Kapitel 49 - Caiden

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„Was hat sie dir getan, Daniel? Wieso behandelst du Amanda, als hätte sie Schuld an allem?" Verdammt wütend auf meinen besten Freund sah ich ihn mit zusammengekniffenen Augen an. Ich konnte mich nicht erinnern, jemals so kurz davor gewesen zu sein, ihm zum Teufel zu scheren. Ganz egal, was zwischen uns war, wir hatten uns immer wieder zusammengerauft. Aber seine offensichtliche Abneigung Amanda gegenüber verärgerte mich. Denn er hatte keinen Grund dazu. Immerhin war es immer sie gewesen, die seine Launen eingesteckt und dann doch wieder einen Schritt auf ihn zugemacht hatte. Wo also lag sein Problem?

„Ich mache sie nicht für alles verantwortlich." Resigniert seufzte Daniel und ließ sich in seinen Sessel sinken. Ich blieb stehen, da ich weder Lust noch Zeit hatte, heute mit ihm länger, als ein paar Minuten darüber zu diskutieren.

„Ich wollte nur, dass sie den Namen ausspuckt. Wir müssen schnell handeln Caiden, sonst nimmt man dir deinen Job. Und ich weiß, wie viel Arbeit du in die Stiftung gesteckt hast. Es wäre ein Schlag ins Gesicht, wenn man dich wegen Veruntreuung von Spendengeldern anzeigen würde."

„Man kann mich nicht anzeigen. Die Berichte sind falsch", erinnerte ich ihn.

„Das mag sein, aber sie können dich trotzdem deines Amtes entheben. Was machst du dann? Amanda musste uns endlich den Namen sagen. Und wenn ich ihr dabei auf die Füße getreten bin, dann tut es mir leid, aber auf solche Empfindlichkeiten können wir nicht achten."

„Empfindlichkeiten? Verdammt Daniel. Verstehst du nicht, dass Amanda alle Prinzipien an die sie glaubt, über Bord geworfen hat, nur um uns einen einzigen gottverdammten Namen zu verraten? Ist der Schutz eures Algorithmus nicht auch wichtig? Was wäre, wenn wir den aus dir herauspressen würden?"

„Das kannst du nicht vergleichen. Sie ist-"

„Überlege dir jetzt ganz genau, was du sagen willst. Ich habe die Nase voll von deinen Anfeindungen ihr gegenüber, weil sie Journalistin ist. Sie schreibt Artikel, ja. Sie schreibt über das Leben anderer. Aber sie zieht sie nicht in den Dreck, wie es die Reporter damals mit deiner Mutter getan haben, als ihre Affäre aufgedeckt wurde. Amanda ist eine wundervolle Frau. Ich liebe sie und ich werde nicht mehr mit zusehen, wie du sie in die Enge treibst. Denn ich hasse es, die Angst und Traurigkeit in ihren Augen zu sehen."

Daniel schwieg und sah mich nur an, aber ich war noch nicht fertig. „Wenn Samantha mir meinen Job nimmt, dann ist das so. Wenn sie versucht, mir zu schaden, dann nehme ich auch das hin. Aber das ist mir alles vollkommen egal, wenn ich dafür weiß, dass es Amanda gut geht. Sie ist für mich das Wichtigste. Sie steht an erster Stelle. Und ich weiß, dass sie zu mir halten wird. Ganz egal, was auf uns zukommt. Ich sage es dir jetzt ein letztes Mal. Ansonsten weiß ich nicht, wie wir weitermachen sollen. Werde deinen Groll los und hör auf, Amanda so abweisend zu behandeln. Das hat sie nicht verdient."

Ich atmete schwer, so sehr hatte ich mich in Rage geredet. Noch immer sah mich Daniel schweigend an. Doch das war mir vollkommen egal. Ich hatte gesagt, was gesagt werden musste. Ich spürte bereits, wie die Wut in mir langsam wieder verrauchte. Scheinbar hatte ich das gebraucht.

„Du liebst sie", sagte Daniel leise. Es war keine Frage, sondern nur eine Feststellung. Ich sah ihn an und nickte. „Das tue ich."

„Bisher hast du das noch nie gesagt. Über keine Frau."

„Und weiter?" Ich zog die Augenbrauen zusammen. Daniel ließ die Schultern hängen. „Nichts weiter. Ich glaube, ich habe einfach nicht geglaubt, dass du wirklich so viel für sie empfinden würdest. Es tut mir leid. Ich weiß, das habe ich schon mehrmals gesagt. Aber ich meine es dieses Mal wirklich so. Scheinbar reagiere ich über, wenn es um die Sicherheit meines besten Freundes geht." Mit einem schiefen Grinsen sah Daniel zu mir auf. Ich schnaubte und versuchte kläglich, mir ebenfalls ein Grinsen zu verkneifen.

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