Elerínas Körper fühlte sich taub an. Merry und Pippin waren offensichtlich dem Angriff der Rohirrim zum Opfer gefallen und zusammen mit den Uruks getötet worden.
Gandalf. Boromir. Und nun Merry und Pippin. So viele Verluste in so kurzer Zeit.
Ein schmerzerfüllter Schrei voller Verzweiflung riss Elerína aus ihren Gedanken. Aragorn hatte einen Uruk-Helm quer über das Feld gekickt und war auf die Knie gesunken. Gimli und Legolas standen stumm neben dem trauernden Waldläufer und hatten die Köpfe gesenkt. Schließlich flüsterte der Elb einen leisen Abschied auf Sindarin.
Elerína spürte zum ersten Mal Neid auf Legolas. Der blonde Elb war nach den Maßstäben der unsterblichen Rasse noch jung und hatte viel Zeit bei seinem Volk verbracht. Die Sterblichkeit war ein Mysterium, welches er noch nicht ergründet hatte und so ließen ihn die Tode seiner Gefährten mehr erstaunt als trauernd zurück.
Elerína hingegen spürte das Gewicht der vielen Lebensjahre, die sie zählte, plötzlich auf sich lasten. Sie hatte in vielen Kriegen gekämpft und in jedem einzelnen hatte sie gute Freunde verloren. Der Tod war kein Geheimnis mehr für sie, auch wenn sie selbst bisher von ihm verschont worden war. Trotzdem traf der stechende Schmerz der Trauer Elerína jedes Mal aufs Neue hart und unnachgiebig und vor ihrem inneren Auge zogen all diejenigen vorbei, deren Tod sie nicht hatte verhindern können. Elendil, Isildur, Gandalf, Boromir, Merry und Pippin waren nur ein kleiner Teil einer langen Liste von Namen, auch wenn ihr Tod am meisten schmerzte.
Aragorn sagte etwas leise und strich abwesend über eine plattgedrückte Stelle im Gras.
Elerína zwang sich dazu die Stelle ebenfalls im Augenschein zu nehmen. Dort waren also ihre beiden kleinen Freunde gestorben.
Doch als die Kriegerin das Gras zu ihren Füßen betrachtete, runzelte sie die Stirn. Etwas war seltsam an der Stelle.
„Wo ist das Blut?", fragte sie leise und ihre Augen weiteten sich, als ihr bewusst wurde, was sie soeben entdeckt hatte.
„Was meinst du?", fragte Gimli ahnungslos und sah Elerína skeptisch an.
„Wenn Merry und Pippin dort lagen und von den Rohirrim getötet wurden", erklärte sie langsam. „Dann müssten auf dem Gras Blutflecken sein. Es hat nicht geregnet, also kann es nicht abgewaschen worden sein."
Aragorn, der Elerínas Bemerkung gehört hatte untersuchte die Stelle genauer und erkannte überrascht, dass sie vom Schlachtfeld fortgekrochen waren.
Sofort war er wieder auf den Beinen und lief dich gebückt über das Gras.
Plötzlich hob er ein zerschnittenes Seil auf. Die beiden Hobbits hatten sich befreit.
Zum ersten Mal, seit der Begegnung mit Éomer, wagte Elerína wieder zu hoffen. Wenn Merry und Pippin die Fesseln losgeworden waren, war es möglich, dass sie hatten entkommen können.
Legolas, Gimli und Elerína folgten dem Waldläufer inzwischen über das Feld, die Blicke ebenfalls Richtung Boden gerichtet. Elerína lächelte leicht als sie an den Mut der zwei Hobbits dachte. Merry und Pippin hatten das Chaos der Schlacht genutzt und waren verschwunden, jetzt mussten sie die Kleinen nur noch finden.
Ein Schatten, der sich plötzlich über ihnen ausstreckte, ließ Elerína wieder aufsehen und das Lächeln auf ihren Lippen gefror.
Die Spuren hatten sie zum Fangorn-Wald geführt. Gimli schüttelte den Kopf und grummelte leise, welcher Wahnsinn sie dort hineintrieb.
„Angst und Unwissenheit", erwiderte Elerína leise und nährte sich langsam der Baumgrenze. Obwohl die Sonne hochstand, fiel kein Licht durch die Baumkronen und bereits wenige Meter in den Wald hinein herrschte tiefe Schwärze.
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Sternengekrönt
De TodoLelyaël hatte sich sehr gefreut, als sie eine Einladung von ihrem alten Freund Bilbo zu dessen 111. Geburtstag erhielt. Dass sie dort auf den Zauberer Gandalf treffen würde, hatte sie jedoch nicht erwartet und auch nicht, dass sie Zeuge davon werden...