Kapitel 37 - Caiden

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Sie schluchzte. Ihre Schultern bebten. Tränen begannen auf mein graues Hemd zu tropfen. Doch ganz egal wie oft ich ihren Namen sagte, wie fest ich sie an mich drückte, Amanda verbarg ihr Gesicht in ihren Händen und weinte weiter. Ihr offenes Haar legte sich wie ein Fächer um ihr Gesicht. Mein Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen. Ich hatte etwas zerstört, bevor ich es richtig hatte haben können. Dessen war ich mir sicher.

Amanda hatte es nicht so erfahren sollen, nicht so. Ich hatte vorgehabt ihr in Ruhe alles zu erklären. Ich hatte mir die passenden Worte zurechtlegen wollen. Und nun war es zu spät. Amanda lag in meinen Armen und sie weinte. Ich hatte ihr wehgetan. Dafür hasste ich mich. Und trotzdem war in mir diese kleine Stimme der Hoffnung, dass nicht alles verloren war. In mir war noch immer der Funke, der mich hoffen ließ. Vielleicht würde Amanda es verstehen, wenn sie den Schock erst einmal überwunden hatte.

Doch im Augenblick konnte ich nicht mehr tun, als Amanda in meinen Armen zu halten. Immer wieder flüsterte ich ihr Worte ins Ohr. Ich entschuldigte mich, bat sie um Vergebung, entschuldigte mich wieder und bat sie erneut, mich anzuhören. Doch ganz gleich was ich sagte, Amanda reagierte nicht einmal ansatzweise auf meine Stimme. Also sah ich zu Daniel, der meinen Blick sofort verstand und zusammen mit meiner Sekretärin den Raum verließ.

Nachdem die beiden das Büro verlassen hatten, hob ich Amanda so sacht wie möglich auf meine Arme und trug sie zu dem Sofa. Nach kurzem Zögern ließ ich mich auf dem dunklen Stoff nieder und zog Amanda auf meinen Schoß. Ihre Tasche stellte ich neben dem Sofa auf den Boden. Amanda schien nichts um sich herum wahrzunehmen und es brach mir das Herz, zu wissen, dass sie meinetwegen so aufgelöst war.

Eine Weile wiegte ich uns vor uns zurück, um Amanda zu beruhigen. Zuerst dachte ich, dass es keine Wirkung haben würde, doch dann spürte ich, wie die Schluchzer und das Beben ihrer Schultern abnahmen. Noch immer verbarg sie ihr Gesicht in ihren Händen, doch die herzzerreißenden die klagenden Laute verstimmten langsam, bis Amanda nur noch stumme Tränen vergoss. Ich sprach mir innerlich Mut zu, dass das eine Verbesserung war und wiegte Amanda weiter langsam vor und zurück während ich ihr über den Rücken strich und meine Nase in ihrem seidigen Haar vergrub. So verbrachten wir viele weitere Minuten, ohne, dass einer von uns einen Ton von sich gab.

„Kannst du mir bitte ein Taschentuch geben? Ich habe welche in meiner Tasche", murmelte Amanda irgendwann. Ich musste mich bemühen, nicht zusammenzuzucken, und atmete stattdessen nur einmal tief durch. Erleichterung durchflutete mich. Sie sprach mit mir. Das war ein gutes Zeichen. Ich griff nach Amandas Handtasche und fand recht schnell eine Packung Papiertaschentücher.

„Hier, bitte", sagte ich leise. Im Gegensatz zu mir konnte Amanda es nicht verhindern, zu erschaudern. Zögerlich löste sie eine ihrer schlanken Hände von ihrem Gesicht. Sie senkte den Kopf nach unten, sodass sie ihr Gesicht vor mir verbarg und tastete nach den Taschentüchern. Ich legte sie ihr in die Hand und sie murmelte ein leises Danke, ehe sie die Packung aufriss und ein Papiertaschentuch herauszog.

Während Amanda sich die Tränen von den Wangen wischte, zog ich mein Handy aus meiner Hosentasche und schrieb meiner Sekretärin eine kurze Nachricht. Dann legte ich es zur Seite und schloss meine Arme wieder um Amanda. Zwar schmiegte sie sich nicht in meine Umarmung, aber sie ließ es zu und riss sich nicht wutentbrannt los. Nachdem Amanda sich mehrmals leise die Nase geschnäuzt und mit mehreren Taschentüchern die Tränen von den Wangen gewischt hatte, blieb sie mit gesenktem Kopf still auf meinem Schoß sitzen. Es war, als wäre alle Kraft aus ihrem Körper entweicht.

Als es kurz darauf klopfte, zuckte sie heftig zusammen. Beruhigend strich ich ihr über den Rücken, während die Tür aufging und Daniel mit einem Handtuch ins Büro trat. Er sah kurz zu Amanda, die ihr Gesicht an meine Schulter presste, um es vor Daniel zu verbergen. Dann glitt sein Blick zu mir. Fragend und besorgt. Ich lächelte matt und nahm das Geschirrtuch entgegen.

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