Beschützer

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-Louis' Sicht-

Noch bevor ich ihn aufhalten konnte, war Quentin auf Harry losgegangen. Augenblicklich ließ ich meine Jacke fallen und eilte ihm so schnell ich konnte hinterher. Doch zu spät. Noch ehe Harry sich vollkommen zu Quentin umgedreht hatte, schlug dieser schon mit voller Wucht in das Gesicht des Lockenkopfes, weshalb er überrascht  nach hinten taumelt. Wie erstarrt blieb ich stehen, während mein Herz wie wild klopfte. Ich fühlte mich augenblicklich wesentlich nüchterner als noch in den Sekunden davor. Fast so, als hätte ich den Schlag ins Gesicht bekommen. Alle um uns herum unterbrachen ihre Tätigkeiten und sahen die Beiden an. Harry's Hand wanderte an seine aufgeplatzte Lippe, nur um festzustellen, dass er blutete. Quentin schrie ihn an: "Ich hab dich gewarnt du scheiß Arschloch!". Er bebte. Ich hatte meinen Freund aus der Fußballschule noch nie so erlebt. Ich wusste, dass ich eingreifen musste, doch nicht ein Muskel meines Körpers schien sich bewegen zu können. Mir wurde flau. "Was stimmt denn bitte nicht mit dir?!": klinkte sich nun Niall ein, der neben Harry stand und nicht mehr so freundlich wie sonst aussah. Auch der Blick von Harry widerspiegelte seine Emotionen. Er war wütend. Nicht verwirrt, nur wütend. Er wusste also warum Quentin so reagierte? Meine Stirn lag in Falten und ich versuchte zu verstehen, was hier vor sich ging. Ich scheiterte daran kläglich. "Was mit mir nicht stimmt? Soll das ein Witz sein?! Frag doch Styles, der kann dir das sicher erklären!": näherte Quentin sich dem Grünäugigen mit bedrohlicher Körperhaltung. Schultern zurück und mit festem Schritte. Harry wischte sich noch einmal über die  blutende Lippe, ehe er zu mir sah und sich unsere Blicke trafen. Der Stromschlag, der sonst in solch einem Moement durch meinen Körper zog, blieb nun aus. Alles was blieb war Scham, Reue und Trauer. Ich wollte nicht, dass Harry wegen einem einfachen Gespräch mit mir welche verpasst bekam. Sein Blick ließ meinen Brustkorb zerspringen. Er wollte etwas von mir hören. Doch ich starrte ihn nur wie ein Idiot an. Niall und alle Anderen sahen erst Harry und dann mich an. Auch sie wollten eine Erklärung, weshalb auf dieser ausgelassenen Party plötzlich eine Schlägerei angezettelt wurde. Am liebsten wäre ich im Erdboden versunken, weil ich den Mund nicht auf bekam. Ich sah wie Zayn sich zu uns stellte. "Was meint er, H?": hakte der blonde Ire nun nochmal nach, weil keiner etwas sagte. Nur die Musik spielte noch im Hintergrund. Zayn fragte nicht. Er schien eins und eins zusammenzuzählen. "Wage es nicht ins so anzusehen. Er wird dir nicht helfen.": knurrte Quentin, als er Harrys Blick zu mir verfolgte und schupste ihn einen guten Meter nach hinten. Zwar wirkte der Lockenkopf von außen noch ziemlich ruhig, weil er sich nicht in der Position befand eine große Schlägerei anzuzetteln, doch ich wusste, dass er innerlich vor Wut kochen musste. Harry war nicht der Typ Mensch, der so etwas einfach auf sich sitzen lassen konnte. Ich dachte wieder an das Bild, wie er Luke damals in der Schule beinahe bewusstlos geschlagen hatte. Aufhören war da keine Option, wobei ich jedoch wusste, dass er sich meinetwegen zurück hielt. Harry sah wieder zu Quentin, welcher erneut aus dem Nichts ausholte und ihm noch eine verpasste. Dieses Mal mit einem lauten Krachen auf die Nase. Harry beugte sich gequält nach vorne und hielt sich die Hand vor das Gesicht. Ich zuckte zusammen und konnte im ersten Augenblick nicht sehen wie schlimm es war. Doch als er sich wieder aufrichtete, stellte Zayn sich dazwischen und schupste Quentin ein Stück nach hinten. "Es reicht! Verschwinde.": presste der Schwarzhaarige wütend hervor, ehe er sich zu Harry umdrehte, dessen Blut über sein ganzes Gesicht lief.  Zayns späte Reaktion wunderte mich, während Quentin lediglich auflachte: "War ja klar, dass du meinst ihn zu beschützen. Ich verstehe euch nicht...". Er blickte durch die Runde, ehe sein Blick an mir hängen blieb. "Er verletzt euch wieder und wieder und ihr verzeiht ihm dennoch.". Ich schluckte, während mein Blick zu Boden wanderte. Am liebsten hätte ich geweint, geschrien oder selbst jemanden eine verpasst, doch ich stand nur da. Wollte weg, konnte aber nicht. Ich schien wie festgewachsen. Er hatte Recht. Ich wollte ihm verzeihen. Wollte zu ihm, für ihn da sein. Es wurde still, wobei ich eine warme Hand auf meiner Schulter spürte. Ich war mir sicher, dass es Liam war, der mich beruhigen wollte. Doch ich wusste nicht, wie ich mich beruhigen sollte. Mein Blick wanderte wieder zu Harry, der seinen Kopf kurz in den Nacken legte und dann wieder zu Quentin sah, der anscheinend noch nicht fertig war. "Menschen wie du, Harry, machen alles kaputt. Du nimmst dir was du brauchst und schmeißt es dann weg. Ohne Gewissen. Ohne Reue und es widert mich an, wie dich trotzdem jeder hier in Schutz nimmt.": höhnte Quentin weiter und sah starr an Zayn vorbei, der für einen Augenblick total abwesend schien. Genau wie ich. Jeder schien zu begreifen, dass Quentin recht hatte. Wir wollten es nur nicht wahrhaben. "Denkst du das weiß ich etwa nicht?": ergriff der Lockenkopf endlich das Wort, weshalb wir ihn alle gespannt ansahen. Er musste sich beim Reden immer wieder über den Mund wischen, weil das Blut stark aus seiner Nase floss. Es färbte sein Hemd bereits etwas Rot. "Wenn du mir unbedingt noch eine reinhauen willst, dann los. Aber nicht hier. Die zwei Schläge hab ich dir geschenkt, weil du Recht hast und Louis nur beschützen willst, aber solltest du ein drittes Mal ausholen, musst du damit rechnen, dass du auch kassierst... Wenn du das also klären willst, dann draußen!": presste Harry wütend hervor und schob sich an Zayn vorbei, der ihn entgeistert ansah. "Harry, sei vernünftig...": versuchte Niall ihn zu besänftigen, doch das half nichts. Der Lockenkopf sah mich kurz mit einem Blick an, den ich nicht deuten konnte, ehe er wieder mit Quentin um die Wette starrte. "Denkst du etwa, dass ich Angst vor dir hab? Du bist nur ein scheiß Alki. Mehr nicht.": lachte Quentin wieder auf und ging ebenfalls ein Schritt auf Harry zu. Jeder von uns konnte die Anspannung spüren. Doch dazu konnte ich es nicht zu weiteren Schmerz kommen lassen. Ich schluckte und nahm all meinen Mut zusammen, um mich dann zwischen die Beiden zu stellten. Es war beinahe so, als würde ich endlich aus meiner Trance aufwachen. Ich wand mich zu Quentin, der mich überrascht ansah. "Bitte, lass das. Es reicht doch jetzt. Du hast doch ausgeteilt, so wie du wolltest.": flehte ich ihn ruhig an, während ich Harry's Blick erneut in meinem Hinterkopf spüren konnte. Doch das war mir egal. Quentin brauchte sich nicht zu beweisen. Er sollte sich ausschlafen, das sollten wir alle. "Du nimmst ihn in Schutz? Wieso? Denkst du etwa, dass ich ihn nicht schaffen kann?!": reagierte mein Freund wieder gereizt, während er an mir vorbei zum Lockenkopf starrte. Dabei presste er seinen Kiefer aufeinander. Keiner würde nachlassen und ich betete, dass Zayn mir helfen würde die Situation zu entschärfen. Doch ich war alleine und genauso fühlte ich mich auch. Die beiden taten mir weh, wenn sie sich so benahmen. Sich wegen mir zu prügeln war überflüssig. Es würde sich dadurch nichts ändern. Ich würde mich weiter von Harry verletzen lassen und Quentin würde mich versuchen immer wieder aufzubauen. "Das hab ich nicht gesagt, aber es ist immer noch Zayns Feier und ich bitte dich als Freund.": raste mein Herz immer noch, während ich ihn eindringlich ansah. Ich war mir nicht sicher, ob er auf mich hören würde, doch er begann leicht zu nicken. "Wie du möchtest, aber das nächste Mal wird er nicht so davon kommen.": knurrte er, sah Harry ein letztes Mal an und ging zur Couch, um seine Sachen zu holen. Ich atmete tief durch und spürte einen großen Teil der Anspannung von meinen Schultern fallen. Müde wischte ich mir durch das Gesicht, ehe ich mich umdrehte um Harry noch einmal anzusehen. Doch dieser wurde bereits von Miley dazu gezwungen sich auf einen der Stühle zusetzen, während sie ihm ein Handtuch reichte. Er hatte sein Kopf in den Nacken gelegt und das Handtuch gegen die Nase gepresst. Die Augen geschlossen. Er hatte Schmerzen, ich konnte es sehen. Mein Brustkorb wurde schwer. Ich wollte nicht, dass es so weit kommt. Ich wollte doch nur nach Hause. In seine Arme, damit er endlich das Feuer in mir löschte. "Komm, Louis. Ich ruf uns ein Taxi.": riss Liams Stimme mich plötzlich aus meiner Starre, weshalb ich kurz zusammenzuckte und ihn mit großen Augen ansah. Jedoch nickte ich ganz automatisch. Wir sollten uns ausschlafen.

Ich hatte sie gebeten mir Bescheid zu geben, wenn das Taxi da war. Liam hatte genickt, während Quentin zuerst widersprechen wollte. Doch dann hatte er sich zurück gehalten, ebenfalls genickt und war mit Liam und Chris vor die Haustür gegangen. Ich saß im Treppenhaus auf eine der ersten Stufen vor Nialls Wohnung. Ich hörte die Musik nicht mehr so laut. Die meisten waren inzwischen gegangen. Es war ihnen unangenehm nach der Schlägerei noch zu bleiben. Sie schenkten Zayn seine Ruhe. Ich hätte mich am liebsten entschuldigt, so etwas auf seinem Geburtstag anzurichten, doch ich hatte mich nicht getraut zu ihm zu gehen. Er war bei Miley und Harry geblieben. Ich wollte nicht weiter stören. Müde und noch vom Alkohol benebelt ließ ich meinen Kopf in meine Hände fallen, während ich meine Ellbogen auf meine Knie stützte. Am liebsten hätte ich einfach geweint. Den Druck von mir fallen lassen, doch irgendetwas hielt mich zurück. Ich hob erst meinen Blick wieder, als ich Schritte hörte, die auf mich zukamen. Zayn. Ich senkte meinen Blick augenblicklich wieder auf meine Schuhe. Ich hatte mich so gefreut mit meinen neuen Sachen bei Zayns Feier zu zeigen, dass es mir besser ging. Doch das war eine Lüge. Harry riss mich mehr denn je mit sich. "Hier, trink das.": setzte sich der Schwarzhaarige neben mich und reichte mir ein Glas. Ich vermutete Scotch. "Danke.": murmelte ich leise, nahm es entgegen und trank einen Schluck. Der Alkohol lief warm meinen Rachen hinunter. Dann wurde es still. Ich horchte den einzelnen Autos, die zu schnell an dem großen Gebäude vorbei fuhren und wusste, dass ich mich entschuldigen sollte. "Ich hab deine Party ruiniert. Entschuldige...": gab ich ehrlich zu und starrte nun nicht mehr auf meine Schuhe, sondern in das Glas mit der beruhigenden Flüssigkeit. Wieder wuchs in mir der Wunsch mich einfach hemmungslos zu betrinken. Doch eigentlich wollte ich nur schlafen und das Alles für ein paar wenige Stunden vergessen. "Du trägst keine Schuld, Louis. Quentin war es, der ausgerastet ist. Nicht du.": erklärte Zayn sanft. Doch seine Stimme klang müde. Mein Blick wanderte zu ihm nach links. Er lächelte leicht. "Aber er ist wegen mir ausgerastet...": erklärte ich das Offensichtliche, wobei ich ihn reuevoll ansah. Erst jetzt viel mir auf, dass er die Lederjacke trug, die ich ihm geschenkt hatte. Ich musste lächeln, während ich ihn begutachtete. Sie war wie für ihn gemacht. "Eigentlich wegen Harry. Leg dir nicht immer all die Schuld der Anderen zur Last.": klopfte er kurz auf meine Schulter und hielt mir dann sein Glas hin, damit wie anstoßen konnten. Ich fragte mich, wie er nur so ein toller Mensch sein konnte, ehe ich meins gegen seins klirren ließ. Ich nickte ihm zu, ehe er dies erwiderte und wir beide ein Schluck nahmen. Ich trank meins direkt in einem großen Zug aus. Das Taxi würde jeden Moment kommen. "Wie geht es ihm?": traute ich mich dann zu fragen und sah Zayn dabei wieder an. Er presste bedauernd seine Lippen aufeinander, so als wollte er es mir nicht sagen, weil es so schlimm war. "Er macht sich Vorwürfe, genauso wie du.": erklärte der Schwarzhaarige, wobei ich den Blick wieder senkte. Es schmerzte an ihn zu denken und über ihn zu sprechen. Tief atmete ich durch und nickte leicht. "Und sein Gesicht?": hakte ich leise nach. Er hatte wirklich nicht gut ausgesehen mit all dem Blut. Das Knacken seiner Nase hallte immer noch in meinen Ohren. Mein Herz schlug bei der Erinnerung schneller. "Seine Lippe wird schon wieder, aber ich denke seine Nase ist gebrochen...": hallten seine Worte durch das leere Treppenhaus und ich schloss die Augen, um mich zu beruhigen. Ich hatte es mir denken können, doch ich wollte es eigentlich nicht hören. Doch ich musste. "Miley und ich fahren gleich mit ihm in die Notaufnahme. Vorausgesetzt er lässt sich dazu überreden. Seine Nase hat er sich schon alleine grichtet." : lachte Zayn plötzlich kopfschüttelnd auf, weshalb ich ihn entgeistert ansah. Wieso lachte er? "So ist unser Harry eben. Lässt sich nie helfen.": zuckte der Schwarzhaarige mit den Schultern und nahm noch einen Schluck. Sein Blick verriet mir, dass er traurig und müde war, doch sein Lächeln wich nicht von seinen Lippen. Erst jetzt fiel mir auf, dass er trank. Alkohol. Den ganzen Abend und die letzten Monate hatte er darauf verzichtet. Doch jetzt saß er hier mit mir und trank. Er wollte nicht, dass ich mich so alleine fühlte. Mit ihm im Treppenhaus fühlte ich mich nicht mehr ganz so verloren. Er wusste schließlich wie ich mich fühlte. Verlassen, einsam und müde. Vor allem aber müde.

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Hi. Schön wieder dabei zu sein. Wie findet ihr es? All the love, W.

He calls me "Haz" - larrystylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt