-Louis' Sicht-
Langsam schlenderte ich neben meinem besten Freund her. Wir hatten uns am hinteren Ausgang der Uni getroffen, so wie wir es immer taten, wenn wir gleichzeitig Schluss hatten. "Und wie lief die Prüfung?": hakte er gut gelaunt nach, während meine Laune in den letzten Tagen schlecht war. Ich zuckte mit den Schultern, ehe ich einen Schluck aus meiner Wasserflasche nahm und sie dann wieder zudrehte, während wir an dem großen Gebäude vorbei gingen, um zum vorderen Bereich zu gelangen. Die nächste Bahn würde in zehn Minuten fahren, weshalb wir uns beeilen wollten. "Ja, doch. Schlecht wird es nicht gewesen sein.": erklärte ich nebenbei, ehe ich die Flasche zurück in meinen Rucksack steckte und ihn wieder richtig schulterte. Es war schwer gewesen mich auf die letzten beiden Prüfungen zu konzentrieren. "Na dann... Gott sei dank haben wir jetzt erstmal Ruhe von dem Ganzen hier.": atmete Liam erleichtert aus und stieß mir grinsend in die Seite. Am Ende der nächsten Woche war bereits Weihnachten, weshalb wir ein paar wenige Wochen frei hatten. Ich schenkte dem Größeren neben mir ein leichtes Lächeln. Ich freute mich auf die Zeit. Endlich Ruhe. Seit dem letzten Gespräch mit Harry war ich noch ausgelaugter als ich es ohnehin schon gewesen bin. Er hat mir meine letzte Hoffnung genommen. Für ihn gab es keine Chance auf eine gemeinsame Zukunft, doch vielleicht war es ja auch besser so. Endlich wusste ich woran ich noch bei ihm war. Liam hatte ich davon noch nichts erzählt. Ich musste erst einmal selber damit zurecht kommen, wenn dies denn möglich war. Unsere Schritte trugen uns schnell voran, während ich die anderen Studenten ignorierte. Meine Hände versank ich in meinen tiefen Jackentaschen. Heute war es besonders kalt. Der Dezember hatte es wirklich in sich. Selbst meine Nasenspitze schien durch den Wind gefroren zu sein. Schweigend gingen wir unseren Weg bis wir am Hauptgebäude vorbei waren und nach rechts einbogen. Direkt an den Parkplätzen vorbei, wobei Liam plötzlich langsamer wurde. "Komm schon, wir verpassen noch die Bahn und ich hab kein Bock hier noch ewig auf die nächste warten zu müssen...": sah ich den Braunhaarigen etwas verwirrt an, während es mich leicht reizte. Ich wollte doch einfach nur nach Hause. Abwartend drehte ich mich zu Liam, der jedoch nicht auf meine Aussage reagierte, sondern stehen blieb und an mir vorbei starrte. Mein Blick folgte ihm, ehe ich an den beiden gutaussehenden Männern hängen blieb, die mit dem bekannten Mustang auf dem Parkplatz standen. Mein Blut gefror auf die hier draußen herrschenden Kälte, während mein Herz anfing zu rasen. Zayn lehnte lässig mit seiner Lederjacke und dazu passenden Handschuhen an den Wagen, ein breites Grinsen auf dem Gesicht. Doch Harry schien das direkte Gegenteil dazu. Angespannt starrte er in meine Richtung. Die linke Hand ebenfalls in seiner Jackentasche versenkt, doch in der Rechten hielt er eine Zigarette. Der Qualm wirkte durch das kalte Wetter noch extremer als sonst. Sie wirkten fehl am Platz. Zu schön für diesen Parkplatz. Ich schluckte und dachte direkt an früher. Wie er immer auf dem Schulparkplatz auf mich gewartet hatte. Mich 'Freak' nannte. Wie er mich nur benutzte. "Was zur Hölle wollen die hier?": hörte ich Liam von meiner Linken fragen, doch dieses Mal reagierte ich nicht. Ich konnte nur den Lockenkopf anstarren und das Brennen tief in mir drin spüren. Plötzlich schien der Winter nicht mehr so kalt und während die anderen Studenten an uns vorbei gingen, stieß Zayn sich vom Wagen ab und kam ein paar Schritte auf uns zu. Harry verblieb an Ort und Stelle, wobei er begann nervös an seiner Zigarette zu ziehen. Ein Bild, welches wieder so unmenschlich schön aussah. Sein dunkler Mantel schmiegte sich an seinen breiten Schultern, während er seine Locken wieder zum Zopf trug. Wieder schluckte ich. "Hey mates.": trat Zayn uns sichtlich entspannt entgegen und blieb nur einige Schritte vor uns stehen, ehe er kurz zu Harry und dann wieder zu mir sah. "Zayn... Was will Harry hier?": spürte ich die Anspannung in Liams Stimme. Laut seinem Stand der Dinge, dachte er, dass ich Harry seit der Schlägerei mit Quentin nicht mehr gesehen hatte. Seine Verletzungen im Gesicht sahen inzwischen besser aus, doch waren immer noch deutlich zu erkennen. Ich riss meinen Blick von dem Lockenkopf und widmete mich dem Schwarzhaarigen. Mein Herz raste. "Wir wollten euch abholen. Bei dem Wetter möchte doch niemand mit der Bahn fahren.": lächelte er uns wissend an und machte eine Handbewegung in Richtung des Wagens, ehe er etwas zur Seite ging. Meine Stirn legte sich in Falten: "Ihr seid extra hergekommen, um uns abzuholen?!". Ich war skeptisch und vor allem wollte ich nachdem Harry mir so offen von seiner Meinung zu 'uns' mitgeteilt hatte, nicht mit ihm in einem Wagen sitzen. Nicht schon wieder. Liam sah mich verwirrt an, ehe er wieder zu Zayn blickte, der immer noch lächelte: "Ja und, weil Niall, Miley und ich eine Idee haben, die wir euch erklären wollen.". Ich sah zu Boden, während ich lange ausatmete. Eine weiße Wolke bildete sich, der ich so lange nachsah, bis sie verschwand. Nur ein paar wenige Sekunden ihrer Existenz, ehe sie sich auflöste. Fast wie meine Beziehung zu Harry, schoss mir durch den Kopf und ließ mich ironisch auflachen. "Und wieso ist Harry dann mit dir hier und nicht die Anderen?": hakte ich etwas verärgert nach. Zayn musste doch wissen, was zwischen mir und Harry vorgefallen sein musste, oder nicht? Erwartungsvoll sah ich ihn an, während er sein Lächeln fallen ließ. "Ich weiß, es ist nicht das optimalste für dich, aber ich hab ihn dazu gebracht. Er wusste, dass du ihn nicht sehen willst.": nickte Zayn und bestätigte meinen Gedanken. Er wusste von unserem Gespräch. Liam sah wieder zwischen uns hin und her und interpretierte unsere Blick richtig. "Was weiß ich noch nicht?... Irgendwas ist doch passiert nachdem Quentin Harry geschlagen hat, oder nicht?... Louis?": hakte er nach, wobei ich ihn ansah. Ich grinste weiterhin ironisch. "Ja, Harry und ich haben gesprochen. Ist nicht sonderlich gut für mich ausgegangen.": nickte ich weiter, ehe ich schwer schluckte. Mein Herz wurde schwer. Es ging nie gut für mich aus. "Und jetzt ist er so feige und steht da hinten und schickt wieder dich vor, Zayn.": wurde ich wirklich wütend und sah kurz zu Harry herüber, der den Kopf gesenkt hielt und seine Zigarette austrat. Wo war nur sein Selbstbewusstsein geblieben? Innerlich wünschte ich mir, dass er hier war, um für uns zu kämpfen und mir zu sagen, dass er falsch lag. Dass wir doch einen gemeinsamen Platz in dieser Welt hatten, doch er machte nicht gerade den Anschein. Ich sah wieder zu Zayn. "Hör dir doch erstmal an, was er zu sagen hat.": sah Zayn mich traurig und bittend an, während ich mir meine Zigarettenschachtel aus der Tasche meiner Cargohose fischte, mir eine einzelne heraus nahm, sie anzündete und inhalierte. "Er hat mir doch alles gesagt.": sah ich Zayn kühl an. Ich wusste, dass er wieder einmal nur das Beste für uns wollte, doch Harry wollte mich nicht. Da gab es dann auch nichts weiter zu bereden. "Nein, hab ich nicht.": tauchte Harry plötzlich neben mir auf, weshalb mein Herz einen Sprung machte und ich kurz vergaß zu atmen. Ich schloss müde die Augen und sah dann zum Lockenkopf hinauf. Direkt in sein Gesicht, ehe der altbekannte Stromschlag durch meinen Körper schoss. Ich hasste es, dass ich in seiner Gegenwart so fühlte. "Ach, hast du nicht?!": sah ich ihn vorwurfsvoll an und musste mich augenblicklich zusammenreißen nicht wieder los zu weinen. Er sollte nicht sehen wie sehr er mich wieder verletzt hat. Wieso hatte ich auch erlaubt, dass er mich nach Hause brachte? "Nein, es tut mir leid. Ich weiß in deiner Gegenwart nicht wirklich was ich sagen soll, ohne wie ein kompletter Idiot dazustehen...": seine Stimme war leise. Traurig. Ich konnte in seinen Augen sehen, wie er sich fühlte. Das erste Mal seit langem. Ich zog erneut an meiner Zigarette und schwieg. Ich traute mich nicht Harry weiterhin anzusehen, weshalb ich auf seine Schuhe starrte. Braune Chelsea Boots. Sie standen ihm so gut. "Aber Zayn ist nur mitgekommen, weil ich Angst hatte dir alleine gegenüber zu treten. Es macht mir Angst und das ist neu für mich. Ich erwarte nicht, dass du das verstehst und ich weiß, dass es feige ist mich hinter Zayn zu verstecken, aber wir würden euch wirklich gerne nach Hause bringen.": erklärte er weiter, während ich weiter rauchte. Es schien beinahe so als hätten sich unsere Rollen vertauscht. Ich rauchend und schweigend, während er sich nervös und schüchtern rechtfertigte. Es wurde still. Ich hörte nur die fremden Menschen um uns herum, die ihre Gespräche entweder über ihre Weihnachtspläne schmiedeten oder überlegten was das neue Semester für die bringen würde. Ich stand einfach nur da, rauchte und starrte weiterhin auf Harrys Schuhe. Ich wusste, dass die anderen drei mich alle ansahen, ich konnte es spüren und ich überlegte. Ich versuchte meinen Kopf auszuschalten und meinem Bauchgefühl zu gehorchen, doch auch dieses schien nicht begeistert von dem Plan. Ich nahm meinen letzten Zug, schmiss die Zigarette weg und trat sie aus, ehe ich kurz Zayn und dann Harry ansah. "Nein, danke. Ich fahre lieber mit der Bahn. Wenn ihr mich jetzt entschuldigen würdet, ich muss los.": grinste ich sie ironisch und voller Wut an, ehe ich davon stapfte. Ich wartete auch nicht mehr auf Liam. Ich musste einfach weg von Harry. Tränen schossen mir in die Augen, die ich jedoch direkt weg wischte. Scharf atmete ich die kalte Luft ein. Irgendwas rief mir noch jemand hinterher, doch ich hörte nur das Rauschen in meine Ohren. Irgendwie fühlte es sich gut an, mal Nein gesagt zu haben. Ein Grinsen huschte mir über die Lippen.
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He calls me "Haz" - larrystylinson
Fanfiction"Nie hätte ich je gedacht noch einmal in diese Augen schauen zu dürfen. Es ist Schicksal, dass ich ihn wieder getroffen habe und dieses Mal werde ich ihn nicht gehen lassen." Fortsetzung zu "He calls me 'Lou'".