das Kribbeln unter der Haut

454 27 6
                                    

-Louis' Sicht-

Ich zog mir meine Kapuze tiefer ins Gesicht. Ich hatte vor lauter Aufregung doch tatsächlich den Regenschirm vergessen. In einem Moment hatte ich noch überlegt wieder aus de Straßenbahn zu steigen um mir einen zu holen, doch da war ich bereits schon so nass geworden, dass es sich nicht mehr lohnte noch zurück zu gehen. Ich wollte nicht noch länger brauchen, als ohnehin schon. Die Entscheidung was ich anziehen sollte schien mir nach dem Telefonat mit Harry beinahe unmöglich. Ich entschied mich letztendlich für ein weißes Hemd, welches ich bis oben zu knöpfte, meine große dunkelgrüne Lederjacke, schwarze Jeans und die weißen Sneaker von Harry. Halbwegs zufrieden war ich dann nach einem halben Brot, welches ich in mich hinein zwang, nach draußen gestürmt. Das war meine erste und wohl auch letzte Mahlzeit an diesem Tag. Mein Magen grummelte auf, als ich in der ziemlich leeren Straßenbahn saß. Es war nicht weit bis zum Pub, aber laufen würde mir zu lange dauern und ohne Regenschirm würde das Ganze sowieso keinen Sinn machen. Ich wischte die Kapuze von meinem Kopf und richtete noch einmal meine Haare im Spiegelbild der Fensterscheibe. Genervt atmete ich aus. Ich sah nicht gut genug aus. Neben Harry musste ich immer noch wie der Junge von damals wirken. Er war, wenn ich mich nicht irrte, sogar noch ein Stück gewachsen. Oder es kam mir nur so vor, weil er trainiert hatte? Mit seinen vielen Tattoos und des kurzen Haaren sah er so unglaublich männlich aus, dass ich nur bei dem Gedanken daran schmachten konnte. Ich versuchte mein sich beschleunigenden Herzschlag zu ignorieren, doch auch mein Bein wippte wieder immer doller, umso näher ich dem Lockenkopf kam. Ich merkte die Übelkeit wieder in mir aufsteigen. Wahrscheinlich wäre es doch besser gewesen zu Hause zu bleiben. Ich hatte das Gefühl, dass mein Kater mich wieder einholte.

Ich blieb unten im ersten Rahmen der Bar stehen. Von hier aus konnte ich Harry bereits bei der Arbeit beobachten. Er mixte gerade irgendeinen Cocktail, den ich nicht kannte und unterhielt sich nebenbei mit Miley. Sie lachte ihn an, ein Funkeln in den Augen. Bestimmt hatte der Lockenkopf gerade einen Witz gemacht. Ich lächelte, weil er so schön zu beobachten war. Der Geruch von Alkohol und Zigaretten war bereits so vertraut, dass es für mich ganz normal war. Es störte mich nicht mehr so wie bei den ersten Malen, wo ich mit den anderen Jungs hier war. Kurz wünschte ich mir Liam an meine Seite, damit er mich seelisch unterstützen könnte. Ich hatte ihn vorhin noch kurz angerufen, um Bescheid zu geben, dass mit mir alles okay war. Er hatte sich nach Zayns Anruf bei ihm ebenfalls Sorgen um mich gemacht. Ich hasste das Gefühl von Nervosität, obwohl Harry ebenfalls ein Glücksgefühl bei mir auslöste. Ich freute mich auf ihn. "Willst du da noch länger stehen bleiben, um mich zu beobachten?": riss Harrys Stimme mich aus meiner Trance und ließ mich leicht zusammen zucken. Der Ältere sah mich nicht einmal an, er beschäftigte sich weiter mit dem Glas, in welchem der Cocktail wartete um verziert zu werden. Dann hob er den Kopf und grinste mich frech an. Dieses Grinsen brachte mich beinahe zum schmelzen. Er war so schön. "Ich.. ähm.. tut mir leid.": war das Einzige was ich über die Lippen brachte, während meine Wangen wie früher rot anliefen. Es war mir unangenehm, dass er es bemerkt hatte. Langsam setzte ich einen Fuß vor den anderen und setzte mich auf einen der hohen Barhocker, direkt vor Harry. Er grinste mich weiterhin an und musterte mich. "Du bist nass geworden.": stellte er trocken fest und grinste weiter. Ein Mundwinkel von ihm schob sich dabei bereits schon nach unten. Ich konnte nicht anders als mit zu grinsen. Ich saß wirklich wieder bei ihm. "Ja, ich hab natürlich meinen Regenschirm vergessen.": presste ich die Lippen zusammen und strich mir meine Lederjacke ab. Harry beobachtete jeden Zentimeter meines Körpers dabei, weshalb mein Herz wieder einen Sprung machte. War das nicht ungesund, wenn mich der Lockenkopf ständig so aus der Fassung brachte? "Ich wette, weil du so aufgeregt warst unseren hübschen Barkeeper widerzusehen, oder?": klinkte sich nun auch Miley ein und kam einen Schritt näher. Sie lehnte leicht mit ihren Unterarmen auf der Bar und wackelte mit ihren Augenbrauen, als sie mich ansah. "Hi Louis.": schob sie noch schnell hinterher. Meine Wangen brennten und hörten gar nicht mehr auf. Ertappt sah ich auf meine Hände und spielte nervös mit meinen Fingern. Genauso wie früher. Jegliches Selbstbewusstsein hatte ich wieder verloren. Dabei hatte ich in den letzten Jahren doch so sehr an mir gearbeitet. "Ihr seid so süß, wisst ihr das eigentlich?": spürte ich nun Mileys Hand auf meiner linken Schulter und sah sie mit einem mahnenden Blick an. Wehe, sie würde sich verplappern und Harry erzählen, wie oft ich doch am letzten Tisch in der Ecke gesessen hatte, um ihn zu beobachten. Doch das tat sie glücklicherweise nicht. Keiner antwortete darauf etwas, weder Harry noch ich. "Keine Sorge Louis. Harry ging es nicht anders. Er hat extra das schwarze Hemd mit dem Logo der Bar angezogen, als er wusste, dass du kommst. Das einfache Shirt reichte ihm wohl nicht.": lachte Miley leicht amüsiert auf und hinterließ eine kalte Stelle an meiner Schulter, als sie ihre Hand zurück nahm. Mein Blick glitt zum Lockenkopf, der Miley mit einem mahnenden Blick ansah. Es war ihm deutlich anzusehen, dass es ihm unangenehm war. Nervös fuhr er sich durch die Haare, sah mich nur etwa eine Millisekunde an und senkte dann den Kopf, um irgendwelche Gläser ab zu spülen. "Tisch fünf wartet schon auf seine Getränke.": murmelte Harry, sah Miley noch einmal böse auf, woraufhin er nur ein: "Ja, ja Harry... Lenk nur ab." zurück bekam. Dann nahm sie das Tablett und verschwand. Sie hatte deutlich ihren Spaß mit uns. Nervös wippte mein Bein auf und ab, während ich meine Hände ineinander faltete und auf den Tresen legte. Außer mir saß nur zwei Männer an der Bar. Beide schon weit über vierzig. Vielleicht lag ihr zerknittertes Gesicht aber auch nur am Alkohol und den Zigaretten. Kurz fragte ich mich, wie Harry in dem Alter wohl aussehen musste. Bestimmt immer noch atemberaubend schön. "Also du warst nervös wegen unseres Treffen?": fragte der Lockenkopf im schwarzen Hemd vorsichtig. Ich schluckte und sah ihn an. Jedes Mal wenn sich unsere Blicke trafen, spürte ich das altbekannte Kribbeln unter meiner Haut. Ich lächelte leicht: "Was denkst du denn? Das musst du doch noch von mir kennen. Wann bin ich mal nicht nervös?" Ich versuchte die Stimmung zwischen uns etwas zu lockern. Es gelang mir. Harry lachte leicht auf. "Ja, ich erinnere mich. Gab kaum ein Moment, in dem du es nicht warst.": hatte er ein Glas in der linken Hand und trocknete es mit dem Handtuch in seiner rechten ab. Die Bewegungen waren geübt, er sah nicht einmal hin. Sein Blick klebte an mir. Meine Übelkeit verflog. "Stimmt. Doch du warst auch nervös? Das ist neu...": runzelte ich leicht die Stirn, konnte das Grinsen aber nicht mehr aus meinem Gesicht bekommen. Mein Beinwippen wurde etwas langsamer. "Wenn ich ganz ehrlich bin, bin ich es immer noch. Es ist komisch, dass du hier wirklich vor mir sitzt.": antwortete er vorsichtig und sah plötzlich doch wieder auf seine ringbesetzten Hände, die das nächste Glas nahmen, um es abzutrocknen. Sein Lächeln verschwand. Er war wirklich vollkommen ehrlich mit mir. Etwas, was mich wirklich beeindruckte, aber auch überraschte. Es musste ihm schwer fallen, das zuzugeben. "Geht mir doch nicht anders, Harry.": schenkte ich ihn ein aufmunterndes Lächeln, als er mich wieder ansah. Es war nun einmal komisch. Die ganze Situation. Doch ich wollte nicht mehr vor ihm weg laufen. 

He calls me "Haz" - larrystylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt