Kapitel 52 - Amanda

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Teil 1 der Lesenacht: Willkommen im Finale

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Lydia sagte gerade etwas zu Charlie. Dieser schmunzelte und nickte. Dann schien er uns zu bemerken und sah zu uns herüber. Für einen Moment schien die Zeit stillzustehen, ehe Charlie mehrmals blinzelte. Schließlich zeigte er zwischen uns hin und her.

Dad." Caiden löste sich von mir. „Darf ich dir Amanda vorstellen. Oder sollte ich besser sagen. Schau mal, ich habe eine gemeinsame Freundin mitgebracht."

Gemeinsame Freundin?", fragte Lydia verblüfft. Ich lachte und schüttelte den Kopf. Dann trat ich zu Caidens Vater. „Hallo Charlie. Wie geht es Ihnen?"

Amanda! Ja aber, Sie sagten doch, Sie hätten bereits einen Mann kennengelernt", fragte er vollkommen verdattert. Lächelnd sah ich zu Caiden. „Ja, manchmal kommt alles ein wenig anders." Für mich stand fest, den beiden nichts von unserem holprigen Start zu erzählen. Ich hatte mit Caiden vorher nicht drüber gesprochen, weshalb er mir einen dankbaren Blick zuwarf.

Plötzlich zog Charlie mich in eine feste Umarmung und ähnlich wie bei Lydia erwiderte ich die Geste etwas ungelenk, was aber keinen aufzufallen schien. Dann löste er sich von mir und musterte mein Gesicht. „Wie ich sehe, hast du auf meinen Rat gehört. Du versteckst dich nicht mehr", sagte er mit einem Blick auf meine Sommersprossen. Ich nickte und Caiden schloss seine Arme von hinten um mich.

Verstecken?", fragte er etwas ungelenk in der Position.

Das mein Sohn, muss dir deine Freundin schon selbst erklären."

Du kennst Amanda?", fragte Lydia noch immer sichtlich verwirrt. Charlie grinste und nickte. Dann begann er von unserem E-Mail Austausch und dem Interview mit dem Artikel zu sprechen. Als Lydia begriff, dass ich den Artikel verfasst hatte, strahlte sie mich an. Sie erzählte mir, ihn ausgedruckt und sicher verstaut zu haben, damit man ihn immer wieder lesen konnte. Es rührte mich, dass ihr meine Arbeit so gut gefiel. Normalerweise hörte ich selten etwas von den Familien und Freunden meiner Interviewpartner. Daher tat das Lob ungemein gut.

Ich habe Ihnen beiden eine Kleinigkeit mitgebracht."

Lydia lächelte mich überrascht und noch immer glücklich an. Ich reichte ihr die hübsche Teedose aus Holz. Ich hatte mich erinnert, wie Charlie erwähnt hat, dass seine Frau gerne schottischen Breakfast Tea trank, weshalb ich ihr eine Dose gekauft hatte. Dass sie geborene Schottin war, hatte Charlie nicht erwähnt, aber Lydia freute sich dennoch. Sie bedankte sich mehrmals und kündigte an, sofort eine Kanne zuzubereiten. Charlie schenkte ich ein Buch über Kurzgeschichten. Dabei handelte es nicht darum, wie man Kurzgeschichten schrieb, worauf man achten musste und was vermieden werden sollte, sondern anhand von Beispielen wurde die Geschichte und Kunst der Kurzgeschichten erklärt. Ebenso begeistert wie Lydia bedankte auch er sich bei mir. Dann folgte er seiner Frau in die Küche, um ihr das Buch zu zeigen.

„Amanda?", flüsterte Caiden an meinem Ohr.

„Hm?" Ich lehnte noch immer mit dem Rücken an Caidens Brust, während er mich umfangen hielt und an sich drückte. Die Umarmung wurde etwas fester.

„Ich liebe dich."

Mit jedem einzelnen Wort strich Caidens Atem über mein Ohr und an meinem Hals entlang. Gänsehaut breitete sich in meinem Nacken aus. Was aber nicht nur an dem Atemhauch lag, sondern mehr an den Worten, die langsam aber sicher in mein Bewusstsein drangen. Mein Herz setzte einen Takt aus und jagte dann donnernd davon. Ich starrte auf die Sofalandschaft vor mir, ohne etwas wirklich wahrzunehmen. Unerwartet sammelten sich Tränen in meinen Augen. Schnell presste ich die Lieder zusammen, aber ich konnte nicht verhindern, dass zwei Tränen dennoch über meine Wangen liefen.

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