32: Das richtige Mal

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Samstag, der 26. März 2022

Komplett müde und gefühlt immer noch verkatert saß ich in meinem Hotelzimmer in Ludwigsburg und ließ mich von einer der Stylistinnen der Tour hübsch machen.
Meine Schwiegermutter hatte gerade mein Kleid sowie alles andere an Zubehör vorbei gebracht.
Gerade waren wir dabei meine Haare zu machen. Dadurch, dass ich mir eine relativ schlichte Frisur ausgesucht hatte, dauerte diese auch gar nicht so lange.
Was am längsten dauerte war neben meinen Nägeln tatsächlich mein MakeUp, da selbst mein Dekollté geschminkt wurde, obwohl wir ziemlich schlicht hielten.
Kurz bevor ich in mein Kleid stieg kam meine Mutter rein. Die hatte sich um meinen Brautstrauß gekümmert und übergab mir diesen nun mit leicht glasigen Augen.
"Dieses Mal ist es das richtige Mal! Ihr gehört einfach zusammen.",flüsterte sie und nahm mich dann in den Arm. Ich musste Lächeln und erwiderte ihre Umarmung, bis sie sich wieder von mir löste, um ihre Tränen zu trocknen.
"Wollen wir dich dann mal ins Kleid stecken?",fragte die Stylistin als meine Mama gerade aus der Tür war.
Nach einen letzten Besuch im Bad zog ich dann meinen Bademantel aus und stand nur noch auf weißem Spitzenhöschen und Klebe-BH da, um mich dann in mein Kleid zu stecken. Wir passten auf, dass alles gut saß und ich betrachtete mich im Spiegel. Ich liebte dieses Kleid!
Als vom Kleid her alles saß kamen jetzt noch meine Accessoires. Meinen Verlobungs-/Ehering musste ich gestern Abend schon an Renato abgeben, da er sich zusammen mit Jannis um die Eheringe kümmern würde, also fühlten sich meine Finger ziemlich nackt an, da ich die letzten vier Jahre immer einen Ring getragen hatte.
Als von Krone, über Halskette bis hin zur letzten Haarsträhne alles sitze kamen nun als letztes die Schuhe.
"Mama Baui hat mir gesagt ich muss dich vorher unter die Schuhe gucken lassen.",meinte meine Stylistin und reichte mir die Absatzschuhe, damit ich sie umdrehen konnte.
Auf der Sohle des linken Schuhs stand geschrieben: Eine Braut im weißen Kleid?
Auf der vom rechten: Ich weiß endlich wie! I ♡ u Bambi! XOXO Baui
Ich begann leicht amüsiert, aber auch fassungslos zu lachen und merkte wie sich Freudentränen bildeten, aber wie wahrscheinlich jede Braut versuchte ich diese zu unterdrücken, um mein MakeUp zu retten.
Wir machten schnell ein Foto von den Schuhen in meiner Hand und danach zogen wir sie mir langsam an und ich stand von meinem Stuhl auf, denn ich war nun fertig für meine Hochzeit mit Julian.
Wir hatten noch eine halbe Stunde Zeit bis wir los mussten, weshalb ich mich ans Fenster stellte und guckte was draußen los war. Ganz viele aus meiner Familie und meine Freunde machten sich mit ihren Autos gerade auf den Weg nach Bietigheim, wo die Hochzeit ja stattfinden würde.
Ich guckte also dem Treiben unten auf der Straße und vor dem Hotel zu, während die Stylistin sich selbst noch schnell fertig machte.
Als sie ebenfalls fertig war, waren immernoch ein paar Minuten über in welchen wir ein paar Fotos von mir schossen, bis es an der Zimmertür klopfte.
"Transportservice!",rief mein Vater vom Flur aus, weshalb ich zur Tür ging und diese einen kleinen Spalt öffnete, um sicher gehen zu können, dass wirklich nur mein Vater an der Tür war.
Als er mich anlächelte öffnete ich ebenfalls lächelnd die Tür.
"Moin Papa!",begrüßte ich ihn und er musterte mich von oben bis unten.
"Wow...du siehst wunderschön aus, Schatzi.",flüsterte er schon fast und nahm meine Hände in seine. Er sah mich erneut an und fragte dann:"Wollen wir los? Nicht, dass wir zu spät kommen!" Ich nickte eifrig und sagte der Stylistin Bescheid, welche gerade noch ihre Notfalltasche fertig packte und sich meine Handtasche gleich mit umhing. Sie drückte mir noch meine Blumen in die Hand, bevor ich sie vergaß und machte noch ein letztes Foto von meinem Vater und mir Arm in Arm, bevor es dann für uns runter ging.
Jeder der uns auf dem Weg bis zum Auto entgegen kam starrte mich von oben bis unten an, was mir ziemlich gefiel, denn es hieß, dass ich scheinbar ziemlich gut aussah.
Vor dem Eingang des Hotels stand ein junger schlanker Mann in einem ziemlich schickem Anzug vor einem Ford Mustang Oldtimer und rauchte. Er stand mit dem Rücken zu uns, doch als ich seinen Hinterkopf sah fiel mir auf wer es war. "Sascha? Was machst du hier? Du solltest doch in der Kirche sein!",freute ich mich und er drehte sich sofort mit einem Grinsen zu uns um.
Er drückte seine Zigarette an dem nächsten Mülleimer aus und erklärte:"Naja, wenn man mich schon fragt, ob man meinen Mustang für den Transport einer Braut braucht, die eine gute Freundin ist, dann sag ich doch nicht nein und fahr sie natürlich selbst." Er betrachtete mich ebenfalls bevor wir uns umarmten und dann stiegen wir beide zusammen mit den anderen beiden in Sascha's Wagen.
Über die gerade mal 15minütige Fahrt wurde ich dann plötzlich extremst nervös.
Das letzte mal war ich so nervös, als ich auf der Tour fast eine Panikattacke wegen meines Lampenfiebers bekommen hatte.
Mein Vater merkte dies und hielt meine Hand, bis wir in Bietigheim vor der Stadtkirche hielten.
Vor dem verschlossenen Tor der Kirche wartete der Pastor auf uns.
Wir stiegen also alle aus dem Oldtimer und die Sonne schien so schön, dass einem richtig warm wurde, was bei mir vielleicht aber auch einfach an der Aufregung lag.
"Was für eine wunderschöne Braut! Sie sehen fabelhaft aus, Lina! Die eine Woche, die wir uns seit der Generalprobe nicht gesehen haben, hat Ihnen auf jeden Fall gut getan.",meinte der Herr Pastor und wir gaben uns die Hand.
Ich bedankte mich für das Kompliment.
"Sie beiden können rein und ihre Plätze einnehmen. Wir warten noch ein Minütchen länger bevor wir dann rein gehen.",erklärte der Pastor und nach einem letzten Check verschwanden die Stylistin & Sascha durch das Tor.
"Bereit?",fragte der Pastor dann und ich nickte nervös.
Der Pastor klopfte also an dem Tor und beide Seiten öffneten sich, sodass wir in den Vorraum der Kirche kamen, welcher mit Milchglas zum eigentlichen Teil der Kirche getrennt wurde. Ich hörte die vielen Stimmen aus dem Inneren und mir wurde sofort noch wärmer.
Der Pastor trat voran in den Vorraum, weshalb mein Vater und ich ihm folgten. Dadurch, dass die Sonne nun durch das offene Tor in den Vorraum scheinte konnte man unsere Schatten auf dem Milchglas sehen, weshalb das Getuschel im Inneren leiser wurde.
"Freust dich schon?",flüsterte mein Vater mir zu und ich hackte mich bei ihm ein. "Ich glaub ich muss mich übergeben, so aufgeregt bin ich.",flüsterte ich zurück und er begann zu Lächeln.
Der Pastor gab der Organistin das Zeichen, dass sie anfangen sollte zu spielen und als dann die ersten Töne der Orgel ertönten wurde es ganz ruhig, man hörte nur wie alle von ihren Plätzen aufstanden und sich mit den Blicken auf die Tür richteten.
Die beiden Küster der Kirche nahmen die Klinken der Glastür in die Hand.
Wenn der Pastor jetzt ein letztes Mal nicken würde, würde sich die Tür öffnen und es gab kein Zurück mehr.
Scheiße warum hab ich plötzlich Angst!

🖤The Life live🖤 A Bausa feat. Bonez MC StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt