Amanda hob ihre Hand und zählte an ihrem Finger ab: „Ich bin 25 Jahre alt, wurde in London geboren, ging hier zur Schule, studierte an der CITY University London und habe direkt nach meinem Abschluss angefangen bei der Daily Mail zu arbeiten. Was ist mit dir?"
Ich ließ kurz unsere Gespräche Revue passieren. In keinem davon, auch nicht in dem Interview mit Amanda hatte ich viel von meinem Leben erzählt. „Nun, ich bin 27, auch in London geboren und aufgewachsen, habe übrigens am University College studiert, lernte zu der Zeit auch Daniel kennen und war bevor ich zu TiWo kam HNO-Audiologie Assistent."
Amanda runzelte die Stirn. „Was genau macht ein Audiologie Assistent und was hast du studiert?" Ich holte instinktiv Luft, um ihr den Beruf zu erklären, merkte im selben Moment aber meinen Fehler. Und dann fiel mir noch etwas anderes auf. Wie sollte ein Audiologie Assistent taub sein können?
„Ich habe tatsächlich Audiologie studiert." Amanda sah mich überrascht an. „Beim Audiologie Assistenten geht es ums Hören, riechen und schmecken, also die Sinneswahrnehmungen und Funktionen, die mit Hals, Nase und Ohren zusammenhängen. Der Kern der Arbeit liegt in der Assistenz von HNO-Ärzten in Kliniken oder Praxen, indem man Hör-, Geruchs- und Geschmacksvermögen, den Gleichgewichtssinn und die Stimmfunktion von Patienten prüft. Ich habe mich vor allem mit dem Hören und Sprechen beschäftigt."
„Das klingt sehr komplex und technisch", mutmaße Amanda. Ich nickte, da sie recht hatte. „Konntest du nach... na ja nachdem du taub geworden bist, den Beruf nicht mehr ausüben?"
Ich hatte vermutet, dass Amanda diesen Rückschluss ziehen würde. Denn er war naheliegend. Aber eigentlich hatte ich den Job aufgegeben, weil ich bei TiWo eine größere Chance darin sah, Mum und Dad helfen zu können. Daher nickte ich wage und zuckte mit den Schultern. Amanda lächelte. „Überspringen wir den unangenehmen Teil. Wollen wir uns ein paar Fische ansehen?" Ich nickte, griff nach Amandas Hand und betrat mit ihr den nächsten Raum. Die Farben änderten sich und aus dem gelben Licht wurde blau, als wir vor der ersten großen Glasfront stehen blieben. Ein künstliches Schiffswrack lag am Boden umgeben von Korallen und unzähligen Fischen, die ich Licht schimmerten. Eine riesige Schildkröte schwamm direkt an uns vorbei und drehte sich dabei einmal um sich selbst. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Amanda vorsichtig die Hand auf das Glas legte und einen Schritt näher herantrat. „Wie schön", murmelte sie und betrachtete die Meerestiere neugierig. Anstatt auf die Tiere zu achten, beobachtete ich nun Amanda und genoss, wie sich das Blau des Wassers in ihren rehbraunen Augen widerspiegelte. Wie ihre Mundwinkel von einem sanften Lächeln umspielt worden. Sie schien meinen Blick zu bemerken, denn sie drehte den Kopf in meine Richtung und sah mich fragend an.
„Scheint, als würden mir diese ganzen Fische ziemlich Konkurrenz machen", scherzte ich. Amanda lachte leise und errötete erneut. Ich konnte nur den Hauch einer Röte erkennen, da es recht dunkel war, aber das störte mich nicht.
Amanda schien nicht zu wissen, was sie erwidern sollte, weshalb sie von der Glasfront zurücktrat und sagte: "Lass uns weitergehen." Ich stimmte ich zu und danach liefern wird durch einen Tunnel und waren umgeben von Wasser und Meerestieren. Über uns, links und rechts schwammen kleinere und größere Fische vorbei, Rochen, Schildkröten. Wir kamen an mehreren kleinen Becken vorbei und sahen Ale und Wasserschlangen. Zwischendurch unterhielten wir uns immer ein wenig und lernten und Stück für Stück kennen. Ich zog Amanda regelmäßig auf und sie wurde von Mal zu Mal besser darin, zu kontern. Es gefiel mir, mich mit Amanda zu unterhalten. Denn wir konnten lachen, ernste Gespräche führen oder einfach nur schweigend nebeneinander stehen und die Fische betrachten, während wir wie zwei Teenager Händchen hielten. Mir gefiel, dass nicht nur ich Amandas Nähe zu suchen schien, sondern auch sie meine Hand ergriff, oder sich dicht neben mich stellte. Wann immer sie das tat, hüllte mich ein sanfter Hauch Apfel ein. Kein aufdringliches Parfum oder etwas in der Richtung. Amanda roch nach frischen Äpfeln. Einem nicht ganz durchdachten Impuls folgend, hatte ich ihr das gesagt und sie hatte angefangen zu lachen, ehe sie mir erklärt hatte, dass ihr Haarshampoo nach Äpfeln roch. Irgendwann landeten wir bei den Haien und setzten uns auf eine Bank, um einfach nur die Unterwasserwelt ein wenig zu genießen. Wir redeten nicht miteinander, aber das störte mich nicht. Ich spürte irgendwann, wie Amanda unruhig wurde, und wollte ihr vorschlagen weiterzugehen. Aber sie kam mir zuvor. Vorsichtig legte sie ihren Kopf auf meine Schulter, griff nach meiner Hand und verschränkte ihre Finger mit meinen. Vor Schreck vergaß ich einen Moment zu atmen und konnte nur das heftige Hämmern meines Herzens hören. Als meine Lungen nach Luft verlangten, sog ich tief frische Luft ein. Amanda drückte leicht meine Hand, als wollte sie mich beruhigen, aber ich wusste, dass auch sie gerade alles andere als gelassen war. Doch trotz der Überraschung, die ich spürte, war da auch dieses ruhige Gefühl, sodass es sich mehr als nur richtig anfühlte, hier mit Amanda zu sitzen.
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Color of your Voice
RomanceFreundlichkeit ist eine Sprache, die taube Menschen hören und stumme Menschen sprechen können. „Timbre of the World" - eine Stiftung, die taube und stumme Menschen unterstützt, hat einen neuen Vorsitzenden: Caiden O'Neill. Für einen Artikel nimmt Am...