the last day of the year

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-Louis' Sicht-

Es kam selten vor, dass ich Harry so früh morgens schon so konzentriert bei etwas beobachten konnte. Während ich meinen Kopf locker in meine Hand stützte und zu ihm nach links sah, starrte der Lockenkopf mit krauser Stirn auf seinen karierten Block. Das Ende des Kugelschreibers hatte er seit etwa einer halben Minute nicht mehr aus dem Mund genommen, weshalb ich schmunzelte. Ich konnte seine Gedanken bis zu meinem Platz neben ihm hören, während ich immer wieder in das Lösungsbuch vor mir linste. Nicht einmal ließ Harry sich dazu verführen mit einem Blick die Lösung abzulesen, denn er wusste, dass es nichts bringen würde. Er musste die Matheaufgaben verstehen, um sie schriftlich Stück für Stück lösen zu können. Die Aufgabenstellung ließ darauf schließen, dass der Rechenvorgang genaustens dokumentiert sein soll. Ruckartig zog der Grünäugige den Kugelschreiber zwischen seinen Zähnen hervor, ließ ihn dann auf das Blatt Papier prallen und begann die gesamte Gleichung in einem Zuge zu lösen. Es schien wie ein Geistesblitz, der ihn die vielen Zahlen herunter schreiben ließ, als hätte er noch nie Probleme mit Mathematik gehabt. "X ist 2,15... Richtig?": murmelte er immer noch gedankenversunken, während ich zum widerholten Male in das Buch vor mir sah und breit grinste: "Richtig.".  Sein Gesicht hellte auf, während er mich ansah und den Stift auf den Tisch legte. "Gucke, ich sag doch, dass du das kannst.": zwinkerte ich ihm neckisch zu und klappte das schmale Buch zusammen, dass mir meine Arbeit wirklich erleichterte. So musste ich nicht alles genaustens nachrechnen, sondern nur abgleichen. Denn ich hatte wirklich keine Lust um halb neun Uhr morgens an Silvester die Gleichungen zu lösen, die Harry von der Schule zum üben bekommen hatte. Seit er seinen Abschluss nachholte verging beinahe kein Tag an dem er sich nicht wenigstens eine Stunde an irgendwelche Übungen oder Hausaufgaben setzte. Es war beeindruckend. Selbst heute am letzten Tag des Jahres hatte er keine Ausnahme gemacht und ich hatte es nicht über das Herz gebracht ihm nicht zu helfen. Nicht, wenn ein Harry Styles neben einem halbnackt im Bett lag und mit schelmischen Grinsen ansah. Er hatte irgendwas von "Danach bekommst du sicher auch eine Belohnung." zu mir geraunt, wobei mein Blick wie immer nur auf seinem trainierten Oberkörper hing. Ich atmete durch und verdrängte den Gedanken an die letzte gemeinsame Dusche, bei der er mich so gut fühlen lassen hat. "Hörst du mir eigentlich zu?": rissen mich die amüsierten Worte des Lockenkopfs aus meinen Gedanken und verwirrt sah ich ihn an. Kopfschüttelnd sah ich ertappt in seine wunderschönen Augen, die mich wissend musterten. "Möchte ich wissen, an was du gerade gedacht hast?": wackelte Harry frech mit den Augenbrauen, drehte seinen gesamten Körper zu mir und begann mir sanft mit seinen großen Händen die Oberschenkel gefährlich langsam auf- und abzufahren. Scharf zog ich die Luft ein, sah einen Moment lang auf seine mit Ringen bestückten Hände und wog ab, ob ich mir meine "Belohnung" nicht jetzt schon abholen sollte. Doch wir waren noch nicht fertig mit lernen, weshalb ich mich versuchte zusammenzureißen, kurz die Augen schloss und ihn dann angrinste: "Mir ist nur gerade eingefallen, dass du die Aufgabe ja auch mit dem Taschenrechner lösen können musst.": zwinkerte ich frech, obwohl er wusste, dass es nur eine schlechte Ausrede war. Flink zog ich meine Beine weg, schwang mich von dem Stuhl und ließ meinen Blick durch das Wohnzimmer gleiten. Seit Weihnachten hatte ich jeden Tag hier mit ihm verbracht. Es lief gut zwischen uns und das genoss ich. Zudem konnte ich so meinen neuen Schlüssel benutzen, wenn ich kam und ging, was nur selten der Fall war. "Mit Taschenrechner? Und das sagst du mir nachdem ich den ganzen Kram ohne berechnet habe?...": verdrehte er genervt die Augen und sah mich enttäuscht an. Die Enttäuschung galt nicht der Matheaufgabe, sondern meinem Abblocken. Er hatte wohl ebenfalls das Bedürfnis die heiße Dusche zu wiederholen. Ich schluckte kaum merklich, als ich zu spüren begann wie mein Blut langsam in meine Körpermitte strömte. Nein, ich würde nicht schwach werden, versuchte ich mir gedanklich gut zuzureden, während etwas in mir lachte. Als könnte man bei Harry stark bleiben. Er war mit seinen Berührungen, Küssen und seinem perfekten Körper zum niederknien. Doch vor allem mit seinen Blicken. Wenn er mich wollte, sah er mich mit einem Blick an, der mit nichts auf dieser Welt vergleichbar war. Dann gab es kein Zurück mehr. Keine Chance ihm zu widerstehen. Das wusste er und genau aus diesem Grund sah ich ihn nicht an. Er wollte schließlich lernen, nicht ich. "Ja, du musst beides können. Schließlich wird es nächsten Monat bei den Klausuren auch einen Teil geben, in dem dein Taschenrechner als Hilfsmittel nicht erlaubt ist.": erläuterte ich trocken und atmete langsam ein und aus. Meine Hose wurde bereits bei dem Gedanken an Harrys Händen auf meinem Körper enger. Ich fuhr fort: "Also, wo hast du deinen Taschenrechner?". Nervös strich ich mir durch die Haare, ließ mein Blick durch die große Fensterfront über das bedeckte London gleiten und sah dann abwartend zu dem Lockenkopf. "Schreibtisch. Zweite Schublade.": murmelte er und war bereits wieder mit seinem Blick im Mathebuch versunken. Ich lächelte. Es stand ihm, wenn er so konzentriert war. 

He calls me "Haz" - larrystylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt