Kapitel 14

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Auch in Bristol piepte der Wecker nicht weniger penetrant als im Internat. Überraschung.
Nach und nach quälten wir uns aus unseren Betten. Zum Glück hatte Charles nicht an Hotelkosten gespart und wir hatten Dusche und Waschbecken in einem getrennten Raum von der Toilette und einem weiteren Waschbecken. Dadurch war es uns möglich uns um ein Vielfaches schneller fertig zu machen als sonst. Zwanzig Minuten später, für uns eine absolute Rekordzeit, waren wir alle drei bereit um nach unten zum Frühstück zu gehen. Wie immer bekam ich mit dem Zimmerschlüssel auch sämtliche Verantwortung zugeschoben und so schloss ich hinter uns ab.

>>Eigentlich hab ich gar keine Hunger. Meine Tage machen mir ziemlich zu schaffen.<< jammerte Lily.

>>Ach Lily<< ich legte einen Arm um sie, während wir den langen, mit Teppich ausgelegten Gang entlangschlenderten. >>Du hast auch immer ein anderes Problem oder<< ich lachte und Lily schaute mich gespielt motzig an.

Dann erreichten wir den Eingang zum Speisesaal. Melissa an unser Spitze öffnete die Tür und gab den Blick ins innere frei. Meine Augen glitten das riesige Buffet entlang. Über pink glasierte Donuts, gekochte Eier, Brötchen, Müslis, Jenny, jede Menge Aufschnitt, Bacon, Würstchen, Bohnen, Rührei und Moment... sofort wieder zurück zu Jenny, die natürlich nicht Bestandteil des Buffets war, sondern mit allen anderen bereits an einem langen Tisch platzgenommen hatte. Wie es schien waren wir definitiv die letzten und alle müden Augen richteten sich auf uns.
Melissa ging wieder vor und steuerte einen der vier freien Plätze rechts neben Jenny an. Unglücklicherweise hatte sie genau den direkt neben Jenny im Visier und zog den Stuhl an der Lehne zurück um sich zu setzen.

>>Stopp mal.<< bremste Lily sie und Melissa und Ich sahen sie verwirrt an.

>>Ich hab heute meinen autistisch veranlagten Tag.<< fuhr sie fort.

>>Und das heißt was? Dass wir im Stehen frühstücken sollen?<< fragte ich.

>>Das nicht, aber ich möchte in der Mitte sitzen, rechts neben mir soll Melissa sitzen und du Zoe bitte zu meiner Linken, genau wie auch unsere Betten stehen.<< wies Lily uns an und ich verstand ihren Hintergedanken und liebte sie dafür.

>>Das heißt ich darf mich jetzt nicht neben Miss Blake setzen?<< fragte Melissa, eine Spur verzweifelt über Lilys Logik des Tages.

>>Schlau erkannt Sherlock!<< entgegnete Lily nur und setzte sich.

Ich nahm langsam und vielleicht auch ein wenig beschämt, dass Jenny unser ganzen Konversation gefolgt hatte neben ihr Platz. Wenn sie nicht Lilys offensichtliche Aktion durchschaut hatte, dann wusste ich auch nichtmehr...

>>Tee?<< fragte Jenny mich sanft.

>>Ehm, oh ja gerne, welche Sorte ist das?<<

Jenny blickte in ihre eigene Tasse, nahm dann einen Schluck und machte ein kennerisches, abwägendes Gesicht.

>>Eine Mischung aus allem was sie da hatten schätze ich.<< kritisch betrachtete sie den Inhalt ihrer Tasse.

Ich kicherte über ihre Bemerkung und mit einem entschlossenen >>nehme ich<< schob ich ihr meine leere Tasse zu.

>>Was steht denn heute an?<< fragte ich an meiner Tasse nippend.

>>Das verkünden wir gleich, Zoe<< sagte sie und grinste dabei, als handele es sich um ein Staatsgeheimnis.

>>Na, dann hole ich mir jetzt erstmal etwas zu Essen<<

Ich stand auf, um mir den Teller mit all dem vollzuschlagen, was lecker aussah. Also praktisch mit allem. Als ich kurze Zeit meinen beladene Teller an meinem Platz abstellte, unterhielt sich Jenny angeregt mit Miss Roberts zu ihrer Linken. Ich drehte mich zu Lily, die sich allerdings mit Melissa unterhielt. Also fasste ich den Entschluss mich nun voll und ganz auf mein Frühstück zu konzentrieren, stocherte aber eher missmutig darin herum, bis Jenny unerwartet meinen Arm festhielt.

Thoughts - Wenn die Liebe anders denkt (gxt) (GirlxTeacher)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt