sinn. Ich grinste ihn weiterhin an: "Ich mache das doch gerne, also entspann dich jetzt bitte.". Er nickte nur, konnte aber nicht aufhören zu grinsen. Wir waren glücklich. Ich war es auf jeden Fall. Seitdem ich mich gestern getraut hatte ihn zu küssen, hab ich ihn nicht wieder los gelassen und das würde ich wahrscheinlich auch nie wieder. Zum ersten Mal seit einer halben Ewigkeit verspürte ich wahre Freude. Die ganze Nacht hatte ich ihn im Arm gehalten und zum ersten Mal seitdem er mich damals verlassen hat, habe ich halbwegs gut geschlafen. Den Albträumen konnte ich zwar nicht entkommen, konnte dafür aber schnell und beruhigt einschlafen. Er war wieder bei mir. 

"Und du hast dir das Kochen selber beigebracht?": hakte Louis nach während er den nächsten Pancake mit Ahornsirup förmlich übergoss. Ich hingegen griff zur Nutella. Ich kaute auf, bevor ich anfing zu sprechen: "Ja, als ich noch jünger war waren meine Eltern ja, wie du weißt, viel auf Reisen. Wir hatten dann eine Haushälterin zu Hause, die auf uns aufpasste und als ich dann älter wurde, so etwa zwölf oder dreizehn, hat sie unsere Erziehung fast komplett übernommen. Ich mochte sie. Olivia hat sich stets gesorgt und alles mögliche für uns übernommen. Als ich dann ca. fünfzehn war, hab ich sie nach Hause geschickt. Ich wollte niemanden vom Personal zu Hause haben. So konnte ich eben das tun, was ich wollte." Ich zuckte kurz mit den Schultern und tat so, als wäre mir die Erinnerung an früher nicht nahe gegangen. Ich konnte ihm von damals noch nicht erzählen und wenn ich ehrlich war, wusste ich nicht, ob ich es jemals könnte. Ich nahm einen Schluck Kaffee, als ich auf Louis' Stirn Falten entdeckte. "Eure Erziehung? Hast du Geschwister?": fragte er plötzlich und traf direkt ins Schwarze. Ich hatte mich versprochen, es war mir heraus gerutscht und nun würde ich ihn anlügen müssen. Ich schluckte und das Bild von meinen Eltern, wie sie mich anschrien flackerte kurz vor meinen Augen auf. Sie hatten irgendwann damit aufgehört, aber mich nie wieder wie vorher angesehen. "Hab ich unsere gesagt?": fragte ich gespielt peinlich berührt, ehe ich ein- und ausatmete. "Ich meine natürlich meine Erziehung.": fügte ich hinzu, nahm meinen Becher und stand auf. Ich wollte ihn nicht belügen und zum Teil stimmte es ja auch, dass ich keine Schwester hatte. Heute zumindest nicht mehr. Louis sagte nichts weiter dazu, wobei ich dadurch nicht wusste, ob er mir glaubte oder nicht. Ich traute mich nicht ihn anzusehen, während ich mir einen neuen Kaffee holte. Die Maschine brummte leise. "Was genau machen deine Eltern beruflich eigentlich? Das wollte ich dich schon fragen, als ich das erste Mal bei euch zu Hause war.": vernahm ich die Stimme des Jüngeren hinter mir, ehe ich mich, erleichtert über den Themawechsel zu ihm umdrehte und grinste. "Mein Dad...": setzte ich gerade an, als ich durch ein Geräusch aus Zayns Zimmer unterbrochen wurde. Er übergab sich. Er konnte es nicht leise und augenblicklich tat es mir leid, dass Louis das mit anhören musste. Nach gestern überraschte es mich jedoch nicht im Geringsten. Louis' Kopf schnellte in Richtung Zayn, ehe er mich überrascht ansah. "Tut mir leid, ich sehe mal nach ihm.": presste ich die Lippen kurz aufeinander, nahm meinen Kaffee, stellte ihn neben Louis auf den Tisch und klopfte dann vorsichtig bei meinem besten Freund an. "Nein.": pfefferte er mir noch durch die geschlossene Tür entgegen, ehe ich erneut zu Ohren bekam, wie er sich übergab. Hoffentlich nicht auf das Laminat. "Zayn...": gab ich vorsichtig von mir, öffnete die Tür und sah ihn traurig an. Er saß nach vorne gebeugt auf seinem Bett, den Mülleimer fest umgriffen, ehe er mich mit finsteren Blick ansah. Er wollte mich nicht sehen, schon klar. "Kann ich dir irgendwas bringen?": fragte ich direkt, weil ich wusste dass die Frage nach seinem Wohlergehen überflüssig war. Er sah mich mit blassem Gesicht an, wobei er den Kopf schüttelte. Seine Haare standen in allen Richtungen und es roch im ganzen Zimmer nach seiner Fahne. Helles Sonnenlicht drang durch seine grob zugezogenen Vorhänge. Niall war nicht zu sehen. Er musste nach Hause gegangen sein. "Lass mich dir wenigstens Wasser holen.": gab ich knapp von mir und drehte mich auch schon um. Es war mir egal, ob er wollte oder nicht. Ich wollte ihm wenigstens etwas Gutes tun. 

He calls me "Haz" - larrystylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt