Kapitel 26

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Wie an jedem Ostermorgen trampelte ich schlaftrunken wie ich war beinahe das Schokoladenosterei vor meiner Zimmertür platt. Tänzelnd wich ich gerade eben noch so aus und bahnte mir meinen Weg in die Küche. Ein leises "scheiße" hörte von der anderen Richtung des Flures, schenkte dem jedoch keine weitere Beachtung, bis kurz nach mir auch Charles mit einem ziemlich platt gedrückten Osterei in die Küche trat. Die Schokolade ragte zu allen seiten aus der golden glänzenden Folie heraus und ich konnte mir ein Lachen aufgrund dieses Anblicks nicht verkneifen.

>>Meins lebt noch<< kommentierte ich und setzte mich mit einer Tasse Tee an den Küchentisch.

Meine Mutter und mein Vater schienen bereits wach zu sein, denn ein Duft von Kaffee lag in der Luft. Wahrscheinlich hielten sie sich wie jeden Morgen zeitungslesend im Wohnzimmer auf. Charles setzte sich zu mir.

>>Bathany sollte mich nächstes Jahr wirklich vorwarnen. Ich habs jetzt fast jedes Jahr geschafft draufzutreten.<< ratlos betrachtete er das traurige Häuflein Schokolade in seiner Handfläche. >>Naja, dann kann ich es auch direkt essen.<< Mein Onkel zuckte mit den Schulter und fing an die Schokolade von der goldenen Umhüllung zu trennen.

Meine Mutter kam gut gelaunt in die Küche >>Guten Morgen ihr Langschläfer. Oder sollte ich besser sagen Mittag?<< sie warf einen Blick auf die Uhr an der Wand.

Halb eins zeigte jene, was mich selbst ziemlich überraschte denn später als zehn Uhr wurde es bei mir sonst morgens nie.
Gestern war es allerdings spät geworden. Noch lange hatten wir über alles mögliche gesprochen, wobei weder mein Vater noch Charles noch einmal auf meinen Großvater zu sprechen kamen. Dieser Umstand hatte womöglichen den Abend gerettet.

Nach dem köstlichen Frühstück, welches meine Mutter uns beiden noch zubereitet hatte widmete ich mich meinem Kleiderschrank um etwas festtagstauglicheres heraus zu suchen, als den Schlafanzug, den ich gerade trug. Dieser bestand aus einer karrierten Hose und dem Shirt, welches ich Mino abgezogen hatte. Zwischendurch kam Charles nach einem höflichen Klopfen herein, um mir sein Outfit zu präsentieren.

>>Na, wie seh ich aus.<< fragte er.

Problematisch für meine folgende Antwort war nur, dass er aussah, wie im alltäglichen Schulalltag. Okay, vielleicht eine Kleinigkeit schicker. Er trug wie immer einen dunkelblauen Anzug, nur war um seinen Hals eine Fliege statt einer Krawatte gebunden, er trug eine hellgraue Weste unter dem Oberteil und aus der linken Brusttasche ragte ein sorgfältig gefaltetes Tuch heraus.

>>Super siehst du aus, Anzüge ist man an dir ja gar nicht gewohnt!<< witzelte ich wotaufhin Charles mich nur mit einem Blick strafte.

>>Ne, wirklich. Du siehst klasse aus Onkelchen!<< festigte ich meine vorherige Antwort, kassierte für seinen Lieblingsspitznamen allerdings einen weiteren Blick.

>>Danke. Ich schlage dir einen Deal zur Schadensverminderung vor.<< entgegnete er.

Fragend schaute ich ihn an.

>>Du nennst mich den ganzen Nachmittag und Abend nicht Onkelchen, dafür werde ich aber Morgen nichts dagegen sagen.<< Charles hielt mir die Hand hin in die ich einschlagen sollte.

>>Abgemacht! Aber Charleschen, Onkellein und Chacha geht klar? Oh und wie wärs mit Charlie?<< ich wollte einschlagen, doch Charles zog seine Hand wieder weg.

>>Charles. Nur Charles.<< knurrte er mit tiefer Stimme und seine mich fixierenden Augen verengten sich zu Schlitzen.

Ich liebte es so mit ihm herumzublödeln und ihn mit seiner teilweise üblen Verklemmtheit aufzuziehen. Ich gab auf, woraufhin mein Onkel mit seine Hand wieder entgegen streckte und ich einschlagen konnte. Dann drehte er sich um und ging in Richtung Türe.

Thoughts - Wenn die Liebe anders denkt (gxt) (GirlxTeacher)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt