Kapitel 34

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Jeder hatte doch schon einmal einen Ohrwurm. Zu diesen endlosen Schleifen eines Liedes, welches sich immer und immer wieder im Kopf abspielt und nur danach schreit erneut gehört zu werden, pflegt man eine gwisse Hassliebe. Seit gestern war Jennys letzter Satz mein Ohrwurm.

"Diane hat mich betrogen. Wir sind seit etwa einem halben Jahr getrennt." hallten ihre Worte in meinem Kopf immer und immer wieder nach.

Je öfter ich sie wiederholte, desto unsicherer war ich mir, ob sie es genau so gesagt hatte.

Den ganzen restlichen gestrigen Tag hatte ich über das, was passiert war, nachgedacht. Zu einem Ergebnis war ich nicht gekommen, doch ich wusste, dass wir es nicht so stehen lassen konnten. Mir war bewusst, ich hatte verletzt, wütend, enttäuscht und resultierend irrational und kopflos gehandelt und das war nicht zu entschuldigen. War aber das, was ich schließlich nur durch einen dummen Zufall erfahren hatte, Jennys Gott verdammte Ehe, war das zu entschuldigen?
Betrachtete ich die Dinge einfach falsch? Wie genau sollte ich bei Jenny zwischen Recht und Unrecht unterscheiden? Ich musste mehr wissen, das stand fest. Mir knurrte der Magen, denn ich hatte mich seit Jenny gestern mein Zimmer verlassen hatte nicht mehr aus jenem bewegt, bis auf einen kurzen Besuch im Badezimmer, aber das zählte im Grunde nicht.

Ich stand auf und schlenderte in die Küche, wo ich meine Familie bei der Vorbereitung für ein kleines Mittagsessen vorfand. Ich merkte in diesem Moment, wie selten ich doch zu schätzen wusste, dass sich meine Eltern stets den Zeitraum meiner Ferien frei nahmen. Charles musterte mich, sagte aber nichts. Ganz im Gegenteil zu meinem Vater.

>>Du siehst echt nicht gut aus Zoe, war der letzte Tag so anstrengend?<< witzelte er.

>>Mm, danke<< nuschelte ich und ließ mich auf einem der Stühle nieder. >>Ich fühl mich, als würde mich eine Erkältung erwarten<< schob ich eine kleine Lüge hinterher, um mein Aussehen zu rechtfertigen.

Charles sah mich mit hoch gezogenen Brauen an, wurde dann aber zum Glück von dem schrillen Klingeln seines Handys abgelenkt. Er warf einen Blick darauf.

>>Eric. Da muss ich rangehen. Wartet nicht mit dem Essen auf mich, das kann dauern.<< entschuldigte er sich und verließ die Küche, was mich irgendwie erleichterte.

Es dauerte nicht lange da setzte mir meine Mutter, die bis dato noch nichts gesagt hatte,  einen dampfenden Teller Nudeln mit einer Tomaten Gemüsesoße vor. Ich sog die davon ausgehende Wärme auf und die ersten Bissen, die ich seit dem gestrigen Morgen zu mir nahm waren ein buchstäbliches Gedicht.

>>Schatz, magst du deinem Bruder seinen Teller bringen, wo auch immer er sich aufhält?<< fragte meine Mutter und drückte meinem Vater einen weiteren Teller in die Hand.

Jener nickte nur und folgte ihrer Anweisung.

>>Alles in Ordnung bei dir Zoe? Ich spüre doch, dass dich etwas bedrückt.<< fragte meine Mutter vorsichtig.

Ich zuckte nur mit den Schultern, unfähig ja oder gar nein zu sagen. Stur blickte ich geradeaus an die sich vor mir befindene Wanduhr, die stets ihr leises Ticken von sich gab. Manchmal, so wie jetzt, beruhigte mich dieses regelmäßige Geräusch. In anderen Momentan machte es mich doch beinahe wahnsinnig.

>>Ich kann nicht mit dir drüber reden, noch nicht.<< murmelte ich dann leise.

>>Du kannst mit mir über alles rede, das weißt du.<< erwiderte meine Mutter und ich spürte, dass sie ein wenig verletzt war.

>>Ich hab Angst vor den Konsequenzen Mom.<< flüsterte ich nunmehr.

Meine Mutter setzte zum reden an, verstummte aber sogleich wieder, unsicher, was sie sagen sollte. >>Ich verspreche dir immer zu dir zu stehen, egal bei was.<< sagte sie dann doch.

Thoughts - Wenn die Liebe anders denkt (gxt) (GirlxTeacher)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt