Kapitel 4 - Caiden

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Einen Monat später.

Gähnend stellte ich die Kaffeetasse auf den Tisch, ehe ich mich hinsetzte. Die Nächte wurden gefühlt immer länger, die Zeit zum Schlafen dabei aber kürzer. Trotzdem schien es, als hätte der Tag zu wenig Stunden, um mit allen Aufgaben bei TiWo fertig zu werden. Dennoch hatte sich der letzte Monat ausgezahlt. Es war anfangs schwer gewesen, die Mehrheit davon zu überzeugen, dass ich der geeignete Nachfolger für den Posten als Vorsitzenden war. Selbst wenn Roger mit dem Vorstand vor seinem Tod schon darüber gesprochen hatte. Mich einfach so aber geschlagen zu geben, gehörte nicht zu meinen Charaktereigenschaften. Sehr überzeugend habe ich nach und nach jedes Vorstandsmitglied wieder auf meine Seite gezogen. Ich wusste, dass nicht alle treu hinter mir standen, wie es bei Roger der Fall gewesen ist. Doch war ich zuversichtlich, dass sich das mit der Zeit ergeben würde. Wenn Maximilian erst einmal die Füße wieder stillhalten würde, wäre es ein Leichtes die anderen von mir zu überzeugen. Immerhin habe ich sie schon so weit bekommen, mich als offiziellen Nachfolger vorzustellen.

Zufrieden mit meiner Leistung biss ich von meinem Marmeladentoast ab und trank danach einen Schluck Kaffee. Danach nahm ich mir das Tablet und überflog die einzelnen Schlagzeilen. Ein wenig gelangweilt wischte ich über den Touchscreen, bis ich bei einer Überschrift hängen blieb und große Augen machte.

„Senator Cadiz – Die Affäre beginnt, die Ehe endet ", las ich. In den letzten Tagen ging die Meldung rum, dass Cadiz jahrelang seine Frau betrogen und mehrere uneheliche Kinder gezeugt haben soll, wobei er sich für Monogamie und Treue in allen Lebenslagen aussprach und so viele Bürger von seinem Charakter überzeugt hatte. Tatsächlich hatte ich ihn immer als soliden Politiker wahrgenommen. Umso erstaunter war ich über die Anschuldigungen der Daily Mail gewesen.

Ich überflog den Text und die Beweise, die die Zeitung gesammelt hatte. Sie wirkten stichfest und wenn man der Meldung glauben konnte, war schon die Scheidung eingereicht worden. Ich scrollte weiter und kam zum Profil des Reporters. Das Bild-Icon fehlte, doch daneben stand der Name Amanda Davies. Für diese Frau schien es der Durchbruch ihrer Karriere zu sein. Bitter, dass für ihren Erfolg ein anderer leiden musste. Selbst, wenn dieser Jemand ein Arschloch war. Ich fand es fraglich, dass eine Person für den eigenen Profit anderen schaden musste. Jeder musste seinen Job machen, keine Frage, aber Geld dafür bekommen, um Leben zu zerstören? Das hätte für mich einen faden Beigeschmack.

Ich schüttelte den Kopf, legte das Tablet weg und aß in Ruhe mein Frühstück auf. Keine Sekunde zu früh klingelte es an meiner Tür, die, wie ich hörte, im nächsten Moment auch schon von allein aufging.

„Wieso klingelst du, wenn du doch sowieso deinen Schlüssel benutzt?", fragte ich und sah meinen besten Freund fragend an, nachdem er die Treppe hoch meine Küche betrat.

„Damit du weißt, dass ich da bin. Sonst müsste ich doch schreien. Und das wäre mir zu lästig."

„Lästig hm?"

Daniel setzte sich nickend mir gegenüber und grinste. „Schon aufgeregt? Heute Abend ist es so weit."

„Frag mich nochmal, bevor ich auf die Bühne gehe, um eine Rede zu halten." Wir grinsten uns an bis Daniel schließlich den Kopf schüttelte. „Hast du denn eine Rede geschrieben?"

„Sehe ich so aus?"

„Nein."

„Eben."

„Du bist jetzt aber auch nicht der spontane Typ."

„Aber auch nicht der, der eine stumpfe Rede vorher schreibt", gab ich schnaubend von mir.

Kapitulierend hob Daniel die Hände. „Okay okay."

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