Kapitel 20

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Ich schreckte hoch, als ich merkte, dass irgendjemand in unser Zimmer kam. Als ich die Augen öffnete erblickte ich im schwachen Dämmerlicht Lily. Nachdem keine Träne mehr gekommen war hatte ich versucht meine Gedanken zu ordnen und gehofft ich würde darüber einschlafen. Schlaf lässt einen kurzzeitig vergessen.

>>Hey Zoe, sorry ich wollte dich nicht wecken, aber die anderen machen sich schon Sorgen und mir sind die Ausreden ausgegangen. Gleich werde ich zurück gehen und ihnen sagen, dass dir übel ist in Ordnung?<< sagte sie und kniete sich neben mein Bett.

>>Danke<< erwiderte ich, wirklich dankbar jemanden wie Lily zu haben.

>>Wie es dir geht muss ich wohl gar nicht fragen hm? Verdammt, wie kann sie dir nur so etwas antun?<< fluchte Lily.

Ich sprach das aus, was mir schon die ganze Zeit im Kopf herumschwirrte, >>Ich glaub es war auch irgendwo naiv von mir zu glauben, ich würde ihr reichen. Ich schätze sie brauchte einfach ihren Spaß.<<

>>Ziemlich riskant nur um Spaß zu haben, findest du nicht?<< hakte Lily nach.

>>Das macht doch den Spaß aus, oder? So ein bisschen Nervenkitzel?<< ich zuckte mir den Schultern, >>Nur gut, dass ich Morgen...-<< ich griff nach meinem Handy, das neben mir ruhte und schaute nach der Uhrzeit >>... besser gesagt heute, in wenigen Stunden, im schönen, sechs Stunden entfernten London sein werde. Ich, ich...<< den letzten Satz bekam ich nicht mehr heraus, erneute Tränen kamen mir zuvor. Darauf hin richtete ich mich auf und griff nach den Taschentüchern auf meinem Nachttisch.

>>A-ach sch-scheiße<< fluchte ich schluchzend.

Ein weiteres, zerknülltes Tuch landete neben mir auf dem Boden.

>>Hey, komm her, ich bin für dich da<< Lily zog mich in eine Umarmung. >>Du brauchst jetzt erst einmal Zeit.<< ihre Hand fuhr meinen Rücken auf und ab.

>>Zeit wofür? Um Jenny zu vergessen?<< fragte ich.

Nein, vergessen wollte und konnte ich sie nicht, zumindest nicht jetzt, gerade einmal eine Stunde, nachdem ich das Bild gesehen hatte. Aber klar, es lief viel zu gut und glatt, fast ohne Probleme, als das es hätte so bleiben können. Die erste Begegnung, anschließend eine Führung durch die Schule, ein Treffen in Café und letztlich der Kuss auf dem Klassenausflug. Vorhersehbar, dass das so kommen musste. Die Blase in der ich bis vorhin noch geschwebt hatte war geplatzt. Die rosarote Brille, ersetzt durch einfach Glas und die Realität traf mich nun unvermittelt.

>>Das wird sich zeigen Zoe, aber nicht mehr heute Nacht<< antwortete mir Lily und klang dabei philosophisch weise, was mich zu einem elenden glucksenden Schluchzen brachte.

Lily stand auf und stellte selbst fest, dass es schon recht spät war.

>>Soll ich einfach bei dir bleiben? Du brauchst mich grad mehr als Cody und der Rest.<< fragend schaute sie mir in die Augen.

Ich wusste es selbst nicht. Wollte ich reden? Wollte ich schweigen oder gar schreien? Wollte ich mich ablenken oder noch die ganze Nacht das Foto anstarren? Aber was ich sicher nicht wollte war Lily von dem abzuhalten, was ihr Freude bereitete.

>>Schon gut, ich komm allein zurecht. Ich glaube die Stille tut mir ganz gut.<<

>>Okay, dann gib mir bitte dein Handy.<< fordernd hielt sie mir ihre offene Handfläche entgegen.

Kraftlos jetzt mir ihr zu diskutieren, verzichtete ich auf jeglichen Widerstand und reichte es ihr. Wahrscheinlich war es sogar besser mir die Waffe, die mich nur selbst verletzte, aus der Hand zu nehmen.

Thoughts - Wenn die Liebe anders denkt (gxt) (GirlxTeacher)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt