-Louis' Sicht-
Ich starrte in Gedanken versunken auf die leicht bräunliche Flüssigkeit in meinem Becher, welche von der netten Frau, welche hier seit kurzem arbeiten musste, mit Sahne und Streusel verziert wurde. Sie hatte mir den großen Porzellanbecher mit einem breiten Grinsen und den Worten: "Vielleicht muntert die heiße Schokolade ja vielleicht Ihr trauriges, aber hübsches Gesicht auf." auf den kleinen Tisch vor mir gestellt. Noch bevor ich mich bedanken konnte, hatte sich die Dame im Alter von etwa sechzig Jahren schon umgedreht und war wieder hinter dem langen Tresen des kleinen Cafés verschwunden. Etwas überrascht, aber dennoch geschmeichelt sah ich immer wieder zu ihr herüber und lächelte, wenn sich unsere Blicke trafen. Sie schien ein wirklich netter Mensch zu sein. Nicht einmal in der Uni wurde ich heute wegen meinem traurigen Gesicht gefragt. Liam war krank, weshalb unser Treffen leider ausgefallen war. Mein Blick wanderte auf meine schwarze Armbanduhr mit dem silbernen Zeiger, der mit jeder verstrichenen Minute Zayn's Verspätung anzeigte. Ich zweifelte wirklich daran, ob er überhaupt kommen würde, obwohl er auf meine WhatsApp Nachricht mit der Frage, ob wir uns hier in 'unserem' Café treffen könnten, mit einem 'Ja' geantwortet hatte. Ich wusste nicht, an wen ich mich sonst wenden sollte. Wahrscheinlich wäre Niall die neutralste Lösung gewesen, aber so vertraut war mein Verhältnis zu dem liebevollen Iren dann doch nicht. Ich brauchte Zayn. Zayn als mein Freund, der immer für mich da war, als es mir mit meiner Verletzung am Fuß schlecht ging, aber vor allem brauchte ich jetzt den Zayn, der immer wusste wie man mit Harry umzugehen hatte. Es war mir peinlich, dass ich bei meinem eigenen Freund nicht weiter wusste. Vorsichtig nahm ich den bauchigen Becher in meine Hand und nippte leicht an dem noch etwas zu heißem Kakao. "Entschuldige die Verspätung. Nie fahren die blöden Bahnen, wenn man sie wirklich braucht.": riss mich Zayn's gestresste Stimme dann endlich aus meinen Gedanken, wie ich dieses Gespräch gestalten sollte, ohne dass es unangenehm werden würde. Ich wusste, dass es diese Möglichkeit nicht gab. Wir waren zwei Freunde, die in den selben Mann verliebt waren. Nur mit dem Unterschied, dass dieser Mann mein fester und sein bester Freund war. Ein Mann mit großen Problemen. "Schon gut, nicht schlimm.": lächelte ich den Schwarzhaarigen an und stellte nervös meinen Becher auf den Tisch. Wir saßen nicht an 'unserem' Platz, weil dieser leider durch zwei Männer mittleren Alters belegt war. Zayn zog seine Lederjacke aus, hing sie über die Lehne des Stuhles und lächelte dabei ebenso angespannt, wie ich mich fühlte. Dabei sah er mich nicht an, während ich sein Gesicht musterte. Er sah schlecht aus. Müde und dünn. Augenblicklich fragte ich mich was seine Model Karriere dazu sagte. Ein leichtes Veilchen schmückte sein Auge, sowie eine geplatzte Ader in seinem linken Auge, welches dafür sorgte, dass sein Augapfel zum Teil in einem Rotton strahlte. Ich schluckte. Er sah deutlich schlimmer aus, als ich es erwartet hatte. "Ach wie schön, Sie haben endlich Gesellschaft bekommen und das auch noch von unserem hübschen Zayn.": tauchte die nette Dame wieder neben mir auf, nickte mich, glücklich darüber den einsamen Jungen nicht mehr alleine zu sehen, an und wendete sich dann an mein Gegenüber. "Kann ich dir vielleicht auch eine heiße Schokolade oder etwas anderes zu trinken bringen? Wir hätten auch noch frischen Kuchen. Käsekuchen, wenn ich mich nicht irre.": plapperte sie fröhlich auf Zayn ein, der kurz die Karte in die Hand nahm, einen Blick drüber schweifen ließ, nur um sie dann wieder auf den Tischen zwischen uns fallen zu lassen. Natürlich kannten die beiden sich. Schließlich waren sie Kollegen. "Nur einen Kaffee, bitte. Schwarz. Danke dir, Sophie.": zwang er sich zu einem freundlichen Lächeln, welches die nette Bedienung erfreut nicken ließ. Dann verschwand sie wieder so schnell wie sie aufgetaucht war. Es wurde still zwischen uns und ich wünschte mir Sophie wieder herbei. Ihre freudige Art steckte einen an. Sie war herzlich. "Sie scheint dich wirklich zu mögen.": zuckten meine Mundwinkel nervös nach oben, als Zayn's distanzierter Blick auf mich traf. Er wollte nicht mit mir sprechen, das wusste ich. Dennoch war er ein zu guter Freund, um mich wieder sitzen zu lassen. Zu lange hatten wir uns nicht mehr getroffen. "Möchtest du jetzt wirklich mit Smalltalk über Sophie anfangen?": zog der Schwarzhaarige unbeeindruckt eine Augenbraue in die Höhe. Er überspielte seine Gefühle geschickt und ich wusste wirklich nicht wie er über dieses Treffen dachte. Mein Herz stolperte ein paar mal. "Nein, nein ich...": setzte ich an, verhaspelte mich direkt und senkte den Blick auf meine inzwischen ineinander verhakten Finger. Ich hasste meine Unsicherheit. Sie machte alles so viel schwerer. Zayn wusste genau wie ich über meine zwanghafte Schüchternheit dachte, weshalb es mich traf, dass er so forsch an das Gespräch ging. Nahm man mir den kleinen Smalltalk am Anfang, hatte ich gar nichts mehr. Zayn atmete tief aus, es klang müde. "Tut mir leid, Louis. Ich wollte nicht so hart antworten... Es ist nur... Ich bin...": brach er seinen Satz plötzlich ab, weshalb ich meinen Kopf hob und ihm direkt in die Augen sah. Kurz erwiderte er den Augenkontakt, doch dann mit Ende seines Satzes suchten seine Augen in diesem kleinen Café nach einer Antwort. Ich gab ihm Zeit und wartete. Er strich sich durchs kaputte Gesicht und presste dann ein: "Ich bin einfach sehr gereizt in letzter Zeit." hervor. Sein Lächeln dabei schien zu schwer für seine schmalen Lippen. Sie strahlten nicht mehr das leichte Rosa aus, wenn er mit der Zunge kurz über sie fuhr. Heute waren sie blass. Er hatte sich nicht die Mühe gemacht seinen schlechten Zustand vor mir zu verbergen. Zu offensichtlich war der Schmerz, den Harry hinterlassen hatte. Bei ihm, wie auch bei mir. "Ich weiß, Zayn. Alles gut. Das ist ein Grund, warum ich dich sehen wollte. Wie geht es dir?": hakte ich mit sanfter Stimme nach, sah ihn eindringlich an und nahm dann den warmen Becher in meine Hände. Er war endlich nicht mehr zu heiß, weshalb ich meine kalten Finger an ihm wärmen konnte. Draußen wurde es langsam immer kälter. Kurz sah der Schwarzhaarige mich prüfend an, als wollte er meinem Gesicht ablesen, ob ich scherzte oder es ernst meinte. Müde seufzte er, fuhr sich durch die Haare und murmelte dann ein: "Vielen Dank." zu Sophie herüber, die nun mit dem bestellten Kaffee an unseren Tisch trat. "Nicht dafür, Zayn. Du siehst aus als könntest du ihn gebrauchen.": sah nun auch sie besorgt zu dem Älteren herüber, stellte den Kaffee mit einen paar extra Keksen auf den Tisch und tätschelte mutterhaft seine Schulter. Er nickte nur schwach, legte seine tätowierte Hand kurz auf ihre und dann verschwand sie auch schon wieder. Wusste sie von etwas? Mein Blick fiel auf die Kekse und augenblicklich wusste ich, dass weder Zayn noch ich einen von den Karamellgebäckstücken anrühren würden. Zu schwer lag die derzeitige Situation zwischen uns. Seit Tagen hatte ich keinen Appetit mehr. Nicht einmal, wenn Harry mich mit einem selbst gekochten Abendessen überraschte. Er war der Grund für meinen verbleibenden Appetit. "Wie soll es mir schon gehen, Louis. Es ist lieb, dass du fragst, wirklich, aber ich denke das kannst du dir selbst denken, oder? Ist es nicht offensichtlich?": lachte er leicht verbittert auf, aber in seinem Ton lag keinerlei Vorwurf. Er war nur zu erschöpft um drum herum zu reden. Dabei zeigte seine Hand kurz auf sein blasses Gesicht. Ich schluckte und fühlte mich augenblicklich schuldig, auch wenn ich nicht wusste wieso genau. Ich hatte für Zayn immer nur das Beste gewollt. "Ja... Woher kommt das Veilchen?": tat ich ihm den Gefallen und kam schneller auf den Punkt. Ich nahm einen Schluck von der heißen Schokolade. Heute brauchte ich keinen Kaffee, der mein Herz zusätzlich aufputschte. "Ach, das ist doch nichts. Nur ein Typ, der sich nicht benehmen konnte. Du solltest ihn mal sehen.": lächelte er ironischer Weise bei der Erinnerung daran, während er meine Frage nicht vollständig beantwortete. Dennoch ließ ich es gut sein. Vielleicht wollte ich es auch gar nicht hören, dass er sich wegen Harry in irgendwelchen Bars oder sonst wo mit Fremden schlug. Denn dann würde er genau das Verhalten an den Tag legen, dass Harry damals besaß. Brutal, desinteressiert und das mit einer Sehnsucht nach Betäubung. Auf der Suche nach einem Betäubungsmittel, welches es bei solch einem tiefen Schmerz nicht gab. Das würde es wahrscheinlich nie, schoss mir zusätzlich durch den Kopf, ehe ich kurz nickte. Ich nahm noch einen Schluck vom süßlichen Getränk. Vielleicht sollte ich mich mit meinem Anliegen dich lieber an Niall wenden. Zayn ging es so schon so schlecht. Es wurde still zwischen uns, während ich den Menschen um uns herum lauschte. Sie unterhielten sich über Arbeit, Hobbys und der eine Junge an einem Tisch neben uns von einem Mädchen aus seiner Klasse. "Also Louis, warum bin ich hier? Du hast doch was auf dem Herzen.": klang die Stimme meines Gegenübers nun deutlich sanfter als vorher. Seine Augen sahen mich mit einer gewissen Neugier an, die ich so vorher noch nie bei ihm wahrgenommen hatte. Mein Herz klopfte wie wild und ich stellte den Becher aus Porzellan wieder auf den Tisch, denn plötzlich überkam mich das Gefühl von Hitze. Meine Hände wurden schwitzig. "Es geht um Harry...": setzte ich an und konnte sehen wie Zayn's ganzer Körper sich augenblicklich anspannte. Seine Schultern verkrampften sich und er unterbrach kurz seinem Atem. Ich sah den Schmerz, den ich mit der Aussprache des Namen seines besten Freundes, losgetreten hatte. Er schlich sich durch die Schallwellen meiner Stimme zu dem Schwarzhaarigen herüber, drang in seine Ohren und breitete sich im ganzen Körper aus. Doch wirklich schmerzen tat es nur im Brustkorb. Ich kannte das Gefühl. Es überkam mich jedes Mal, wenn Liam damals vom Lockenkopf sprach, kurz nachdem ich diesen verlassen hatte. "Was ist mit ihm?": fragte er zögerlich, senkte dabei den Blick und nahm einen Schluck heißen Kaffee. Während er ihn langsam herunter schluckte bewegte sich sein ausgeprägter Adamsapfel. Ich traute mich beinahe nicht zu antworten, doch ich zwang mich meinen Verdacht auszusprechen. "Ich glaube er nimmt wieder Drogen.": schossen mir unaufhaltsam die Tränen in die Augen. Erst jetzt wo ich es aussprach, wurde es real für mich. Ich hatte mir die letzten Tage einreden wollen, dass ich es mir vielleicht nur einbildete. Schließlich kannte ich mich mit Drogen nicht aus. "Erst dachte ich, dass seine Stimmungsschwankungen durch deine Abwesenheit kommen und dass es sich bessern würde. Dass ich ihm irgendwie helfen würde. Doch er wird mit der Zeit immer launischer. Mal ist er total niedergeschlagen und weicht mir aus und im nächsten Moment ist alles super, er macht sogar Witze und ist übermäßig motiviert. Er schläft kaum, isst kaum und spricht manchmal so schnell, dass ich Probleme hab ihn zu verstehen.": erklärte ich weiter und wischte mir die Tränen aus meinen Augen. Ich wollte von Zayn hören, dass das normal bei Harry wäre, wenn es ihm psychisch nicht gut ging. Er sollte mir sagen, dass alles 'gut' sei. Doch bereits der Blick, den er mir schenkte, als er von seinem Becher zu mir auf sah, verriet mir das Gegenteil. Neue Tränen stiegen mir in die Augen und mein Brustkorb verengte sich. "Louis... Ich, es tut mir leid.": sah er mich mindestens genauso niedergeschlagen an, wie ich es war, doch er schien keineswegs überrascht. Meine Stirn legte sich in Falten, während ich flach atmete. "Wieso überrascht dich das nicht?": flüsterte ich beinahe mehr zu mir selber als zu ihm, doch er verstand mich. Ertappt atmete er aus, fuhr sich wieder durch die von Wind etwas verwehte Frisur und sah mich dann traurig an. "Weil ich vor ein paar Tagen mit Niall im Loft war, um ein paar Klamotten zu holen. Du hast schon geschlafen, aber Harry war noch wach. Er war high und es hat mich mindestens so getroffen, wie es dich trifft. Ich hab ihm gesagt, dass er es dir innerhalb von drei Tagen sagen soll, sonst würde ich es tun.": sah er mich beschämt an, es mir nicht gesagt zu haben. Mein Verstand arbeitete nicht. Ich verstand einfach nicht, was er da sagte. "Wann war das?": fragte ich wie von selbst die einzige Frage, die in meinen Kopf kam. Zayn zögerte, antwortete dann aber: "Letzte Woche.. Ich hab wirklich gehofft, dass er dir von den Drogen selber erzählt...". Er redete nun schnell. So schnell, wie ich es eigentlich nur von Harry in seiner Euphorie kannte. Doch ich unterbrach den Schwarzhaarigen. "Wieso hast du es mir nach den drei Tagen nicht gesagt? Und jetzt komm mir nicht mit der Ausrede, dass ich so schwach bin und es nicht verkraftet hätte.": ich wurde wütend, was meine Stimme widerspiegelte. Wahrscheinlich war er für alle offensichtlich gewesen, dass Harry wieder Drogen nahm, doch nur ich war zu dumm gewesen es zu erkennen. Ich ballte meine Hände auf meinem Schoß zu Fäusten. Mein Herz klopfte immer noch wie verrückt. "Ich hatte Angst davor wie du reagieren würdest. Harry sollte es dir selber sagen, damit er deine Reaktion sehen würde. Vielleicht hätte er dann verstanden, was er dir damit antut.": wich Zayn mit seinem Blick meinen nicht mehr aus. Wir saßen einfach da und starrten uns für einen Moment an. Mein Brustkorb hob und senkte sich. Am liebsten hätte ich geschrien, die ganze Wut raus gelassen, doch gegenüber Zayn wäre das nicht fair. Wahrscheinlich hätte ich in seiner Situation nicht anders reagiert. Ich kramte mein Geld aus meiner Cargohose, legte genug für beide Getränke auf den Tisch und stand ohne ein Wort auf. Verwundert sah Zayn mich an. "Was hast du vor?": fragte er verunsichert von meiner wütenden Art. Doch Harry hatte mich belogen. Alles war eine Lüge und ich wollte endlich mal ein wahres Wort aus seinem Mund hören. "Ich werde Harry zur Rede stellen."
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Hi guys und wieder einmal Sorry, dass es so lange gedauert hat. Was sagt ihr dazu? Wie wird Harry wohl reagieren? All the love, W.
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He calls me "Haz" - larrystylinson
Fanfiction"Nie hätte ich je gedacht noch einmal in diese Augen schauen zu dürfen. Es ist Schicksal, dass ich ihn wieder getroffen habe und dieses Mal werde ich ihn nicht gehen lassen." Fortsetzung zu "He calls me 'Lou'".