Kapitel 55 - Caiden

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Teil 4 der Lesenacht

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Eine Woche verging, in der ich nicht die Möglichkeit bekam, mit Maximilian wenigstens einmal kurz reden zu können. Nach dem Vorfall in dem Forschungszentrum überschlugen sich die Ereignisse und ich kam noch nicht einmal dazu, meine Eltern zu beruhigen oder auch nur kurz durchzuatmen. Es war eine Woche, in der ich auch mehrmals mit Amanda stritt, weil sie keine Anzeige gegen Maximilian aufgeben wollte. Ebenso wenig wie Samantha.

Es machte mich rasend, dass er nicht dafür bezahlen sollte, was er Amanda angetan hatte. Doch sie hatte immer wieder geantwortet, dass Maximilian in diesem Moment die Kontrolle verloren hatte. Als ich ihr fast ins Gesicht geschrien hatte, dass es sich um eine Geiselnahme gehandelt hat, hatte Amanda nur abgewunken. Er hatte nie gesagt, dass sie den Raum nicht verlassen soll. Amanda hatte sich selbst dazu entschieden, sich um Samanthas Wunde zu kümmern. Unsere ersten richtigen Streits drehten sich also immer wieder um dasselbe Thema.

Hinzukam, dass TiWo nun wieder in allen Medien erwähnt wurde. Wir hatten den Ermittlern erzählen müssen, warum Amanda sich mit Samantha getroffen hatte, und die Polizei hat die Ermittlungen sofort aufgenommen. Erstaunlicherweise war das Beweismaterial der Geldhinterziehung gegen Maximilian sehr leicht für sie zu finden. Wahrscheinlich musste man einfach nur das richtige Equipment und die Ausbildung dafür haben. Das entschädigte mich aber nur teilweise. Mir war das Geld nicht egal, aber Amanda hatte für mich einfach Priorität. Ihre Gesundheit und Sicherheit standen für mich an erster Stelle. Außerdem musste einer der Ermittler mit den Medien gesprochen haben. Wie sonst hätten sie davon Wind bekommen sollen?

TiWo musste viel mit Negativpresse kämpfen. Die Seriosität unserer Stiftung wurde angezweifelt, weshalb wir viele Spenden verloren. Doch so sehr sich Amanda und ich auch zerstritten hatten, sie sorgte trotzdem dafür, dass einige Medien weiterhin gut über TiWo schrieben. Anders konnte es nicht sein. Woher sonst sollten sie die ganzen Details kennen? Einige Magazine und Zeitungen stellten die Fakten klar, dass es Maximilian ganz allein gewesen ist, der sich an den Spendengeldern vergriffen hatte. Außerdem hatte die Daily Mail mehrmals darauf hingewiesen, dass Roger seinen Sohn nicht als Vorsitzenden erwählt hatte, sondern ihn sogar enterben wollte. Dank Amanda wurde die Stiftung nicht komplett in der Luft zerrissen, denn sie hatte zeitgleich mit den ersten negativen Artikeln positiv gestimmte Beiträge bei der Daily Mail veröffentlicht. Es stand zwar nicht ihr Name unter den Artikeln, aber ich erkannte dennoch ihren Stil und die Art, wie die einzelnen Informationen miteinander verknüpft wurden.

Ich gab außerdem mehrere Interviews. Auch das sorgte für weiteren Wirbel, denn nun wurde meine Identität öffentlich gemacht. Die Enthüllung hatte ich mir anders und unter besseren Bedingungen vorgestellt. Aber da konnte man nichts machen. Diese Schlagzeilen sorgten immerhin dafür, dass sich der Fokus ein wenig verlagerte. Nach der ersten Woche war der große Ansturm dann schließlich vorbei. Unsere Pressesprecherin von TiWo hatte mir angekündigt, dass es noch länger Beiträge und Artikel zu unserer Stiftung geben würde, diese aber immer weiter in den Hintergrund rücken würden. Als zwei Wochen nach dem Vorfall ein Skandal um die Königsfamilie aufgedeckt wurde, rutschten die Erinnerungen an TiWo schließlich komplett in den Hintergrund und irgendwann kehrte der Arbeitsalltag zurück.

Ich arbeite eng mit unserer Marketing- und Kommunikationsabteilung zusammen. Im Fokus stand die Optimierung unseres Images, was viel Zeit in Anspruch nahm. Zwischenzeitlich hatte ich einen Assistenten eingestellt, der eine Vielzahl an Aufgaben übernahm, weshalb ich mich vor allem um das Krisenmanagement kümmern konnte. Innerhalb kürzester Zeit wurden die verschiedensten Maßnahmen eingeleitet, wobei es wichtig war, uns nicht neu zu erfinden. Die Menschen sollten wissen, dass wir nichts ändern, sondern unsere alten Werte weiter ausbauen mussten. Nach dieser harten Zeit hatte ich schließlich auch alle Kollegen und Vorstandsmitglieder auf meiner Seite. Ich hatte Führungsqualität bewiesen und war dabei TiWo durch dieses Minenfeld zu navigieren. Außerdem hatte sich Isaac gemeldet und wir waren bereits dabei mit der Sicherheitsfirma seines Bekannten mögliche Sicherheitsmaßnahmen zu besprechen. Natürlich würde es mehr als nur ein paar Wochen dauern, bis der Schaden wieder einigermaßen ausgeglichen war, aber die meisten Mitarbeiter waren positiv gestimmt, was auch mich hoffen ließ.

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