Die Tage vergingen. Nat, Jenny und ich verbrachten die meiste Zeit zusammen und erkundeten London, insbesondere dessen Essensspezialitäten. Prioritäten mussten schließlich gesetzt werden. Auch Charles behandelte mich so wie immer und ich verlor eine Runde Schach nach der nächsten gegen ihn. So auch am letzten Ferien- und gleichzeitigem Abreisetag.
>>Unnnd, Schachmatt junge Dame.<< trällerte er gut gelaunt.
Seit ein paar Tagen, war auch seine Laune auf einem, mir bis dato unbekannten Level angelangt. Ich freute mich für ihn und auch für Jenny und mich, denn mit zunehmender Laune, sank Charles Misstrauen beziehungsweise sein Hang dazu alles möglich zu hinterfragen.
Ich verdrehte die Augen und ließ mich verzweifelt in den Stuhl sinken. Mit den Jahren war ich zwar allmählich immer besser geworden, jedoch kam ich an die Künste meines Onkels nicht heran.>>Deinen Blick für diese taktisch klugen Spielzüge hätte ich gerne<< seufzte ich.
>>Irgendwann schlägst du mich, da bin ich mir sicher. Außerdem gibt's doch dieses Sprichwort: Pech im Spiel Glück in der Liebe. Das kannst du in deinem Alter glaube ich besser gebrauchen als ich.<< Charles lachte.
Liebe. Augenblicklich musste ich an Jenny denken. Liebe. Wir hatten es noch nicht ausgesprochen, keiner von uns, also nicht so explizit, nicht die bekannten ach so magischen drei Worte. Und doch fand ich reichte eigentlich dieser eine Begriff. Liebe.
>>Na, ich bin der Meinung du solltest auch mal langsam jemanden finden. Ich kenne dich ja nur als Weltmeister der Singles. Erzähl doch mal, wie es in deiner Jugend so ausgesehen hat.<< forderte ich ihn auf mir etwas zu erzählen.
Wenn ich so darüber nachdachte wurde mir bewusst eigentlich nicht viel über Charles zu wissen. Zumindest nicht wirklich etwas über die Zeit, bevor ich aktiv denken und sprechen konnte. Charles winkte mit einer lässigen Handbewegung ab.
>>Zum einen ist das schon so lange her, ich kann mich kaum noch erinnern und zum anderen gibt es nichts interessantes zu erzählen. Mal hier was, mal dort was.<< rechtfertigte er seine Geste.
Ich wollte erneut ansetzen da stand er auf.
>>Ich gehe mal packen, räumst du das Spiel zusammen?<< fragte er und verließ ohne eine Antwort abzuwarten das Zimmer.
Merkwürdig, dachte ich und legte die hölzernen Schachfiguren sorgfältige ins Innere des Spielbrettes. Kaum war ich damit fertig betrat meine Mutter den Raum.
>>Ah hier bist du, ich hab dich schon gesucht.<< sie drückte mir einen beachtlichen Stapel T-Shirts und Pullis in die Hände. >>Ach, so schnell kann's gehen. Das waren deine letzten Ferien meine Große, also wenn man die Sommerferien außer Acht lässt.<< bemerkte meine Mutter und schwebte dabei offensichtlich gedanklich in alten Zeiten.
Irgendwie ging mir das alles viel zu schnell und konnte gleichzeitig aber auch nicht schnell genug gehen. So wusste ich doch nicht einmal genau, was ich nach der Schule beruflich machen oder gar mit meinem Leben anstellen wollte. Die Zeit verstrich und somit rückte auch der, noch recht weit entfernte, Tag, an dem Jenny und ich einiges erklären mussten, näher.
>>Ich werde dich vermissen. Wir werden dich vermissen. Aber in bisschen mehr als eineinhalb Monaten hast du deine letzten Prüfungen hinter dir und wir kommen zu deiner Abschlussfeier. Manchmal wünschte ich, ich könnte mit Charles tauschen.<< sie seufzte. >>Ach, zum Glück ist das alles bald vorbei und die stehen alle Türen offen.<<
Wenn sie nur wüsste, auf welche Türe ich mich am meisten freute. Doch vor den mir bevorstehenden Abschlussprüfungen hatte ich tatsächlich mehr als Respekt. Die letzten Monate hatte ich diesen schulischen Leistungsdruck sorgfältig verdrängt und allmählich schlich die Nervosität in mein Bewusstsein. Promt steckte mein Vater den Kopf ins Zimmer.
DU LIEST GERADE
Thoughts - Wenn die Liebe anders denkt (gxt) (GirlxTeacher)
RomanceEine Liebesgeschichte zwischen einer Schülerin und ihrer neuen Lehrerin. Doch kann das überhaupt funktionieren? Jenny Blake ist die neue Klassenlehrerin von Zoe und ihren Mitschülern, die gemeinsam ein Internat am südlichsten Zipfel Englands besuche...