Unser Café

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-Louis' Sicht-

"Wieso hast du es mir nicht gesagt?... Mich vorgewarnt. Ich bin bei seinem Anblick fast gestorben.": trommelte ich mit meinen Fingern nervös gegen den großen Becker Kaffee in meiner Hand. Vielleicht hätte ich mir doch einen heiße Schokolade bestellen sollen, ich war für Kaffee viel zu aufgekratzt. Mein Herz raste immer noch bei dem Gedanken, dass Harry so nah war. Die ganze Zeit hatte ich ihn nicht gesehen. Über vier Jahre und dann dieser Zufall, der mir schon fast lächerlich erscheint. "Du hast doch darauf bestanden, dass ich dir verspreche bei unseren Treffen nicht über Harry zu reden. Daran habe ich mich immer gehalten.": zuckte der Schwarzhaarige gegenüber von mir lässig mit den Schultern. Er hatte ebenfalls einen Kaffee in den tätowierten Händen. Für einen Moment starrte ich auf das schwarze, warme Getränk, ehe ich wieder in Zayns Gesicht blickte. Ein sanftes und mitfühlendes Lächeln umspielte seine Lippen, während ich hören konnte wie eine Bedienung ein Glas oder etwas ähnliches Fallen ließ. Um diese Uhrzeit war hier in unserem Lieblingscafé viel los. Die Menschen kamen in ihrer Mittagspause hierher um kurz von der Arbeit abschalten zu können, weshalb sich nicht viele unterhielten. Die meisten ruhten sich aus. Zayn und ich trafen uns mindestens einmal die Woche an diesem Tisch um miteinander zu reden. Über alles, nur nicht über Harry. Das war meine Priorität, als wir uns dazu entschieden in Kontakt zu bleiben. Anscheinend hatte der Ältere mich damals schon so ins Herz geschlossen, dass er sich nach einem halben Jahr nach dem Brief per Anruf bei mir meldete. Er fragte genau nach so einem Treffen. Nur einen Kaffee trinken gehen und etwas reden, mehr wollte er nicht. Ich war ehrlich überrascht, als ich an diesem Tag den unbekannten Anruf entgegen nahm. Im positiven Sinne. Inzwischen waren Zayn und ich sowas wie enge Freunde geworden. Er besuchte mich sogar in Manchester und im Krankenhaus. Wir sprachen über alles, je nachdem was uns gerade bewegte. Nur eben nicht über den Lockenkopf. Demnach hatte ich keine Ahnung was der nun erwachsene Harry in seinem Leben trieb. Ich war neugierig, wusste zugleich aber auch, dass es nicht gut war darüber nachzudenken. Ich hatte ohne ihn weiter gemacht und so sollte es auch bleiben. "Aber über so etwas musst du mich doch vorwarnen, wenn ich zurück nach London komme.": nahm ich einen kleinen Schluck vom Getränk und sah traurig durch die Scheibe. Ich hatte so viel aus Harrys Leben verpasst. Keine Ahnung wie er heute war. "Hey, ich hatte ja keine Ahnung, dass du so oft in Pubs gehst. Außerdem hatte ich Angst vor deiner Reaktion, wenn ich seinen Namen nur einmal erwähnen würde. Ich wollte nicht, dass du zu viel über ihn nachdenkst. Schließlich war das die Abmachung. Du wolltest ohne ihn weiter machen, damit er es schafft.": lenkte Zayn mit seinen Worten meinen Blick wieder in seine Augen. Sie glitzerten, so wie sie es immer taten. Heute trug er im Gegensatz zu früher Bart, aber das stand ihm ausgesprochen gut. Wir waren alle erwachsener geworden, obwohl ich mich meiner Meinung nach, nicht viel verändert hatte. Nun war ich 22, Harry 24. Eine kurze Pause entstand, in denen Bilder von Früher vor mir auftauchen. Aus irgendeinem Grund dachte ich an den Tag meines Abschlusses. Ich wurde auf die Bühne gerufen und das Einzige an das ich denken konnte war der Lockenkopf. Beinahe hatte ich meinen Moment verpasst, hätte meine Mom mich nicht in die Seiten gepikst, damit ich aufstand. Meine Augen hatten die ganze Menschenmenge nach Harry abgesucht. Er war nicht da. "Hat er es geschafft, Zayn?": wisperte ich beinahe zu leise für den Schwarzhaarigen, der mich einen Moment lang ernst ansah. Dann lächelte er voller Stolz: "Ja, das hat er. Er nimmt keine Drogen mehr, trinkt nur gelegentlich mal ein Bier, aber das wars dann auch schon. Ich denke er hat Angst, dass er die Kontrolle verliert, wenn er zu viel trinkt. Es wundert mich sowieso, dass er ab und an nochmal mit Niall und mir ein Bier trinkt." Ich konnte in Zayns Gesicht förmlich die Freude sehen. Er war so stolz auf den Lockenkopf und ich war es auch. Es war eine riesen Erleichterung für mich das zu hören. Innerlich hatte ich es schon gewusst, aber es wirklich zu hören, war noch eine ganz andere Sache. Ich hatte mich nie getraut Zayn nach Harrys Zustand zu fragen. "Das ist schön.": lächelte ich breit, sah in meinen Kaffee und konnte durch den Lichteinfall ein Stück meines Gesichtes erkennen. Das Lächeln breit im Gesicht. "Er raucht aber noch, richtig?": sah ich zu Zayn hinauf, der leicht auflachte: "Natürlich tut er das noch." Ein Kribbeln machte sich unter meiner Haut breit, als ich daran dachte wie er dabei aussah. Ich wusste genau wie seine Lippen schmeckten, kurz nachdem er seine Zigaretten austrat. Ich leckte mir unbewusste über die Lippe, ehe ich einen erneuten Schluck nahm. Es war schön wieder über ihn reden zu können. Das hatte ich die ganzen letzten Jahre nicht. Nur in den dunkelsten Momenten, in denen ich betrunken mit mir selber sprach. In diesen Momenten erinnerte ich mich sogar ein kleines bisschen an ihn. Berauscht vom Alkohol und vollkommen einsam. "Seit wann trägt er die Haare kürzer?": lächelte ich den Schwarzhaarigen an und wollte ihn am liebsten alles auf einmal fragen. Wie ging es ihm nach dem Brief? Hat sein Entzug lange gedauert? Lacht er immer noch so schön? Hat er über mich gesprochen? Vermisst er mich? Wie ist er in erwachsen so? Ist er immer noch mein Harry? Oder hat er wieder jemanden? Es war wie ein Knoten, der in mit platzte. Die angestauten Emotionen, über die ich nie gesprochen habe. Nur Quentin hatte ich einmal im Rausch davon erzählt, dass es mal einen atemberaubend schönen Mann in meinem Leben gab, den ich verlassen musste. Liam hatte mich ständig aufgefordert mit ihm zu reden, woraufhin ich immer das Thema wechselte. Dennoch war er für mich da, immer. "Seit etwa einem halben Jahr, glaube ich. Vorher hatte er Haar bis zu seinen Schultern. Sah auch gut aus.": konnte auch Zayn das Grinsen nicht verstecken. Auch er war froh endlich mit mir über Harry sprechen zu können. Ich stellte es mir vor. Harry mit langen Haaren. "Du hättest es bestimmt gemocht.": fügte der Schwarzhaarige noch hinzu und legte beide Hände um den warmen Becher, um noch einen großen Schluck zu nehmen. Als er mich wieder ansah, erstarrte er kurz: "Alles okay, Louis?" Ich schniefte leicht und wischte die Tränen mit dem Ärmel meines Pullovers weg. Ich konnte einfach nicht anders. Die Tränen kamen von selbst, was mir etwas unangenehm war. Hier mitten im Café wollte ich nicht weinen. "Geht schon.": log ich, während die Tränen weiterliefen. Sie tropften leise auf mein Oberteil. "Ich wollte dich nicht zum weinen bringen, Mate.": sah Zayn mich bedauernd an und strich sich durch die vollen schwarzen Haare. Er trug sie seit einiger Zeit etwas länger, was wirklich gut aussah. Er versuchte sich momentan als Model, wobei er nebenbei hier im Café arbeitete. Ein, zwei Aufträge hatte er schon, doch zum Durchbruch reichte das noch nicht ganz. Doch in dem Moment konnte ich mich auch damit nicht ablenken. Der Gedanke an Harry und das Gefühl ihn im Stich gelassen zu haben, holte mich wieder ein. Gerade nach meinem Abschluss trug ich dieses Gefühl mit mir herum. Es saß mir im Nacken, hielt mich nachts wach und ließ mich immer leiser werden. Ich wusste bis heute nicht, ob es die richtige Entscheidung gewesen ist, ihn mit all seinen Problemen alleine zu lassen. Damit war ich nur ein Problem mehr für ihn geworden und ich wollte gar nicht wissen, wie es sich für ihn angefühlt haben muss, als er den Brief ließ. Erst habe ich ihn ein Stück aus seinem dunklen Loch geholt, nur um ihn dann wieder rein zu schupsen. Ich war ein schrecklicher Mensch. "Es liegt nicht an dir.": schluchzte ich, nahm mir ein Taschentuch aus meinem Rucksack und schnaubte mir die Nase. Einige Blicke von den anderen Tischen neben uns wanderten bereits zu uns herüber. Ich riss mich zusammen. Das hatte ich bis jetzt doch auch geschafft. "Ich weiß, dass das mit Harry wirklich überraschend kam, aber vielleicht war das ja Schicksal. Und falls es dich beruhigt... Harry hat kein Wort über dich erwähnt, das heißt, dass er dich nicht gesehen hat. Er weiß nicht, dass du wieder in der Stadt bist. Ich werde es ihm auch nicht sagen.": lächelte Zayn wieder sein sanftes Lächeln, wobei mich seine Worte etwas beruhigten. Doch war es das, was ich wollte? Das Harry nicht von mir wusste? Er dachte wahrscheinlich eh nicht mehr an mich. Oder vielleicht doch? Tausend Fragen schossen mir durch den Kopf, doch keine einzige Antwort. Mein Blick wanderte auf mein Handy, welches auf dem Tisch lag und aufleuchtete. Eine Nachricht von Liam: "Wo bist du?" Mein Blick schnellte auf die Uhrzeit. Ich zuckte zusammen. "Es tut mir leid, Zayn, aber ich bin schon viel zu spät dran. Ich hab Liam versprochen noch seine Facharbeit zu lesen, die er morgen abgeben muss. Nächste Woche wieder? Gleiche Zeit?": schob ich meine Stuhl zurück, wischte mir noch einmal über das Gesicht und legte etwas Geld für den Kaffee auf den Tisch. "Ich lade dich ein.": fügte ich hinzu und zog mir meine Jacke an. "Alles klar, danke. Melde dich einfach, wenn du jemanden zum reden brauchst. Grüß Liam.": lächelte er mich zum Abschied an, ehe ich mich zwischen den Tischen zum Ausgang schlängelte. 

Mit Kopfhörer in den Ohren und Musik von The Fray, schrieb ich Liam, dass ich in 20 Minuten da sein würde. Er würde es verstehen. Inzwischen verstand er sich mit Zayn sogar ganz gut. Es hatte ihn wohl beeindruckt, dass der Schwarzhaarige sich um mich sorgte. Meine Füße brachten mich zum Bus, in die Linie die mich zu Liams Wohnung brachte. Ich ergatterte gerade noch so einen Fensterplatz, ehe sich eine ältere Dame neben mich setzte, die ich freundlich anlächelte. Sie grinste zufrieden zurück. Doch meine Gedanken wanderten zu den Erinnerungen des Konzerte, wofür Harry mir die Tickets geschenkt hatte. Liam hatte mich gezwungen mit ihm hinzugehen, damit ich es später nicht bereute und es war wirklich toll. Ich sang jedes Wort mit und sang für Harry. Leise, aber ich sang. Das war das erste Mal, als Liam zu mir sagte, dass meine Stimme wirklich potential hatte. Ein riesen Kompliment für mich. Doch ich sang nur für Harry, auch wenn er mich nicht hörte. Während ich heute die Straßen Londons aus der Scheibe beobachtete, sah ich die vielen Menschen auf den Straßen. Alle unterschiedlich, aber alle so gestresst. Wie hoch war da die Chance, dass ich Harry wieder traf? Wollte ich ihn eigentlich wieder sehen? Ich fand keine Antwort.

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1801 words.

Hello, wie gefällt es euch bis jetzt? Ich hoffe ihr mögt es so sehr wie ich. All the love, W.

He calls me "Haz" - larrystylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt