So schnell wie die Dunkelheit und das drückende Gefühl Lelyaël umfangen hatten, so schnell war es auch wieder verschwunden und schwer atmend kniete sie am Boden der Schankstube.
Auch wenn sie noch ein wenig zitterte, hob Lelyaël suchend den Blick. Der Waldläufer war nicht mehr zu sehen, doch sie bemerkte einen hochgewachsenen Schatten, der in diesem Moment durch die Hintertür verschwand und dabei eine kleine Gestalt vor sich herschob.
Sofort war sie auf den Beinen und rief die übrigen drei Hobbits zu sich. Mit ihnen im Gefolge lief sie ebenfalls zur Hintertür und rannte den Gang hinunter. Sie vermutete, dass dieser Streicher mit Frodo über den Hinterhof verschwinden wollte.
Als sie jedoch leise Stimmen aus der kleinen Schankstube vernahm, blieb Lelyaël abrupt stehen und lauschte. War der Waldläufer vielleicht gar nicht aus dem Gasthaus verschwunden?
Auch Sam, Merry und Pippin schienen etwas gehört zu haben und bevor die Frau sie aufhalten konnte, stürmten die drei die kleine Stube.
Sofort zog sie ihr Schwert und trat ebenfalls in den Raum. Innerhalb eines Wimpernschlags hatte sie die Situation erfasst.
Frodo stand angespannt und verängstigt vor dem Kamin, war jedoch unverletzt. Neben ihm ragte der Waldläufer auf. Seine Kapuze hatte er abgesetzt, so dass Lelyaël zum ersten Mal einen Blick auf sein Gesicht werfen konnte. Der Mann hatte ein bleiches, strenges Gesicht, dunkle Haare, die ihm strähnig ins Gesicht fielen und einen leichten Bart. Seine scharfen Augen waren grau und kamen ihr auf eine merkwürdige Weise bekannt vor. Was sie jedoch in dem Moment mehr beschäftigte, war das Schwert, welches er in seinen Händen hielt und auf Sam, Merry und Pippin gerichtet hatte.
Plötzlich stahl sich jedoch ein leichtes Schmunzeln auf sein Gesicht und er steckte die Klinge wieder weg. Dann wandte er sich Lelyaël zu, die ihr Schwert noch immer umklammerte. „Ich bin ein Freund von Gandalf dem Grauen."
„Tatsächlich?", fragte sie ihn skeptisch. „Wieso sollten wir Euch glauben?"
„Ihr seid in großer Gefahr, wenn ihr länger auf den Zauberer wartet. Sie werden bald hier sein."
Sie spürte einen kalten Schauer ihren Rücken hinabfließen. „Ihr wisst wer uns verfolgt. Woher?"
„Das sagte ich bereits. Ich kenne Gandalf", wiederholte der Mann ruhig. „Er ließ mir eine Nachricht zukommen und beauftragte mich in Bree nach Hobbits, die in Begleitung einer Frau sein würden, Ausschau zu halten."
„Damit können nur wir gemeint sein, Lelyaël", rief Pippin aus.
Die Hobbits schienen sich langsam zu entspannen, doch Lelyaël war noch immer misstrauisch. An dem Waldläufer war etwas, was sie nicht ganz benennen konnte. Er weckte ein seltsames Gefühl in ihr.
„Ihr habt mir noch nicht Euren Namen verraten", sagte sie schließlich.
„Ihr könnt mich Streicher nennen."
„Hört auf mit mir zu spielen. Hier in der Gegend mag man euch Streicher nennen, aber das ist nicht Euer richtiger Name."
Der Mann zögerte noch einen Moment, bevor er ihr antwortete: „Ich bin Aragorn."
Lelyaël konnte ihre Verblüffung kaum verbergen. Diese Augen, wie hatte sie so blind sein können? Wie hatte sie ihn nicht erkennen können? Trotzdem musste sie sicher sein, dass sie sich nicht täuschte und er tatsächlich der Aragorn war.
„,Nicht alles, was Gold ist, funkelt, Nicht jeder, der wandert verlorn, Das Alte wird nicht verdunkelt, noch Wurzeln der Tiefe erfrorn'", zitierte sie langsam und beobachtete dabei die Reaktion ihres Gegenübers genau.
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Sternengekrönt
RandomLelyaël hatte sich sehr gefreut, als sie eine Einladung von ihrem alten Freund Bilbo zu dessen 111. Geburtstag erhielt. Dass sie dort auf den Zauberer Gandalf treffen würde, hatte sie jedoch nicht erwartet und auch nicht, dass sie Zeuge davon werden...