Der Wächter

1.7K 90 4
                                    

Lelyaëls Kopf schmerzte als sie langsam wieder zu sich kam. Um sie herum gab es nichts außer Kälte und Dunkelheit und sie brauchte einen Moment, um sich daran zu erinnern was passiert war.

Ein Blitz hatte eine Lawine ausgelöst und die Gemeinschaft des Ringes auf dem Pass des Caradhras begraben. Lelyaël hatte Gandalf in letzter Sekunde vom Abgrund weggezogen und dann die Arme nach oben gerissen, um sich zumindest ein wenig vor dem herabstürzenden Schnee zu schützen. Offensichtlich war dies auch die richtige Reaktion gewesen, denn sie hatte so einen kleinen Hohlraum erschaffen, so dass sie zumindest ein wenig Luft zum Atmen hatte.

Trotzdem war ihr bewusst, dass ihr nicht viel Zeit blieb. Wenn der Schnee erst einmal fest wurde, wäre sie eingeschlossen.

Vorsichtig bewegte Lelyaël die Hände und testete, ob sie den Schnee in eine Richtung schieben konnte. Sie hatte Glück, denn der Schnee über ihr gab leicht nach und so schob sie ihre Arme weiter. Plötzlich durchbrachen ihre Finger eine letzte Barriere und dann spürte sie kalte Winde über ihre Haut streifen. Mit der Gewissheit, dass dies der Weg nach draußen war, stemmte sie ihren Körper Stück für Stück nach oben und durchbrach schließlich mit dem Kopf die eisige Decke.

Erleichtert schnappte sie nach Luft und sah sich um. Legolas wühlte sich nur wenige Meter neben ihr ebenfalls aus dem Schnee. Er hatte zwar gefährlich nah am Abgrund gestanden, allerdings auch auf einer kleinen Erhöhung, sodass er nicht ganz so tief in den Schnee eingesunken war, wie Lelyaël.

„Alles in Ordnung?", rief er zu ihr herüber, sobald er auf den Füßen stand.

Sie wollte seinem Beispiel folgen, musste jedoch feststellen, dass ihr rechtes Bein eingeklemmt war. „Ich stecke im Schnee fest", erwiderte sie und versuchte die weißen Massen fort zu schieben.

Sofort war Legolas an ihrer Seite und half ihr sich zu befreien. Er reichte der Frau eine Hand und zog sie schließlich aus dem Schnee. Dankbar nickte sie ihm zu, dann sahen sie sich nach den anderen Gefährten um.

„Dort", machte Lelyaël den Elb auf eine Hand aufmerksam, die aus der weißen Decke hervorragte. Legolas eilte sofort zu der Stelle und half Aragorn sich zu befreien, während sie zu einer anderen Stelle lief, an der Gandalfs Stab im Schnee zu stecken schien.

Schließlich hatten Lelyaël und Legolas die anderen Gefährten erfolgreich aus der Lawine befreit und sogar das Pony Lutz war irgendwann aus den eisigen Massen aufgetaucht.

Erschöpft lehnte Lelyaël sich gegen die Felswand in ihrem Rücken und schlang die Arme um ihren Oberkörper. Ihre Kleidung war komplett durchnässt und noch immer wüteten kalte Winde um sie herum.

Nur am Rande bekam sie mit, dass die Männer um sie herum angefangen hatten über ihr weiteres Vorgehen zu diskutieren.

Gimli schlug erneut den Weg durch Moria vor und riss sie damit aus ihrem abwesenden Zustand. Der Gedanke an die alte Zwergenstadt gefiel ihr nicht, allerdings fiel ihr auch keine andere Lösung ein. Die Pforte von Rohan würde sie direkt zu Saruman führen und wenn die Gemeinschaft noch länger auf dem Bergpass verweilte, würden sie alle erfrieren, angefangen mit den Hobbits.

Gandalf überließ Frodo schließlich die Entscheidung und alle Blicke richteten sich auf den Hobbit.

Er sah zögernd zu seinen Freunden. Er sah die Notlage, in der sie sich alle befanden, doch gleichzeitig spürte er, dass Gandalf irgendwas in den Minen zu fürchten schien. Andererseits hatte der Graue Zauberer mit keiner Silbe erwähnt, was dieses Etwas war und so fasste Frodo schließlich den Entschluss, dass sie es mit den Minen probieren würden.

Gandalf nickte, doch die Sorge wich nicht aus seinem Blick.

~*~

Der Weg vom Pass zu den Toren Morias war nicht weit und so erreichte die Gemeinschaft bereits zwei Tage später ein ausgetrocknetes Flussbett, welchem sie folgten.

SternengekröntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt