Damals

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-Louis' Sicht-

Draußen war es durch die dicken Wolken über London immer noch recht dunkel, weshalb Harry ein paar kleine Lichter und Kerzen für uns in seinem Zimmer angemacht hat. Es war spät am Morgen und wir saßen gemeinsam auf seinem Bett. Ich im Schneidersitz mit dem Kaffee in den Händen, den uns der Lockenkopf schon gemacht hatte. Die Decke um uns gewickelt, während er beinahe wie mein Spiegelbild vor mir saß. Ich hatte vor einer halben Stunde kaum ein Auge aufgemacht, da sprang der Lockenkopf aus dem Bett und brachte mir den Kaffee. Ich brauchte ihn, da die Müdigkeit noch schwer auf mir lag. Ich hatte nach den Vorfall mit Steve noch auf Harry in der Bar gewartet, bis er Feierabend hatte und bin dann über Nacht bei ihm geblieben. Ich wollte einfach bei ihm sein. "Es ist besser wenn du das alles nochmal von mir hörst. Ich will nicht mehr, dass irgendwas zwischen uns steht. Natürlich kann ich dir nichts von dem erzählen, was ich selbst nicht mehr weiß, aber ich gebe mein bestes alles zusammen zu kriegen...": erklärte mir der Lockenkopf mit wacher Stimme, ehe er noch einen Schluck von seinem Kaffee nahm. Ich lächelte ihn warm an und sagte nichts. Ich wollte ihn nicht unterbrechen, wenn er von sich aus erzählen wollte. Es machte mich stolz, dass er so offen zu mir war. "Ich war ziemlich am Ende, ganz ehrlich. Ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte und das monatelang. Dein Brief kann ich heute noch auswendig, so oft habe ich ihn gelesen und ich bezweifle stark, dass ich die Worte irgendwann vergessen werde, aber das ist auch gut so. So halte ich mir vor Augen wie schlecht ich mich verhalten habe und dass ich nie wieder so sein will. Ich hab mich eingeschlossen, hab mich tagelang nicht bei Zayn oder Niall blicken lassen. Sie hatten ganz schön mit mir zu tun und ich wünschte, dass ich die Beiden und dich da nicht mit rein gezogen hätte. Ich konnte kaum ein klaren Gedanken fassen, weil ich einfach nicht mit diesem Schlussstrich von dir gerechnet habe. So egoistisch es auch klingt, aber ich hab nicht gedacht, dass du mich verlässt. Ich hab immer gedacht, dass ich es wäre, der wieder einmal ausrastet und alles beendet. Dabei warst du damals schon das Beste, was mir je passiert ist. Mir war das nur nicht so bewusst oder eher gesagt, wollte ich es nicht so sehen. Ich hatte Angst vor dem ganzen Gefühlskram. Als ich mich mit meinem Vorrat an Alkohol und Drogen in mein Zimmer eingeschlossen hab, wollte ich nichts anderes als zu dir zu gehen und darum betteln, dass du mich nicht verlässt. Ich musste mich wirklich davon abhalten und es tat weh. Die ersten Tage trank ich nicht. Ich zwang mich nüchtern zu bleiben, weil ich der Meinung war und bin, dass ich den Schmerz verdient hab. Zayn klopfte immer wieder an meine Tür. Ich sprach nicht mit ihm, hätte ich aber sollen. Damit hab ich ihn so unglaublich weh getan, dass ich glaube, dass diese Erinnerung ihm immer noch weh tut. Ich weiß nicht mehr wann der Punkt kam, an dem ich anfing mich volllaufen zu lassen. Ich war ständig high, betrunken oder beides. Wenn ich schlief, dann nur vor Erschöpfung und nur wenige Stunden. Nachts träumte ich dann von dir. Meistens tatsächlich schöne Erinnerungen oder Träume, sodass das Aufwachen umso schlimmer war. Ich aß nicht mehr, noch weniger als zuvor. Deinen Abschluss habe ich mir angesehen, damit ich sicher sein konnte, dass es dir gut ging. Natürlich wusste ich, dass dies nicht der Fall war und deshalb entschied ich mich dafür, dir den Gefallen zu tun dich gehen zu lassen. Du hattest Recht, es war besser so. Dann kam irgendwann die Phase in der ich nur noch gefeiert habe. Immer mehr, immer länger. Und ich weiß, dass du es eigentlich nicht hören willst, aber ich habe mit vielen Leuten geschlafen. Ich erinnere mich nicht genau an wen oder wie viele es waren, aber ich hab versucht das Gefühl zu finden, welches du in mir ausgelöst hast. In der Nacht auf der Party, in der wir miteinander geschlafen haben. Ich habe so etwas nie wieder gespürt. Weder auf Drogen noch mit jemanden. Und es ist mir peinlich... Es tut weh dir das zu erzählen, weil du so etwas nicht verdienst, aber du verdienst die Wahrheit. Ich kann dir nicht versprechen, dass nie wieder jemand auftaucht, der persönlich mit mir abrechnen will, weil ich ihm damals in dieser Phase Unrecht getan hab, aber ich werde nie wieder so sein. Ich will es nicht mehr. Die ganze Zeit nach deinem Brief ist für mich ein einziger Klumpen. Ich erinnere mich nur an wenige Sachen wirklich genau. Vieles hat Zayn mir erzählt. Zum Beispiel, dass ich ihn manchmal nach einer Party angeschrien hab, weil ich halluziniert hab, dass er du wärst. Ich erinnere mich mal wieder nicht. Es kommt auch nichts wieder. Mein ganzer Kopf war ein einziger Brei. Dein Name war der Einzige, den ich kannte. Wenn ich nachdachte, dann nur über dich. Nicht über meinen Zustand, ich machte einfach weiter. Ich hab mich geschlagen, weil ich etwas fühlen wollte. Die Schmerzen, die ich oder andere mir zufügten, waren zur Bestrafung da. Ich weiß von Zayn, dass ich in der ganzen Zeit ständig vom Krankenwagen abgeholt werden musste, weil nichts mehr ging und irgendwann kam der Punkt, an dem Zayn nicht mehr weiter wusste und meine Mum anrief. Ich hab seit Langem nicht mehr das beste Verhältnis zu ihr, aber er hat immerhin nur sie und nicht meinen Dad angerufen. Sie hat mich zum Entzug in eine Klinik gebracht. Ich musste sie noch mehr als sonst schon enttäuscht haben, aber sie half mir. Es überraschte mich, aber sie versprach mir meinem Dad nichts zu erzählen. Der wäre nur wieder aufgetaucht um mir eine rüber zu hauen. So war und ist er eben. Sprach kaum, aber sagte dafür viel mit den Fäusten. Ich spreche eigentlich nicht über sie, aber meine Mum guckt immer noch ab und an vorbei, wenn sie es einrichten kann. Sie sieht nach mir. Nach dem Entzug hatte ich zwei Rückfälle. Den einen, weil ich nach ein Foto von dir gesucht habe. Extra. In einem schlechten Moment, habe ich eins von dir und Liam auf Instagram gesehen. Danach fühlte ich mich wieder wie am Anfang. Der zweite Rückfall entstand nur durch Schwäche. Ein schwacher Moment von mir und Alkohol. Mehr brauchte ich gar nicht und ich muss sagen, dass es immer noch unglaublich schwer für mich ist nicht wieder zu trinken. Mir muss nur ein kleiner banaler Fehler passieren und ich hab das Bedürfnis zu trinken. Zum Beispiel die Tatsache, dass ich so schwach bin lässt mich schon so sauer werden, dass ich den Frust mit Alkohol lindern will. Es ist anstrengend, aber ich gebe mein Bestes. Sport hilft etwas, rauchen auch. Ich lenke mich eben ab und der Gedanke an dich hat mir dazu verholfen aus dem Ganzen raus zu kommen. Als ich dich dann wieder gesehen habe, wollte ich dich nie wieder gehen lassen. Trotzdem hatte ich Angst, dass du nichts mehr von mir hören wolltest. Noch nie habe ich so viel Angst und Freude gleichzeitig empfunden, wie in dem Moment, als du in der Bar plötzlich vor mir standst. Und das mag jetzt alles schrecklich für dich klingen und ich weiß, dass du dir zum Teil die Schuld für mein Verhalten gibst, aber die hast du nicht. Ich alleine bin für mein Verhalten verantwortlich und ich kann mich da nicht ständig rausreden. Das habe ich lange lernen müssen. Schon als wir uns kennenlernten, lebte ich diese extreme Mischung zwischen Drogen und Alkohol, aber ich bin jetzt anders. Ich versuche es zumindest.": während er sprach, entglitten ihn ein paar Tränen, die er nicht weg wischte. Ich durfte sie sehen und auch ich konnte meine Tränen nicht zurück halten. Mein Brustkorb wog in diesem Moment eine halbe Tonne und ich zwang mich gleichmäßig und ruhig zu atmen. Er sah mich an, Stille breitete sich in dem großen blauen Zimmer aus. Ich schluckte, sprachlos. Mein Kopf zwang mich dazu, mir Harrys damaligen Zustand bildlich auszumalen. Es schmerzte und ich versuchte wirklich zu glauben, dass ich keine Schuld daran hatte. Dennoch konnte ich nicht leugnen, dass ich der Auslöser für das war. Schließlich wusste ich wie der Lockenkopf reagieren würde, wenn ich ihn verließ. Das würde ich nie wieder machen. Harry stellte seinen Kaffee auf den Nachttisch und sah mich eindringlich an, ehe er meinen Kaffee ebenfalls aus meinen Händen nahm. Ich hatte ihn nur halb ausgetrunken. Zu gerührt war ich von seinen Worten. "Du hast keine Schuld, Lou. Glaub mir.": lächelte er nun sanft und sah mich voller Liebe an.  Anders konnte ich es nicht beschreiben. Auch, wenn er es nicht sagte, in diesem Moment wusste ich, dass er mich liebte und nie wieder gehen lassen würde. Ich atmete erleichtert auf und brachte ebenfalls ein Lächeln zustande. "Danke.": hauchte ich ihm entgegen, woraufhin er mir einen federleichten Kuss auf die Lippen schenkte. Ich hätte gleichzeitig weinen und lachen können, tat aber beides nicht. Ich sah ihn einfach an, ehe ich ihn vorsichtig die Frage fragte, vor dessen Antwort ich schon immer Angst hatte: "Von wem hattest du damals die Knutschflecke? Ich hab sie gesehen... Ich meine wir fingen gerade mit dem, was zwischen uns war, an und du hattest trotzdem frische Knutschflecke." Ich schluckte und Harrys Lächeln wich aus seinem Gesicht. Er schien etwas blass, als er sich erinnerte. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. "Sie waren von Zayn. Aber bevor du etwas sagst... Es war dumm von uns, er hat mich auf einer Party provoziert, dass ich mich nicht trauen würde ihn zu küssen und das obwohl er mir Nachhilfe in Sachen Männer geben wollte. Natürlich hab ich mich provozieren lassen. Es tut mir leid.": hörte ich seine Worte, doch wollte sie nicht verstehen. Davon hatte Zayn mir nie etwas erzählt. Ich sah auf unsere Hände, ließ Harrys aber nicht los. "Ihr habt miteinander geschlafen? Wie oft?": wisperte ich voller Enttäuschung und spürte neue Tränen aufkommen. Ich biss mir auf die Lippe, kräuselte meine Stirn und versuchte zu verstehen. Wieso hatte Zayn mir nichts erzählt? Harry zögerte ehe er antwortete: "Damals nur ein Mal, während wir etwas miteinander hatten. Nach meinem Entzug öfter. Ich weiß nicht wie oft, es lief etwas länger." Es war ihm anzuhören, dass es ihm unangenehm war. Er wollte mir nicht weh tun, tat es damit aber. Zayn hatte mir bei unseren Treffen nie etwas erzählt. Die Tränen flossen über meine Wangen, ich konnte sie nicht aufhalten. Es tat alles so weh. Beinahe so, als wäre mein Brief erst von gestern. Ich ließ meine Hände aus seinen gleiten und konnte sehen wie er mich mit großen Augen ansah. "Ich weiß, dass das alles viel ist, aber ich will ehrlich zu dir sein. Es war nur Freundschaft plus, mehr nicht. Ich habe keine Gefühle für ihn.": kamen die Wörter viel zu schnell aus seinem Mund. Er war sichtlich nervös uns sah mich panisch an, während ich mein Blick auf seinen Brustkorb senkte. "Etwas viel trifft es ganz gut.": war das Einzige, was ich in diesem Moment heraus brachte. Es wurde still, doch ich konnte Harrys Gedanken beinahe hören. Sie mussten in seinem Kopf rasen, aus Angst mich nun endgültig zu verlieren. Dabei war es hauptsächlich Zayn, der mir weh getan hatte. Natürlich wusste ich nicht wie ich darüber denken sollte, dass die Beiden mal etwas miteinander hatten, aber dass Zayn mir nichts gesagt hatte schmerzte. Ich stand auf, wusste nicht wohin mit mir. Harry sah mich an. "Was ist mit Zayn? Hat er Gefühle für dich?": musste ich fragen. Ich wollte eine Antwort darauf. "Wir haben abgemacht, dass Gefühle da keinen Platz haben.": wurde der Lockenkopf nun ganz leise. Ich wusste nicht, ob er sich die Worte selber glaubte. Nervös ging ich auf und ab, ehe ich stehen blieb und ihn ansah. "Du meinst so, wie du die Gefühle bei uns raus gehalten hast? Du weißt, dass das nicht immer so möglich ist, wie man es sich vornimmt.": ich schluckte und strich mir durch meine Haare. Harry tippte nervös mit seinen Fingern auf seinem Knie herum und sagte nichts. Aus Angst, dass ich vielleicht mit Zayn Recht hatte. "Ich brauche etwas Zeit für mich. Ich muss nachdenken.": war das einzig logische, was mein Kopf zusammen kriegte, wobei Harry mich traurig ansah. "Keine Sorge, ich komme wieder."

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2076 words.

Entschuldigt, dass ich momentan so selten neues schreibe. Wie findet ihr es? All the love, W.

He calls me "Haz" - larrystylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt