Kapitel 38

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Jenny lenkte ihren Wagen auf den nur sehr spärlich beleuchteten Parkplatz. Durch zwei recht lange Pausen hatte sich die Fahrt doch länger gezogen als gedacht, jedoch hatte ich jede einzelne Sekunde neben Jenny in mir aufgesogen als zöge ich daraus meine Energie zum Leben, denn genau so fühlte es sich auch an. Ihre Nähe, ihr mich umhüllender Duft, ihr Lachen, ihre Blicke und das, was sie sagte hatte mich vollkommen in den Bann gezogen und ließ mich nicht wieder los. Der Motor verstummte und plötzliche Stille legte sich um uns. Kein Londoner Lärm, keine Autobahngeräusche, kein Radio, niemand sagte etwas. Pure Stille. Jenny sah mich von der Seite an. Kommentarlos hob sie ihren rechten Arm und schaltete die einzige Beleuchtung im Wagen aus. Bis auf eine entfernte Laterne war es nun vollkommen dunkel um uns herum.

>>Was wird denn das?<< fragte ich flüsternd.

Die Stille zwang mich praktisch dazu nicht laut zu sprechen.

>>Ab jetzt müssen wir doppelt und dreifach vorsichtig sein das muss ich dir ja nicht sagen. Aber für mich heißt das trotzdem kein Tabu, denn die perfekte Planung ich nun wichtig. Also meistens.<< flüsterte sie zurück.

Gerade wollte ich etwas erwidern, da spürte ich Jennys Hand, die meinen Kiefer umschloss und mich zu ihr zog. Kurz darauf fanden ihre Lippen meine und ein Kribbeln durchfuhr meinen Körper bis in meine Fingerspritzen hinein. Wahnsinn, was sie in mir auslösen konnte, obwohl auch das Gefühl des verbotenen, in einer Umgebung zu sein in der man sogleich erwischt werden könnte, auch keinen geringen Anteil an meiner Körperreaktion hatte. Sanft und langsam küssten wir uns, wollten noch einmal ausnutzen noch nicht in dem Gebäude sowie der Institution von Schule gefangen zu sein. Das würde sich in wenigen Minuten ändern, aber im Hinblick auf meinen nahenden Abschluss war es das wert. Irgendwann lösten wir uns von einander. Ich lächelte sie an, war mir nicht sicher, ob sie das überhaupt so genau erkennen konnte in der Dunkelheit.

>>Ich sollte dann glaube ich mal vorgehen.<< sagte ich und öffnete mit der linken Hand die Beifahrertür.

Gerade als ich ein Bein hinaus gesetzt hatte hielt mich Jenny an der Hand zurück. Verwundert sah ich sie an. Jenny blickte auf ihre Hand, die meine umschlossen hielt.

>>Ich... ich wollte dir noch was sagen Zoe.<< sagte sie leise.

Diese Ankündigung konnte absolut alles bedeuten. Ich war nicht in der Lage daraus zu lesen, ob es was schlechtes oder gutes war, was nun folgen würde. Weil ich nicht weiter reagierte fuhr auch Jenny nicht fort.

>>Oh bitte gesteh mir jetzt nicht auch noch, dass du ein Kind hast oderso...<< versuchte ich einen Witz zu machen.

Tatsächlich lachte Jenny kurz auf, boxte mir dann aber leicht gegen den Oberarm. >>Spinnerin... Nein, ich bin nicht Mutter. Eigentlich wollte ich dir nur gestehen, dass ich die letzten Tage trotz aller Turbulenzen echt genossen habe. Ich will dich nicht mehr missen Zoe, auch wenn wir uns praktisch weder lange kennen, noch lange zusammen sind, du bist mir einfach verdammt wichtig.<<

Hatte sie uns gerade indirekt als Paar bezeichnet? Hatte sie wirklich gesagt, dass wir "zusammen" sind? Ich traute meinem Gehörten gerade kein Stück über den Weg. Irgendwelche Synapsen waren da sicherlich einfach falsch verknüpft. Ich musste trotzdem grinsen. Scheinbar hatte ich für Jenny jedoch zu lange nichts gesagt.

>>Zoe?<< fragte jene vorsichtig. So unsicher kannte ich sie gar nicht.

>>Kann ich nur zurückgeben Jenny.<< sagte ich >>Aber habe ich mich verhört, oder hast du gerade gesagt, wir seien zusammen?<< fragte ich sichtlich glücklich.

Ich vernahm ein erleichtertes Seufzen.

>>Habe ich und keine Widerrede, das ist beschlossene Sache<< stellte sie mit gewohnter Selbstsicherheit fest.

Thoughts - Wenn die Liebe anders denkt (gxt) (GirlxTeacher)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt