Kapitel 16 - Caiden

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Als ich am Abend Daniel fragte, ob er mit mir Joggen und dann etwas trinken gehen würde, war ich noch immer so aufgeladen und frustriert durch das Gespräch mit Samantha, dass ich einfach eine Ablenkung brauchte. Mitten auf der Jogging Strecke hatte ich meinen besten Freund einfach hinter mir gelassen und war die restlichen Kilometer fast doppelt so schnell gelaufen wie sonst. An meinem Haus angekommen, war ich Daniel mit derselben Geschwindigkeit wieder entgegengelaufen. Danach hatte ich mich immerhin so sehr ausgepowert, dass ich neben ihm wieder zum Haus zurückjoggte. Wir duschten nacheinander, und machten uns gleich darauf auf den Weg in ein Pub. Ich hatte Daniel in einem kurzen Telefonat von Samanthas Besuch erzählt. Wenn er fand, dass ich überreagiert hatte, dann zeigte er es mir nicht. Er hatte dem Treffen einfach zugestimmt und mich meinen Frust abbauen lassen.

Wir fuhren in die Innenstadt, um eines unserer Lieblingspubs aufzusuchen. Es war zwar mitten in der Woche, doch als wir in die urige Bar kamen, war es trotzdem fast schon überfüllt. Daniel, der bisher sehr schweigsam gewesen war, deutete auf zwei leere Hocker direkt an der Bar. Wir suchten uns einen Weg durch die vielen Holztische, setzten uns an die Bar und bestellen beide ein Ale als der Barkeeper zu uns kam. Der Pub wirkte ein wenig heruntergekommen, doch das war der bewusste Stil. Es erinnerte fast an einen Irish Pub.

Das laute Stimmengewirr lenkte mich wie auch das Joggen von meiner Wut über Samantha ab. Ich konnte nicht sagen, wann genau es heute passiert war, aber die Frustration über die Abweisung der beiden hatte sich mittlerweile in Wut verwandelt. Ich konnte mit diesem Gefühl nicht umgehen und das machte mich rastlos.

„Hast du einen der beiden Mal beleidigt oder so?", fragte Daniel mich aus heiterem Himmel. Es dauerte einen Moment, bis ich verstand, wen er mit ‚einen von beiden' meinte. Ich runzelte die Stirn während ich nachdachte. Dann schüttelte ich den Kopf. „Ich habe Samantha und Maximilian nur selten gesehen und mich immer von ihnen ferngehalten. Wir hatten uns nie wirklich verstanden und die Antipathie zwischen und hätte nur zu Problemen zwischen Roger und mir geführt." Daniel nickte. „Und du bist dir sicher, dass diesem Maximilian die Stiftung nicht doch nur sehr wichtig ist?" Verwirrt sah ich von meinem Ale auf. „Was meinst du?"

„So wie ich das sehe, klingt es fast so als versucht Samantha alles, um ihren kleinen Bruder sein Lieblingsspielzeug wiederzubeschaffen."

„TiWo ist kein Spielzeug", erwiderte ich grimmig. Daniel nickte wieder. „Ja klar. Das war auch eher symbolisch und nicht wortwörtlich gemeint", erklärte er vielsagend. Meine Mundwinkel zuckten. „So wie ich das sehe, scheinen sie nichts gegen dich zu haben, sondern dagegen, dass jemand anderem als Maximilian die Stiftung gehört. Meine Theorie ist also, dass sie jeden versuchen würden zu bestechen."

„Aber Maximilian hat sich nie sehr viel aus der Arbeit von Roger gemacht. Zumindest habe ich nie etwas davon gemerkt." Daniel zuckte mit den Schultern und trank einen großen Schluck. „Das kann ich nicht sagen. Ich habe den Kerl nie getroffen. Jedenfalls solltest du aufhören die ganze Sache persönlich zu nehmen und die Wut vergessen. Denn ich denke nicht, dass die beiden es persönlich meinen."

Schweigend betrachtete ich mein Glas, an dem ein paar Dunsttropfen herabliefen. War das der Grund meiner Wut? Weil ich das alles einfach zu persönlich nahm? Daniel ließ mich in Ruhe darüber nachdenken und schwieg während er sein Ale genoss. Ich wusste nicht, ob ich ihm zustimmen konnte. Würden sie wirklich so bei jeden reagieren, der den Job bekommen hätte? Maximilian hatte anfangs sehr vielen Menschen von meiner vermeintlichen persönlichen Inkompetenz erzählt. Das hatte ihm nur nicht sehr viel gebracht, denn meine Arbeit sagte etwas ganz anderes aus. War das also eine Idee von ihm gewesen, die nichts mit mir, sondern mit meiner neuen Stellung in der Stiftung zu tun hatte? Maximilian kannte mich nicht gut genug, um meinen Charakter bewerten zu können. Also klang das, was Daniel gesagt hatte, sehr plausibel. Und alles, was Samantha versuchte hatte, war mir immer wieder Geld anzubieten. Das hätte sie auch bei jedem anderen machen können.

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