Kapitel 24

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Mein Finger drückte den Klingelknopf zu dem Apartment unserer Nachbar herunter. Noch gestern Abend, nachdem Nat und seine Eltern weg waren hatte ich Mino angerufen, ihm von dem durchaus unterhaltsamen Abend erzählt und ihm dann von meinem kurzfristig erweiterten Plan für den heutigen Abend erzählt. Er hatte nichts dagegen, dass Nat uns begleitete und freute sich gleichzeitig Yuna mitnehmen zu können. Ich war aufgeregt die fast Freundin und noch dazu erste Beziehung meines besten Freundes kennenzulernen. Nat öffnete die Türe.

>>Hey, sorry ich hab ein wenig die Zeit vercheckt, gib mir eine Minute und ich bin bei dir.<< kaum hatte er dies ausgesprochen verschwand er wieder in dem Apartment und es dauerte solide fünf Minuten, bis er wieder vor mir stand.

>>Das war eine Minute ja?<< provokant hob ich meine Augenbrauen.

>>Nach meiner Zeitrechnung schon.<< erwiderte er. >>Bist du soweit? Können wir endlich los?<< fügte er hinzu, woraufhin wir beide lachen mussten.

Wir liefen die vielen Stunfen nach unten, verließen das Gebäude und beschlossen dann einstimmig die U-Bahn zu nehmen statt zu laufen, da es zu regnen begonnen hatte. Die letzten Meter rannten wir zum Eingang der unterirdischen Station und spurteten die Treppe hinab. In der Bahn selbst war es recht leer, was es uns vereinfachte Sitzplätze zu finden. Durch die Nässe quietschte der Boden unter unseren Füßen. Wir setzten uns gegenüber eines jungen Pärchens auf zwei Plätze, die ihre besten Jahre schon hinter sich hatten.

>>Ich wünschte gerade Mino würde ein paar Stationen weiter wohnen, ich hab keine Lust jetzt wieder in den Regen hinaus zu müssen.<< jammerte ich.

Nat nickte nur zustimmend. Die Bahn hielt und die freundliche weibliche Stimme verkündete "Leicester Square" und wies wie immer darauf hin doch bitte die Lücke zwischen Zug und Bahnsteig zu beachten. Wir verließen die Bahn, und stiegen nach oben ans Tageslicht, oder besser gesagt zur abendlichen Dunkelheit. Ich ging vor und erkannte schon von weitem, dass Mino und Yuna, ja das musste sie sein, unter der kleinen Überdachung vor dem Wohnhaus warteten. Mino winkte uns herbei.

>>Hey, lang nicht gesehn<< sagte er und gab mir eine feste, aber lange nicht so innige Umarmung, wie dann wenn wir alleine waren. >>Darf ich vorstellen: Das ist Yuna, meine Freundin!<< er warf mir einen vielsagenden Blick zu und ich wusste, dass sie es nun endlich ausgesprochen hatten. >>Und Yuna, das sind Zoe, von ihr hab ich ja schon erzählt, und wie ich hörte ihr neuer Nachbar Jonathan?<<

Nat bejahte dies. Yuna gab Nat und mir nacheinander die Hand. Ich schmunzelte.

>>Schön, dass ich jetzt auch mal Minos Freunde kennenlerne, bisher war es eigenlich immer umgekehrt.<< sie nahm seine Hand und verschränkte ihre Finger mit seinen.

>>Danke, dass ich heute einfach so dabei sein darf!<< fügte Nat hinzu.

Dann gingen wir los und schlenderten durch die beleuchteten Straßen der niemals ruhigen Stadt. Jeder redete mal mit jedem, ständig änderte sich so unsere Gespräche und das machte echt Spaß. So erfuhr ich viel über Yuna. Sie plante irgendwann das Restaurant ihrer Eltern zu übernehmen. Das hatte mich wirklich positiv überrascht, da ich sie fälschlicher weise in Gedanken zu irgendeinem Bürojob geordnet hatte.

>>Mein Vater bringt mir gerade alles bei was ein Koch und Geschäftsführer können muss und sobald ich mit der Schule fertig bin werde ich eine richtige Ausbildung anfangen.<< während sie mir von ihrem Vorhaben berichtete wirklich sie glücklich und aufgeregt, was mich wirklich beeindruckte.

Wie mein Vater schließlich schon richtig festgestellt hatte, war mir noch nicht klar, was ich später mal mit meinem Leben anfangen würde. Ich hatte viele Interessen, aber gleichzeitig die Sorge meinen erlernten Beruf irgendwann nach dreißig Jahren leid zu sein. Menschen die ein klares Ziel verfolgten und darauf hinarbeiteten empfand ich als Vorbild. Schon oft hatte ich mit Charles über dieses Problem der Berufswahl geredet. Jetzt hallten in meinem Kopf seine Worte "Irgendwann wirst auch du deine Leidenschaft entdecken", die er stets mit seiner tiefen Stimme an mich richtete. Yuna war sehr offen und direkt und ihre Art bewegte mich dazu Sachen von mir zu erzählen und preiszugeben, die ich sonst garantiert nicht nach ein paar Minuten erzählt hätte.

Thoughts - Wenn die Liebe anders denkt (gxt) (GirlxTeacher)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt