-Harry's Sicht-
Selbst jetzt mit der Einkaufstüte und dem schweren Träger Wasser nahm ich die Treppe zu meinem Loft hinauf. In Fahrstühlen fühlte ich mich zu eingeengt. Sie nahmen mir wortwörtlich die Luft zum Atmen und die Gefahr wieder einmal eine Panikattacke zu triggern, war mir einfach zu groß. Ziemlich außer Atem stapfte ich die letzten Stufen hinauf, stellte die Tüte kurz ab, öffnete die schwere, schwarze Tür zum Treppenhaus und griff wieder nach den Henkeln aus Papier, ehe ich ein erneutes Piepen meines Smartphones wahrnahm. Schon im Supermarkt hatte ich es gehört, aber noch nicht nachgesehen. Es war höchstwahrscheinlich nichts wichtiges, weshalb ich es in meiner Hosentasche ließ. Wenn Miley wollte, dass ich sie abholte, würde sie mich schon anrufen. Was Nachrichten auf WhatsApp anging, war ich nicht die verlässlichste Person. Das wusste sie. Doch noch während ich zur Haustür des Lofts ging und die Sachen wieder kurz abstellte, um nach den Schlüsseln zu kramen, klingelte mein Handy dann doch. Immer noch außer Atem und schnellem Puls nahm ich den Anruf von meiner besten Freundin an und klemmte mir das Smartphone zwischen Ohr und Schulter, während ich die Tür öffnete und so stark aufschmiss, dass es einen kleinen Knall gab. Ich war gereizt. Der ganze Tag war für mich zu viel gewesen, weshalb ich entschloss nur noch die Gesellschaft meiner Couch zu suchen. In meinem Bett konnte ich seit Monaten nicht mehr schlafen. Es erinnerte mich zu sehr an Louis. "Na, ist das Kino zu Ende?": begrüßte ich Miley am anderen Ende der Leitung, nahm den Einkauf und schmiss die Tür mit meinem Fuß zu. Wieder knallte es. "Ja, schon seit zwanzig Minuten. Ich, ähm... kann ich noch zu dir kommen?": klang die Blondine verunsichert, während ich in die Küche balancierte, den Einkauf auf den Tresen hob und nun mit besorgtem Gesicht das Handy richtig in die Hand nahm. "Natürlich, was ist denn los?": fragte ich direkt, nun mit dem Wissen, dass der Abend noch etwas für mich bereit hielt. An Schlaf war sowieso nicht zu denken. Bei dem Gedankenchaos und dem starken Geruch nach Farbe im Wohnzimmer, schien es beinahe unmöglich ein Auge zu zumachen. Ich hatte vor einer Woche das Renovieren begonnen. Alles, ausnahmslos. Sogar die Küche hatte neue, dunkle Türen bekommen. Alles wurde neu gemacht außer Zayn's Zimmer. Ich hatte die Tür nach unserer letzten Begegnung zu gezogen und seitdem hatte sich nichts mehr an diesem Raum des Lofts verändert. Er hatte die alten Möbel eh nie wirklich gemocht, weshalb ich nun alles so einrichtete, wie er es wahrscheinlich getan hätte. Ich hatte meinen besten Freund bei jeder Entscheidung, die ich treffen musste, bei mir. "Nichts. Alles gut, aber, also du solltest wissen, dass Zayn mich bringt.": zögerte Miley jedes einzelne Wort des Satzes ewig heraus, wobei mein Herz bei dem Namen meines besten Freundes - wenn, ich ihn denn noch so nennen konnte - einen Sprung machte. Ich sah panisch durch den offenen Raum, um etwas zu suchen, was mir Halt gab. Vergeblich. "Zayn?": kam wie selbstverständlich über meine Lippen. Ich spürte förmlich wie ich die Kontrolle verlor. Ich versuchte tief durchzuatmen. Er würde sicher nicht mit hoch kommen. Ganz sicher nicht, wieso sollte er auch? "Ja.": kam kurz angebunden von ihr und ich wusste nicht, ob sie so antwortete, weil er bei ihr war und alles hörte, was sie sagte, oder, weil sie mich nicht noch weiter verunsichern wollte. Gestresst fuhr ich mir durch die Locken und mir kam der Gedanke, ob ich mich noch umziehen sollte, falls ich doch auf ihn treffen sollte. Verwirrt schüttelte ich den Kopf. "Wann?": schnappte ich nach Luft und versuchte zu schlucken, doch mein Hals schien ausgetrocknet. "Wir fahren gerade in die Tiefgarage. Hast du meine Nachrichten denn nicht bekommen?": konnte ich ihre Anspannung bis zu mir hinauf spüren, wobei ich die Augen schloss und weiter versuchte normal zu atmen. Meine Finger der rechten freien Hand trommelten wie wild auf meinem Oberschenkel hinauf und die Angst einer Panikattacke nicht entgehen zu können, wuchs unaufhaltsam. "Nein, doch...": pausierte ich, um meine Gedanken zu ordnen. "Ich hab sie nur noch nicht gelesen, weil ich noch einkaufen war.": erklärte ich viel zu schnell. Wahrscheinlich verstand Miley nur die Hälfte davon. Ich hatte das Gefühl vor einer riesigen Welle zu stehen, die jeden Moment auf mich hinunter krachen und alles von mir mit sich nehmen würde. "Ach so... Soll ich doch lieber nach Hause fahren?": hakte sie nun vorsichtig nach und ich wusste nicht mehr, ob sie zu mir wollte, oder ob Zayn dies nur als Vorwand nahm, mich zu sehen. Aber wieso jetzt? Was hat sich geändert? Hatte sich überhaupt etwas geändert? Oder steckte Miley hinter all dem? "Nein, schon gut. Bis gleich.": überraschte ich mich selbst mit der Antwort und legte auf, ehe ich gestresst versuchte zu überlegen, was ich tun sollte. Doch ich tat das, was für mich am normalsten schien. Ich packte den Einkauf aus. Es war nicht viel, aber einiges musste in den Kühlschrank, weshalb ich alles gut verstaute, ehe es klingelte. Ich erschrak und wusste nicht einmal warum. Vielleicht aus Angst, dass der Schwarzhaarige wirklich mit gekommen war. Mein Herz raste, während ich zur Tür ging, die Klinke in die Hand nahm und noch einmal tief einatmete. Und als ich sie öffnete, stand er wirklich dort. Neben Miley, mit einem nichts aussagenden Gesichtsausdruck. Ich sah meine beste Freundin nicht eine Sekunde lang an. Ich konnte nicht. Alles was mir geling war Zayn anzusehen und nichts zu sagen. "Hi, Harry.": begrüßte Miley mich dennoch mit verunsicherter Stimme. Es klang beinahe so, als hätte sie ein schlechtes Gewissen hier mit dem Schwarzhaarigen aufgetaucht zu sein. "Hi.": murmelte ich etwas abwesend und klebte förmlich an Zayn's markantem Gesicht, welches ich nun so lange nicht mehr von nahem gesehen hatte. Mein Herz klopfte wie wild, während meine Hand sich an der Seite der Haustür festklammerte, um mich gleich umzufallen. Sein Blick wanderte neugierig meinen Körper auf und ab, was mich schlucken ließ. Ich war nur von seiner Präsenz verunsichert. Ein Moment der Stille kam über uns, wobei ich förmlich spüren konnte, wie Miley uns fasziniert anstarrte. "Ach.. ähm, ja. Wie unhöflich von mir. Kommt doch rein.": riss ich mich förmlich von dem Blick meines besten Freundes, senkte den Blick, trat einen Schritt zu Seite und öffnete den Beiden die Tür. Tief atmete ich durch und wischte meine schwitzigen Hände an meiner Jeans ab. Ich wusste, dass ich nicht daran geglaubt hatte, dass der Braunäugige Miley noch mit hoch begleiten würde, aber ich hatte es wirklich gehofft. Nur jetzt, da er wieder nach Monaten und all den gesagten Worten in unserem Loft stand, wusste ich nicht was ich sagen sollte. Innerlich fluchte ich, während die Beiden den großen Raum betraten. "Entschuldigt die Unordnung.": fügte ich noch aufgeregt hinzu, während ich hektisch durch den Raum blickte. Es standen noch ein paar ungeöffnete Kartons herum und ein paar der Möbelstücke hatte ich noch nicht fertig aufgebaut. Konnte ich es ihnen nicht irgendwie angenehmer machen, oder würde Zayn direkt wieder gehen? Wollte er nur sehen wie ich ohne ihn lebte? Plötzlich bekam ich Angst, dass er denken könnte, ich würde gut ohne ihn zurecht kommen. Tat ich nicht. Er fehlte mir so sehr, dass es jeden Tag schmerzte. "Du renovierst?": fragte er ganz ruhig und sah sich um. Ich sah sein Gesicht dabei nicht. Seine Reaktion. Überfordert sah ich zu Miley, die sich inzwischen an den neuen Esstisch gesetzt hatte. Sie nickte in Richtung Zayn, damit ich das Gespräch aufrecht hielt. "Ja, sieh dich ruhig um.": presste ich so sicher wie ich konnte hervor, obwohl ich wusste, dass es gegenüber Zayn keinen Sinn ergab. Ich war mir sicher, dass er mich immer noch wie ein offenes Buch lesen konnte. Ich starrte auf seinen Rücken, während er tatsächlich ein paar Schritte durch den nun für ihn neuen Raum ging. Er trug seine geliebte Lederjacke mit schwarzer Jeans. Eins meiner Lieblingsoutfits an ihm und augenblicklich fragte ich mich, ob ich ihm je gesagt hatte wie gut er darin aussah. Doch schon nach kurzer Zeit drehte er sich wieder zu mir um, während meine Finger immer noch auf meinem Oberschenkel trommelten. Er registrierte dies mit einem Blick, ging aber nicht darauf ein. "Gefällt mir.": zwang er sich zu einem kleinen Lächeln, welches mir die Welt bedeutete. Erleichtert atmete ich aus. Ich hatte die ganze Zeit Angst, dass es ihm nicht zusagen würde und ich mir damit eingestehen musste, dass ich ihn und seinen Geschmack nicht mehr kannte. "Er hat es für dich so eingerichtet.": platzte Miley plötzlich dazwischen, während mein Kopf zu ihr schnellte und ich sie mit großen Augen ansah. Mein Herz tobte, während ich plötzlich so etwas wie Hitze auf meinen Wangen spürte. Etwas sehr ungewohntes für mich. Sie zuckte nur grinsend mit den Schultern. "Ist das so?": hakte Zayn nun in einer anderen Tonlage nach. Er schien nicht mehr so kühl. Eine hoffnungsvolle Wärme floss in seinen Worten mit. "Ja.": bestätigte ich Miley's Aussage und drehte mich angespannt zu meinem besten Freund. Sein Gesicht verriet mir keinen einzigen Gedanken, aber in seinem Blick konnte ich sehen, dass es ihn berührte. Doch dann ließ er seinen Blick wieder von mir ab und sah kurz zu seiner Zimmertür. Mein Blick folgte seinem. "An deinem Schlafzimmer hab ich nichts verändert. Ich hab es seit unserem letzten Treffen hier nicht verändert.": erklärte ich ihm, weil ich das Gefühl hatte, dass ich es musste. Mein Herz beruhigte sich allmählich. Dennoch war ich weit davon entfernt ruhig zu sein. Doch vielleicht war das nun so. Vielleicht würde ich nie wieder etwas wie Ruhe verspüren können. Ich sah Zayn an, dass er sich nicht traute den Raum zu betreten. Er nickte nur leicht und wieder fragte ich mich wieso er hier war. Ich fühlte mich unwohl und gleichzeitig unglaublich schlecht. Wie hatte ich es nur so weit kommen lassen? Wie konnte ich diesem Menschen, der mich doch so liebte, so unglaublich weh tun? Bis heute hatte ich keine Antwort darauf. Nur die Sicherheit, dass ich ihn auch liebte. Auf welche Art und Weise auch immer, aber Zayn berührte tief in mir etwas, was nur er in mir auslöste. Ich starrte ihn an, während sein Blick gesenkt war. Er schien immer noch unglaublich müde, aber zu meiner Freude sah er nicht mehr so schlimm aus, wie bei unserem letzten Treffen. Doch ich wusste, dass es in ihm nicht ein Stückchen besser wurde. Tag für Tag wurde es schlimmer. Ich wusste dies, weil wir in dieser Hinsicht gleich waren. Er wusste es auch. "Ich glaube, ihr braucht eine Zigarette.": mischte Miley sich wieder ein und sah uns auffordernd an. Wie eine Mutter, die ihre Kinder belehren musste. Doch ich nickte stumm. Sie hatte recht.
Zayn zog genauso schweigend an seiner Zigarette, wie ich es tat. Nur, dass er dabei vom Rand der Dachterrasse hinab auf den Straßenverkehr Londons schaute, den man hier oben leicht hörte. Es war ein bekanntes Geräusch, welches ich mit diesem Leben verband. Wieder tippte ich zwei Mal schnell hintereinander mit meinem Zeigefinger auf die Zigarette in meiner Hand und ließ somit die Asche in den kleinen Glasbehälter auf dem Tisch vor mir fallen. Ich saß auf einem der neuen Stühle und sah meinen besten Freund an. Ich wusste, dass ich etwas sagen musste, aber mein Hals schien zugeschnürt, wobei mein Herz wieder doller schlug. Miley hatte uns alleine gelassen und ich wusste noch nicht, ob dies eine gute oder schlechte Idee war. "Ich muss oft an das FooFighters Konzert mit dir und Niall denken...": setzte Zayn plötzlich an und ich schwieg, gab ihm die Zeit, die er brauchte. "Niall war schon bei der Vorband so voll, dass er kaum noch stehen konnte. Wir mussten ihn ständig festhalten.": drehte er sich zu mir um und zog genussvoll an dem Glühstängel. Trotz der bereits eingetretenen Dunkelheit, konnte ich ein Lächeln auf seinen Lippen sehen, während auch meine Gedanken zu dem Abend zurück schweifte. Wir alle vermissten diese Zeit. Es war schön daran zu denken, tat im gleichen Atemzug aber auch so weh, dass es beinahe meinen Brustkorb sprengte. "Stimmt. Das weiß ich noch. Er hat doch die ganze Zeit diesen einen Kerl neben uns nicht in Ruhe gelassen, wobei dieser schon so genervt war. Ich glaub sein Name war Dave, oder?": konnte auch ich ein Grinsen nicht unterdrücken und spürte, wie mir warm ums Herz wurde, während ich meine Jacke enger um mich schlang. Wir hatten beinahe Minusgrade. Zayn nickte, machte ein paar Schritte auf mich zu und ließ sich gegenüber von mir in den Stuhl fallen. Im Gegensatz zu mir schien er unter seiner dünnen Lederjacke nicht zu frieren. Dann wurde es still und ich zog ein letztes Mal, ehe ich meine Zigarette ausdrückte. Ich horchte den Autos unten auf der Straße und nahm all meinen Mut zusammen, ehe Zayn mich plötzlich fragte: "Hast du vielleicht Lust nächste Woche zu meiner Geburtstagsfeier zu kommen?". Überrascht sah ich in seine braunen Augen, die mich verlegen musterte. Es war ihm unangenehm zu fragen, weil er Angst hatte, dass ich nein sagen könnte. Deshalb war er also hier? Er wollte mich zu seinem Geburtstag einladen? Etwas überrumpelt schwieg ich die ersten Sekunden, weshalb Zayn nervös mit dem Bein wippte und weiter plapperte: "Also nichts besonderes. Nur eine kleine Runde. Miley kommt auch, wenn es dich beruhigt.". Ich stoppte ihn mit einem Grinsen. "Ich komme gerne.": biss ich mir kurz auf die Unterlippe und fuhr durch meine Haare. Zayn nickte zufrieden und senkte erneut schüchtern den Blick. Das passte so gar nicht zu ihm, aber ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass er nicht unglaublich süß dabei wirkte. Es war eine Seite an ihm, die ich noch nicht allzu oft erblicken durfte. Ich mochte diesen Zayn, der nun aufgeregt vor mir saß und stark an der Zigarette zog, ehe auch sie im Aschenbecher landete. "Aber was ist mit den Anderen?": platzte es aus mir heraus. Gestresst, von dem Gedanken auf Louis zu treffen, wischte ich mir durch das Gesicht. Mein Herz stolperte kurz und ich zuckte dabei zusammen. Besorgt sah Zayn mich an. "Geht's?": wusste er direkt was in mir vor sich ging. Ich nickte nur kurz und atmete tief durch. Alles wird gut, sagte ich mir innerlich und sah dann wieder in die vertrauten Augen mir gegenüber. "Mit denen rede ich schon. Es ist schließlich mein Geburtstag und ich möchte dich gerne dabei haben.": lächelte er sanft und sah mich aufmunternd an. Und dieser Blick schenkte mir unglaublich viel Hoffnung und Zuversicht. Vielleicht würde ja doch alles wieder gut werden. Dennoch wusste ich nicht wieso er diesen riesigen Schritt wieder auf mich zu machte. Zayn stand auf und lächelte mir noch einmal zu. Doch ehe er gehen konnte, fragte ich ihn: "Zayn? Wieso? Wieso das Ganze?". Es kostete mir unglaublich viel Mut dies zu fragen, weil ich Angst vor der Antwort hatte. Ich trommelte wieder auf meinem Oberschenkel herum und dachte nicht mehr nach. Ich sah Zayn einfach mit all dem an, was ich ihm gegenüber empfand. "Du weißt warum, H.": sah er mich eindringlich an, während sein Grinsen verschwand und er sich dann umdrehte und verschwand. Und er hatte Recht. Ich wusste es. Er tat dies, weil er mich liebte und mir versprochen hatte, mich nicht fallen zu lassen. Er hatte zwischenzeitlich nur eine Pause für sich gebraucht. Er hielt sich an sein Versprechen und ich war ihm unglaublich dankbar dafür.
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2535 words.
Moin und hallo :)! Wie gefällt es euch? Was sagt ihr zu den beiden? Würde mich über ein paar Meinungen wirklich freuen. All the love, W. x
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He calls me "Haz" - larrystylinson
Fanfic"Nie hätte ich je gedacht noch einmal in diese Augen schauen zu dürfen. Es ist Schicksal, dass ich ihn wieder getroffen habe und dieses Mal werde ich ihn nicht gehen lassen." Fortsetzung zu "He calls me 'Lou'".