Legolas saß erneut auf der Lichtung und betrachtete die Blumen um ihn herum. Er war seit Elerínas Aufbruch eine Woche zuvor jeden Tag hierhergekommen und hatte an sie gedacht. Es war allein seine Schuld, dass er sie verloren hatte. Das war ihm nur allzu deutlich bewusst. Er hätte ihr das mit ihrer Familie niemals verschweigen dürfen.
Hufgetrappel und die Stimmen von Gimli und Aragorn nährten sich ihm und überrascht sah er sich nach ihnen um. Er hatte ihnen die Lichtung nie gezeigt und doch hatten sie ihn gefunden.
„Bei den Valar, wärst du nach Mordor gegangen hättest du dich nicht besser verstecken können, Spitzohr", grummelte Gimli und stieg von seinem Pony.
„Woher wusstet ihr wo ich bin?"
„Von Thranduil", antwortete Aragorn ihm.
Legolas runzelte verwirrt die Stirn. Er hatte auch seinem Vater die Lichtung nie gezeigt. Nur Elerína war mit ihm bisher hier gewesen.
„Scheinbar weiß der König des Waldes, was in seinem Reich vorgeht", fuhr Aragorn schulterzuckend fort, da er Legolas Gedanken erraten hatte. Sein Blick glitt zu den goldenen Blumen. „War sie das?"
„Ja."
„Beeindruckend", stellte Gimli fest. „Ich bin ja nicht so für Pflanzen zu haben, aber diese hier sind wirklich schön anzusehen."
Legolas schwieg und strich über eine der zarten Blüten. Er wollte nicht daran denken, dass die Blumen spätestens im Herbst verblühen würden und dann vermutlich für immer fort waren.
„Was wollt ihr?", fragte er leise. Er kam nicht umsonst hierher. Er wollte seine Ruhe haben.
„Wir ertragen es nicht mehr, dich so zu sehen, Legolas", erklärte Aragorn und ließ sich neben den Elb ins Gras fallen. „Wir dachten, dass du irgendwann die Augen aufmachst und siehst, was zu tun ist. Aber..."
„Aber da du offensichtlich nicht selbst darauf kommst", fuhr Gimli fort. „Stoßen wir dich eben mit der Nasenspitze darauf."
„Wovon sprecht ihr?"
„Elerína liebt dich und du liebst sie", sagte Aragorn. „Und wenn ihr diesen Streit nun zwischen euch kommen lasst, werdet ihr beide jede Form von Glückseligkeit verlieren."
„Was soll ich denn deiner Meinung nach machen?"
„Die Frage ist: Was kannst du in dieser Situation machen? Du kannst hierbleiben, alles geschehen lassen und in deiner Trauer versinken oder du stehst endlich wieder auf und reitest ihr nach!"
„Um was zu tun?", hakte Legolas nach. „Soll ich sie erneut bitten zu bleiben? Sie darum bitten ihre Familie nicht länger kennen lernen zu wollen? So egoistisch werde ich nicht sein. Nie wieder."
„Spitzohr, du bist wirklich schwer von Begriff", stellte Gimli fest und baute sich direkt vor Legolas auf. „Geh verdammt nochmal mit ihr auf dieses Schiff und begleite sie nach Aman! Ist dir diese Idee denn gar nicht in den Sinn gekommen?"
Doch das war sie. Es war sein erster Gedanke gewesen, als Elerína ihn verlassen hatte und er war nicht mehr aus seinem Kopf verschwunden.
„Ich kann nicht einfach gehen", sagte er leise. „Ich bin noch immer der Prinz des Düsterwaldes. Ich habe eine Verantwortung gegenüber meinem Volk. Viele von ihnen wollen die neue Kolonie in Ithilien gründen. Soll ich ihnen einfach den Rücken kehren nur für die leise Hoffnung, dass Elerína mir eines Tages verzeihen kann? Was wäre ich dann für ein Prinz?"
„Ein Prinz der Gefühle zulässt und mit dem Herzen entscheidet", erwiderte Aragorn. „Und daran ist nichts Falsches. Wenn ich eine Sache inzwischen gelernt habe, dann dass man manchmal auch das eigene Glück über das der anderen stellen muss. Denn wenn du ihr nicht folgst, glaubst du wirklich, dass du dann noch fähig wärst, dein Volk zu führen?"
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Sternengekrönt
RandomLelyaël hatte sich sehr gefreut, als sie eine Einladung von ihrem alten Freund Bilbo zu dessen 111. Geburtstag erhielt. Dass sie dort auf den Zauberer Gandalf treffen würde, hatte sie jedoch nicht erwartet und auch nicht, dass sie Zeuge davon werden...