Noch einmal holte ich tief Luft. Meine Faust umklammerte den Griff meines Koffers, sodass die Fingerknöchel weiß hervorstachen. Die Fahrt bis London hatte mich ermüdet, nach einem Halt an dem Busbahnhof Londons war ich gezwungen gewesen noch ein paar Stationen mit der U-Bahn zu fahren. Jetzt jedoch war es an der Zeit geschehenes herunter zu schlucken, ein Lächeln aufzusetzen und vor meiner Familie kein Wort über mein momentanes Gefühlsleben zu verlieren. Ich war mir nicht einmal sicher, ob ich Mino davon erzählen wollte. Gerade jetzt wo es doch alles vorbei war, was machte das noch für einen Sinn?
Ich hob meinen Blick, der zuvor auf den Boden gerichtet war und sah meinem eigenen undeutlichen Spiegelbild, welches sich im Fenster der U-Bahn-Türe abzeichnete, entgegen.
Als die Bahn hielt lächelte ich, was mir, angesichts der Freude meine Eltern wieder zu sehen, gar nicht so schwer fiel wie vermutet. Die Türen öffneten sich und zogen mein Spiegelbild mit sich. Schnell trat ich, meinen Koffer hinter mir her ziehend, auf den Bahnsteig und entfernte mich etwas von der aus dem Wagon strömenden Masse an gehetzten Menschen. Ich sog die, nach einer Mischung aus feuchtem Keller, Öl und Rauch riechende, Luft ein und merkte sogleich wie ich diesen Geruch der Londoner U-Bahn Lebens vermisst hatte. Direkt auf der andere anderen Seite des Tunnels erhaschte ich einen kurzen Blick auf den typischen roten Kreis mit dem blauen Balken auf dem wiederum die Station stand an der ich mich befand. "Piccadilly Circus" stand darauf und ich wusste, dass ich richtig war. Sogleich fuhr aber auch dort eine Bahn ein sodass ich das Schild nicht mehr sehen konnte und ich beschloss nun endlich die Rolltreppe nach oben zu nehmen. Ob sich wohl etwas verändert hatte? Meine Eltern liebten es nach der Arbeit neue Möbel, Bilder oder andere Dekoration zu kaufen und ständig veränderte sich etwas. Die Rolltreppe endete hier und die letzten Stufen musste ich zu Fuß hoch. Das rege Leben, das hier zur Mittagzeit herrschte erschlug mich beinahe. Mit einem Koffer hatte man hier echt wenig Chancen. Ich querte die Straße und näherte mich einem stattlichen Gebäude, welches ich seit meiner Geburt mein Zuhause nennen durfte. Unser Apartment war im dritten Stock. Ich stand noch unten vor der Eingangstüre und legte verzweifelt nach oben schauend meinen Kopf in den Nacken. Nach langem Überlegen, ob ich meine zehn Kilo Klamotten wirklich die Treppen hochschleppen sollte fiel mir der Aufzug ein, an den ich gar nicht konkret gedacht hatte, da dieser Luxus kein Teil meines sonstigen Internat-Lebens war. Ich schloss die Türe zum Treppenhaus auf, ging zum Fahrstuhl hinüber und drückte die Knöpfe. Kurze Zeit später öffneten sich die Türen und eine Frau etwas älter als meine Mutter grüßte mich freundlich und verließ den engen Fahrstuhl.
Im Handumdrehen war ich in der dritten Etage angelangt und öffnete mit nur einer halben Schlüsselumdrehung die Tür zu meinem Zuhause. In dem Moment als ich den ersten Schritt ins Innere setzte und die vertraute Umgebung mich einschloss, spürte ich wie sehr ich es vermisst hatte hier zu sein.>>Zoe? Zoe Schatz bist du es?<< hörte ich meine Mutter rufen, die sogleich vom Wohnzimmer kommend um die Ecke bog und mit ausgebreiteten Armen auf mich zusteuerte.
>>Hey, Mum<< begrüßte ich sie.
Endlich ließ ich meinen besten Freund den Koffer los und vergrub mich in der Umarmung meiner Mutter. Kurz darauf drückte sie mich sanft von sich, legte ihre Hände auf meine Schultern und betrachtete mich.
>>Du wirst immer hübscher, weißt du das. Oh komm her!<< ich musste lachen als sie mich erneut in eine herzliche Umarmung zog.
Ich hörte Hausschuhe über das Parkett schlurfen und mein Vater tauchte auf.
>>Na da hab ich doch richtig gehört.<< er grinste und kam näher.
Meine Mutter hielt mich noch immer, ihren Blick jetzt zu meinem Vater gewandt.
>>So genug jetzt Bethany, du hattest deine Zeit es ist auch meine Tochter.<< spielerisch unsanft schob er meine Mutter zur Seite und gab mir eine knappere aber keines falls weniger liebevolle Umarmung.
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Thoughts - Wenn die Liebe anders denkt (gxt) (GirlxTeacher)
RomanceEine Liebesgeschichte zwischen einer Schülerin und ihrer neuen Lehrerin. Doch kann das überhaupt funktionieren? Jenny Blake ist die neue Klassenlehrerin von Zoe und ihren Mitschülern, die gemeinsam ein Internat am südlichsten Zipfel Englands besuche...