honestly

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-Louis' Sicht-

Ordentlich faltete ich das Geschirrhandtuch einmal in der Mitte, um es dann glatt auf den an der Wand befestigten Halter zu hängen. Wir hatten gerade gemeinsam zu Abend gegessen, woraufhin ich und Miley uns bereiterklärten den Abwasch zu übernehmen. Schließlich hatten Niall und Harry gemeinsam für uns gekocht. Da war der Abwasch das mindeste, auch wenn der Lockenkopf sich im ersten Moment dagegen sträubte. Immer wieder erinnerte er mich an meinen schmerzenden Knöchel, der jedoch kaum noch schmerzte. Seit Zayn abgereist war, verhielt sich Harry komisch. Er spielte uns allen seine gute Laune vor, damit wir nicht sahen, wie er sich wirklich fühlte und das verärgerte mich. Ich hatte gedacht, dass wir nach all dem, was wir gemeinsam durchgestanden hatten, endlich an dem Punkt waren ehrlich zueinander sein zu können. Doch anscheinend irrte ich mich. Geknickt lehnte ich mich an die Küchenzeile und sah Miley dabei zu, wie sie die letzten Teller und Schüsseln zurück an Ort und Stelle stellte. Sie musste sich leicht auf Zehenspitzen stellen, um an die oberen Hängeschränke zu kommen. Ich schmunzelte. "Lachst du mich etwa aus, Tomlinson?": erwischte sie mich beim Beobachten und zog mahnend eine Augenbraue in die Höhe. "Würde ich nie machen.": schmunzelte ich weiter, ließ jedoch dabei meinen Blick auf den Boden wandern. Mir war nicht nach lustigen Sticheleien. Das Gespräch mit Zayn saß mir noch in den Knochen. Seine Überzeugung so etwas wie Liebe nicht zu verdienen. Ich konnte einfach nicht vergessen wie er Harry ansah. Er liebte und hasste ihn so sehr. "Wäre auch nicht klug, schließlich bist du nicht viel größer als ich.": lachte Miley leise, ehe ich hörte wie sie die Schranktür schloss und ein paar Schritte auf mich zu kam, um sich auf die Kücheninsel vor mir zu schwingen. Locker ließ sie die Beine baumeln, so wie ich es tat, kurz bevor Harry mich gestern beinahe geküsst hatte. "Was ist los, hm?": hakte die Blondine nach, während mein Blick überrascht zu ihr wanderte. Ertappt sah ich in ihre Augen. "Du bist nicht gerade gut darin deine Gefühle zu verstecken.": zuckte sie nebensächlich mit den Schultern und sah mich leicht entschuldigend an. Dabei wusste ich schon längst, dass ich ein offenes Buch war. "Du meinst im Gegensatz zu Harry?": kam forsch über meine Lippen, was ich direkt bereute. Meine schlechte Laune drang durch und ich wollte sie nicht an Miley auslassen. Unruhig begann ich meine Zigarettenschachtel hervor zu kramen. "Entschuldige, ich wollte mich nicht im Ton vergreifen, aber bin ich denn der Einzige, der sieht wie er sich verstellt?": sah ich sie mit traurigem Blick an und sah auf die Schachtel in meinen Händen. Ich holte mein Zippo heraus, welches ich mit in der Pappschachtel aufbewahrte, wenn diese leerer wurde. "Natürlich nicht. Ich weiß was du meinst. Wenn er versucht seine Trauer zu verstecken, wirkt er zu glücklich. Er macht zu viele Witze und ist total aufgekratzt.": bestätigte sie meine Aussage, was mich erleichtert aufatmen ließ. Für einen Moment lag mir auf den Lippen, warum sie dann nicht das Gespräch mit ihm suchte, ehe mir auffiel, dass ich derjenige war, der mit ihm reden sollte. Jedoch hatte ich Angst, dass meine Wut zu groß werden könnte. Gekonnt fischte ich einen der letzten Glimmstängel heraus. "Richtig. Er tut so als wäre das ganze mit Zayn nie passiert. Als würde er nicht ebenfalls was für ihn empfinden...": schluckte ich, senkte den Kopf und spürte wie schwer es war den letzten Satz auszusprechen. Es lastete schon so lange auf meinen Schultern, doch ich hatte mich nie wirklich getraut die Tatsache auszusprechen, dass mein Harry etwas für jemand anderen als mich empfand. Es machte mir Angst. Es wurde still um uns herum, während ich das Gefühl hatte, dass der Kloß in meinem Hals zurück war und ich meinen Kopf wieder hob, weil Miley zu meiner Verwunderung nichts dazu sagte. Erst als mein Blick ihren zur Küchentür folgte verstand ich ihr Schweigen. Harry stand dort mit Eis in der Hand und sah mich mit großen Augen an. Der Rest seines Körpers schien wie versteinert. Mein Herz stolperte, ehe es panisch begann gegen meinen Brustkorb zu schlagen. "Ha-Harry, ich...": verfiel ich in meine alte Gewohnheit des Stotterns, ehe meine Stimme versagte und der Blick des Lockenkopf auf den Boden wanderte. Er hatte mich gehört. Langsam setzte er sich in Bewegung. Beinahe so, als würde er Angst haben dem Boden unter seinen Füßen mit seinem Gewicht schaden zu können. Er ging ruhig zur Kücheninsel, auf der immer noch Miley saß, legte die zwei Magnum Eis auf die Arbeitsfläche und nuschelte ein: "Ich wollte nicht stören.", ehe er sich umdrehte und aus dem Raum ging. Tränen schossen mir in die Augen und ich ließ die Zigaretten mit dem Zippo neben die Spüle fallen, bevor ich ihm hinterher stürmte. Auf dem riesigen Flur holte ich ihn ein. "Harry, bitte bleib stehen.": bettelte ich mit brüchiger Stimme. Meine Hand griff nach ihm, doch ich senkte sie wieder. Ich traute mich nicht in anzufassen, aus Angst, er könnte vor mir zurück schrecken. Der Ältere blieb stehen und drehte sich mit einem Blick zu mir um, den ich erst selten bei ihm gesehen hatte. Verwirrung. "Was sollte das? Wieso sagst du, dass ich Gefühle für Zayn hätte?": lag seine Stirn in Falten, wobei seine Finger wieder einmal begannen auf seinem Oberschenkel zu trommeln. In mir wuchs die Angst heran, der Trigger für eine bevorstehende Panikattacke seinerseits zu sein. "Ich, ich weiß nicht... Der Gedanke kam mir schon öfter.": plapperte ich unruhig vor mir hin, wobei mein Blick panisch zwischen seinem linken und rechten Auge immer wieder hin und her wanderte. Ich hatte das Gefühl eine Grenze überschritten zu haben, die ich nicht hätte überschreiten dürfen. Doch gleichzeitig war ich erleichtert es endlich ausgesprochen zu haben. Wenn auch in einem falschen Timing und Ton. Ich hätte in einem ruhigen Moment mit Harry darüber sprechen sollen, der nun immer aufgebrachter wirkte. Er schien mich nicht zu verstehen. Immer wieder schüttelte er leicht seinen Kopf. "Und wenn dir der Gedanke schon öfter kam, wieso hast du nie was gesagt? Wieso redest du dann mit Miley und nicht mit mir darüber?": schossen seine Worte wie Pfeile auf mich ein. Ein vorwurfsvoller Ton lag in seiner Stimme, der mir die hochkochende Wut seinerseits prophezeite. Ich wollte mich nicht streiten. Mein Mund öffnete sich, doch kein Wort drang über meine Lippen, weshalb ich ihn wieder schloss. Ich musste mich sammeln und versuchte die Enttäuschung und vor allem den Frust, der nun langsam hoch kam herunterzuschlucken.Ich scheiterte. "Wie hätte ich denn was sagen sollen, ohne dass du abblockst? Wir haben schon so oft über Zayn und dich gesprochen. Da hatte ich irgendwie gehofft, dass du mir mal im Klartext erzählst was er eigentlich für dich ist. Nie hast du dich von mir beruhigen lassen. Es musste immer Zayn sein, der dich aufbaut und beruhigt oder mit dem du sprichst. Ich hab dir nie gereicht.": flossen die Wörter noch schneller aus mir heraus, als die Tränen es nun aus meinen Augen taten. Sie rannen mir warm über die Wangen, während ich kurz nach Luft schnappte. Ich wollte nicht dass es alles so auf uns einprasselte, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es an der Zeit war wirklich ehrlich zu sein. Um zu sehen wo wir standen und ob es funktionieren könnte. Dies war der entscheidende Punkt, den ich immer herausgezögert hatte, weil ich meine Angst davor nicht im Griff hatte. Auch jetzt schnürte sie mir die Kehle zu. Harry starrte mich mit großen Augen an. Er wusste, dass ich recht hatte und er sich endlich der Frage stellen musste, was Zayn eigentlich für ihn war. Er musste es, wenn er wollte, dass es zwischen uns funktionierte. Mein Herz schlug wie wild in meinem Brustkorb, während ich den Lockenkopf beobachtete, wie das Trommeln seiner Finger immer doller wurde. Nervös nahm er seine rechte Hand in seine linke und versuchte sie still zu halten. Doch er zitterte. Es war nicht zu übersehen. Es war zu viel für ihn. "Harry...": wurde meine Stimme ruhiger, doch sie brach beinahe beim letzten Vokal seines Namens. Ich machte zwei Schritte auf ihn zu, um ihm zu zeigen, dass ich da war. Er brauchte keine Angst haben. Doch das schien er nicht zu verstehen. Ich konnte die Angst in seinem Blick sehen, wie er versuchte nicht durchzudrehen. Es schmerzte mich, ihn wieder so zu erleben. Sein Atem ging schwer und unregelmäßig. "Ich.. ich glaube... Ähm...": stammelte er herum und für einen Moment hatte ich die Hoffnung eine Antwort zu bekommen, die jedoch im nächsten Moment wieder verflog. "Ich muss... Raus... Hier raus.": stammelte er etwas abwesend, rang nach Luft, drehte sich um und stürmte aus der Haustür.

Ich wusste nicht mehr wann ich mich noch an Ort und Stelle in die Hocke gesetzt hatte, um dann meine Hände vor mein tränenüberströmtes Gesicht zu schlagen, doch als jemand vor mir auftauchte und seine Hände auf meine legte, zuckte ich zusammen. Die großen Hände waren warm, während meine eisig erschienen. Harry hatte sie Haustür hinter sich nicht geschlossen, weshalb die kalte Winterluft den ganzen Eingangsbereich gefüllt hatte. Dies führte dazu, dass ich frierend auf dem Marmorboden saß und ungläubig in die grünen Augen des Lockenkopfes sah. Mein Blick wanderte kurz zur Haustür, die inzwischen wieder geschlossen war. Ich muss hier eine halbe Ewigkeit gesessen haben, wenn er wieder zurück war, schoss mir durch den Kopf. Ich sah wieder zu Harry, der meine Hände nun vollkommen in seine schloss und mir half mich hinzustellen. Meine Tränen hatten automatisch gestoppt, als ich ihn erblickte, während meine Knie noch ganz weich waren. Unsicher stand ich vor dem attraktiven Mann, der plötzlich so ruhig schien. Wie lange war er weg gewesen? "Lou, es tut mir leid. Ich wollte nicht, dass du wieder wegen mir weinst.": flüsterte er leise und zog mich fest in seine Arme. Mit aller Kraft presste ich mich gegen ihn, immer noch ungläubig ihn vor mir zu haben. Er war zu mir zurück gekommen, schoss mir als nächstes durch den Kopf und meine Hände vergruben sich genauso wie mein Gesicht in seinen kühlen Pullover. Er roch nach Rauch, weshalb ich mich fragte, ob er nur eine oder doch drei Zigaretten lang weg war. Oder vielleicht doch fünf? Ich klammerte mich so fest an ihn, als hinge mein Leben davon ab, während meine Beine aufhörten zu kribbeln und mein Blut endlich wieder normal begann zu fließen. "Ich will dass das mit uns funktioniert. Ich werde mit Zayn reden.": nuschelte er gegen meinen Haaransatz, woraufhin ich leicht nickte. Wir wollten es beide. Deshalb war er zurück gekommen. Erleichtert atmete ich lange ein und aus, doch ich ließ ihn nicht los. Er wollte bei mir bleiben und ich wollte ihn bei mir haben. Damit hatte ich meine Antwort.

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Hi guys, wieder ein nicht so langes Kapitel, aber ich hoffe es gefällt euch dennoch? Was sagt ihr zu Harry? Denkt ihr er hat Gefühle für Zayn? All the love, W.

He calls me "Haz" - larrystylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt