Kapitel 48 - Amanda

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Meine Gedanken rasten. Samantha hatte mir Papiere gegeben, die Caiden beschuldigten. Und diese waren falsch. Das wiederum würde bedeuten, dass sie Caiden loswerden wollte, richtig? Oder wusste Samantha nicht, dass die Berichte gefälscht waren? Wieso war sie sich dann aber so sicher, dass Caiden der Schuldige sein musste?

Ich versuchte, mich genau zu erinnern, was sie gesagt hatte. Ein Freund oder Bekannter hatte ihr die Finanzberichte gegeben. Aber sie hatte nicht erwähnt warum. Hatte der Freund etwas damit zu tun? Steckte er mit Samantha unter einer Decke? Gab es den angeblichen Freund gar nicht? Wenn es ihn nicht gab, wäre Samantha in der Lage, die Berichte selbstständig zu fälschen? Diese Frage würde vieles beantworten.

Ich hob den Kopf und sah Caiden an. Er würde es wissen. Immerhin kannte er sie schon einige Jahre. Das würde aber wiederum bedeuten, dass ich ihm den Namen verraten musste. Ich biss mir auf die Unterlippe, während ich die Möglichkeiten abwog. Dabei verlor ich für keine Sekunde den Blickkontakt zu Caiden. Er sah mich ruhig und abwartend an. Ein leises Lächeln umspielte seine Lippen, so als wüsste er, womit ich gerade kämpfte. Als würde er verstehen, in welcher Zwickmühle ich mich befand.

„Amanda."

Zögernd und fast schon widerwillig sah ich von Caiden zu Daniel.

„Wir brauchen den Namen der Person. Sonst kommen wir nicht weiter. Wir stecken in einer Sackgasse. Du musst einsehen, wenn die Berichte gefälscht sind, kann nur die Person dahinterstecken, die sie dir gegeben hat." Daniel war scheinbar nicht so geduldig wie Caiden.

„Das stimmt so nicht ganz. Wieso sollte mir jemand diese Berichte geben und das Risiko eingehen entdeckt zu werden? War es so schwer herauszufinden, dass die Berichte nicht echt sind?"

Daniel nickte. „Das war es. Es wäre mir auch nicht aufgefallen, wenn ich nicht explizit nach Stellen gesucht hätte, die nicht Caiden, sondern jemand anderen belasten würden."

„Anders gesagt. Wenn jemand die Berichte unter einem objektiven Blickwinkel kontrolliert hätte, würde Caidens Schuld feststehen", fasste ich zusammen. Daniel nickte erneut. „Darum ist es so wichtig, dass du mit der Heimlichtuerei aufhörst und uns den Namen deiner Quelle gibst."

„Das hat nichts mit Geheimniskrämerei zu tun." Mit zusammengekniffenen Augen sah ich ihn an. „Es ist ein Kodex", stellte ich klar.

„Ein Kodex, der Caiden in verdammt große Schwierigkeiten bringt, wenn die Berichte in die falschen Hände geraten."

„Denkst du, das weiß ich nicht?", erwiderte ich gereizt.

„Wenn du es weißt, dann spuck endlich den gottverdammten Namen aus!"

„Ich-"

Unsicherheit machte sich in mir breit. Tat ich das Falsche, wenn ich Samantha weiter schützte? Ich wusste es nicht. Der finstere Blick, mit dem Daniel mich bedachte, ließ es mich zumindest glauben.

„Daniel." Obwohl Caidens Stimme beherrscht klang, hörte ich einen warnenden Unterton heraus. „Hör auf so ein Arsch zu sein."

„Ein Arsch? Verdammt Caiden sie weiß, wer dir ans Bein pinkeln will, sieht aber nicht ein, dass sie uns den Namen verraten muss. Bist du dir sicher, dass sie dir helfen und dir nicht schaden will?"

Ich schnappte nach Luft und riss die Augen auf. „Himmel Daniel! Sind wir jetzt wieder da angekommen, wo wir vor ein paar Wochen schon standen?" Ebenso wie Daniel wurde nun ebenfalls Caiden lauter und eindeutig wütend. Ich ließ den Kopf sinken, während die beiden Männer weiter stritten. Als Daniel schließlich aufsprang, zuckte ich vor Überraschung zusammen. Das holte mich aus meiner Starre und ließ mich endlich wieder klar sehen. Bevor Caiden sich erheben konnte, legte ich meine Hand auf seine, die auf meinem Oberschenkel ruhte.

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