Der Palantir

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Spät ist die Stunde, aber ich wollte euch das neue Kapitel nicht vorenthalten.
Viel Spaß beim Lesen!

Aragorn trat hinaus in die dunkle, sternenklare Nacht und sah sich um. Edoras lag ruhig vor ihm, trotzdem brannten in den Häusern noch immer einige Kaminfeuer. Die große Feier in der Goldenen Halle war vorüber, doch viele Familien hatten sich nun um die heimischen Herde versammelt, um weiter ihren Toten zu ehren.

Zwei Gestalten, die still nebeneinander hinter Meduseld saßen, erweckten Aragorns Aufmerksamkeit und mit einem Lächeln auf den Lippen trat er näher.

Legolas sah zu dem Waldläufer auf, als dieser neben ihm stand, bewegte sich jedoch nicht weiter. Elerína hatte ihren Kopf in seinen Schoß gebettet und schlief ruhig.

„Ich bin froh, dass ihr euch ausgesprochen habt", sagte Aragorn leise.

„Ich auch", lächelte Legolas und blickte zu der schlafenden Frau hinab. „Es war nicht leicht."

„Das kann ich mir vorstellen."

Plötzlich rührte Elerína sich leicht und unterbrach so das Gespräch der beiden Freunde. Sie zitterte im Schlaf und verzog schmerzerfüllt das Gesicht. Es schien fast als versuchte sie mit aller Macht aufzuwachen, aber dass etwas sie im Schlaf gefangen hielt.

„Elerína?", fragte Legolas besorgt und rüttelte sanft an ihrer Schulter, doch die Kriegerin schlug die Augen noch immer nicht auf.

„Nicht die Steppe", murmelte sie schwach und irritiert hob Legolas den Blick und suchte das wogende Gras-Meer von Rohan ab.

„Was hat sie?", fragte Aragorn verwirrt.

„Ich weiß es nicht", meinte Legolas und starrte besorgt in die Dunkelheit. „,Die Sterne sind verhüllt. Etwas rührt sich im Osten, eine schlaflose Bosheit. Das Auge des Feindes nähert sich.'"

Aragorn folgte dem Blick des Elben, konnte jedoch nichts entdecken.

„,Er ist hier!'", rief Legolas aus und im gleichen Augenblick schoss Elerína mit schreckgeweiteten Augen in die Höhe.

„Der Palantir!", sagte sie nur schweratmend und sprang auf. Ohne zu zögern rannten sie zu dritt durch die Goldene Halle und in die Schlafkammer der Gefährten. Erschüttert blieben sie im Türrahmen stehen.

Pippin lag auf dem Boden und krümmte sich vor Schmerzen, die schwarze Kugel aus Isengard fest in den Händen, von der nun ein bedrohliches Glühen ausging. Gandalf, von Pippins Schreien geweckt, sprang aus dem Bett, doch Aragorn war schneller. Er beugte sich über Pippin und entriss ihm den schwarzen Stein, nur um in der nächsten Sekunde zu Boden zu sinken. Legolas fing seinen Freund auf, während die Kugel über den Boden rollte.

„Berühre ihn nicht!", warnte Elerína Merry, der ängstlich zur Seite sprang. Gandalf warf eine Decke über die Kugel und wandte sich zu Pippin um.

„,Närrischer Tuk!'", fluchte er, verstummte jedoch als er die reglose Gestalt des Hobbits bemerkte.

„Was ist mit ihm?", fragte Merry panisch. Gimli zog ihn sanft, aber bestimmt zurück, damit Gandalf zu Pippin gehen konnte.

„Er wurde von einer dunklen Macht übermannt", flüsterte Elerína entsetzt.

„Ein Schatten liegt über seinem Geist", stimmte Gandalf ihr zu und sah Elerína an. „Du musst mir helfen."

„Was soll ich tun?", fragte Elerína ohne zu zögern und kniete sich ebenfalls zu Pippin auf den Boden.

„Öffne deinen Geist und ziehe die Schatten aus ihm heraus", erklärte Gandalf ihr.

„Das habe ich noch nie gemacht", erwiderte Elerína skeptisch. „Ich weiß nicht, ob ich dazu in der Lage bin."

SternengekröntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt