friday

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-Louis' Sicht-

Das Radio spielte einen Song von Lana Del Rey, dessen Titel mir nicht einfallen wollte. Ich sah aus dem Beifahrerfenster und beobachtete die vorbeiziehende Landschaft. Schon während der ganzen Autofahrt konnte ich spüren wie sehr Harry sich freute, dass ich mitgekommen war und vor allem welche Mühe er sich gab. Wir sprachen über alle möglichen Themen, die uns einfielen und allein in den letzten Stunden hatte ich wahrscheinlich mehr über ihn gelernt als in den Jahren davor. Ich wusste plötzlich Dinge, die ich vorher nicht wusste. Dinge, die ihn zum Beispiel berührten. Am meisten überraschte mich wie sehr er die neue Musik von Billie Eilish mochte. Eine Sängerin, die ich sonst nicht bei seinem Musikgeschmack eingeordnet hätte. Doch er erklärte es mir mit einem breiten Lächeln und den Worten: "Ich weiß nicht. Sie trifft bei mir eben einen Nerv. Wenn sie singt hab ich das Gefühl, dass sie nur für mich singt, was natürlich totaler Quatsch ist. Jeder verdient es ihre Musik zu hören und zu verstehen.". Ich hatte ihm gesagt, dass es kein Quatsch war. Ich verliebte mich in diesem Moment wieder einmal in ihn, weshalb ich kurz inne gehalten hatte, um es abzuspeichern. Ich prägte es mir genau ein, um es nie wieder zu vergessen. Schon am Anfang der Fahrt hatte er mir meine Nervosität nehmen können. Nicht vollständig, aber einen großen Teil. "Da sind wir auch schon...": murmelte er vor sich hin, während wir nach rechts abbogen und auf das große Grundstück des Ferienanwesens fuhren. Wie schon beim Mal davor hielten wir an einem Tor, bei welchem er einen sechsstelligen Zahlencode eingeben musste, ehe es sich öffnete und wir weiter fuhren. Ich schluckte und versuchte nicht an das letzte Mal hier zu denken. Ich wollte alles neu auf mich zukommen lassen, weshalb ich weiter neugierig aus dem Beifahrerfenster sah und die hohen Bäume betrachtete. Sie waren links und rechts von dem Weg, den wir nun zum Haus hinauf fuhren, gepflanzt und ließen das Anwesen geheimnisvoll wirken. "Warum sind wir eigentlich alleine gefahren?": fragte ich in die Stille hinein, wobei ich Harry jedoch nicht ansah. Einerseits, weil ich mich nicht traute und andererseits, weil ich das Fenster einen winzigen Spalt aufmachte und die frische Luft einatmete. Die Luft hier roch anders. Ein wenig nach Wald und Meer. Ich schloss die Augen und lauschte Harrys Worten: "Also, wenn ich ehrlich sein soll....". Er zögerte, weshalb ich breit grinste, ihn ansah und unterbrach: "Ja, das sollst du.". Er warf mir einen gespielt genervten Blick zu, ehe er den Blick wieder nach vorne richtete und weiter erzählte: "Ich wollte eigentlich, dass Miley mit uns mitfährt. So als emotionale Unterstützung...". Ich grinste ihn weiter an, während mein Blick über sein Gesicht fuhr, das nur ein Makel besaß. Das Resultat von Quentins Schlägen. Der tiefe Cut verheilte langsamer als die blauen Verfärbungen auf Nase und unter dem einen Auge. Ich ignorierte mein schlechtes Gewissen, welches in mir aufkeimte und konzentrierte mich auf das Hier und Jetzt. "Wegen der Angst, dass es zu still werden könnte?": wurde mein Grinsen zu einem schwachen Lächeln, ehe Harry mich kurz auf dem Augenwinkel ansah und ruhig nickte. Ich hatte dieselbe Angst wegen der Fahrt gehabt. "Es ist nicht einfach für mich in deiner Gegenwart.": gab er offen zu und schien plötzlich so ernst. Meine Stirn legte sich in Falten, wobei ich auf kurzzeitig auf meinen Schoß und dann wieder zu ihm sah. Erst jetzt bemerkte ich, dass wir angehalten hatten und ich Zayns Wagen durch die Scheibe auf der Fahrerseite erkennen konnte. Mein Herz wurde schwer. "Weil ich weiß, dass ich dich nicht verdient hab. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass ich dich will.": sah er mich ernst an, wobei mein Herz für einen Moment stehen blieb und mein ganzer Körper erstarrte. Ich konnte in winzigen Sekunden spüren wie mir schwindelig wurde und mein Gesicht erblasste. Danach hämmerte mein Herz so stark gegen meinen Brustkorb, dass ich leicht nach Atem schnappte. Harrys Direktheit hatte mich so überrumpelt, dass ich nicht klar denken konnte. Ich starrte ihn nur sprachlos an. Das Knistern zwischen uns war zurück. Für einen Moment sahen wir uns einfach nur an, ehe plötzlich meine Beifahrertür aufgerissen wurde und Nialls laute Stimme ertönte: "Da seid ihr ja, wollt ihr denn gar nicht aussteigen?". Nachdem ich stark zusammen zuckte und einen enttäuschten Blick des Lockenkopfs ausmachen konnte, setzte ich ein Grinsen auf und drehte mich zu den Iren. "Hi Niall.": begrüßte ich ihn, ohne auf seine Frage einzugehen, schnallte mich ab und stieg aus. Zayn und Miley warteten ebenfalls bereits auf uns. "Niall, ich hab doch gesagt, dass du ihnen einen Moment geben sollst.": schüttelte die Blondine amüsiert, aber mit verschränkten Armen ihren Kopf, während ich aus Zayn zuging und ihn kurz umarmte. "Schön dich zu sehen.": lächelte ich, während wir uns drückten und wieder voneinander abließen. Ich hörte Niall etwas sagen, doch konzentrierte mich lieber auf die Worte des Schwarzhaarigen: "Kann ich nur zurück geben, Tomlinson. Ich hoffe Niall hat euch nicht gestört?". Sein anschließendes Zwinkern verriet mir, dass er wusste wie unpassend Nialls Begrüßung gewesen ist. Ich zuckte mit den Schultern und atmete tief durch. Mein Kreislauf hatte sich immer noch nicht von Harrys letzten Worten erholt. "Alles gut.": log ich und zupfte verlegen an meinem Hoodie herum. "So schlimm also?": lachte Zayn amüsiert auf und kramte seine Zigarettenschachtel heraus, die er mir dann vor die Nase hielt. Dankbar fischte ich mir eine einzelne heraus und steckte sie mir zwischen die Lippen. "Er kann ziemlich intensiv sein, hmn?": flüsterte Zayn mir zu, wobei er sein Lächeln nicht verlor und kurz zum Lockenkopf herüber sah. Mein Blick folgte ihm, aus Angst, dass der hübsche Mann mit den grünen Augen unser Gespräch mitbekommen könnte. Doch Harry war gerade dabei den Kofferraum zu öffnen, unsere Taschen heraus zu holen und sich mit Miley und Niall zu unterhalten. Ich konnte nicht verstehen worum es ging, weshalb ich mich wieder zu Zayn drehte und mit der Zigarette im Mund nuschelte: "Ja, stimmt.". Harry riss die Menschen mit sich, so war er eben. Intensiv. Ich hatte nie eine Chance gehabt. Der Schwarzhaarige nickte kurz, zückte sein Zippo Feuerzeug und zündete erst meine und dann seine Zigarette an. Wir hatten beide nie eine Chance gehabt.

He calls me "Haz" - larrystylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt